Wer einen Crashkurs in Sachen Recyclingwirtschaft sucht, kann am Mittwochabend die neue Folge „Marie Brand“ einschalten. Aber auch Freunde des klassischen Krimis und guter Unterhaltung kommen bei dem Kölner Duo auf ihre Kosten. Dieses Mal geht es auch um eine Liebelei.
Den Wasserrohrbruch in ihrer Wohnung nimmt Marie Brand relativ gelassen hin. Sie geht erstmal ermitteln. Schließlich wurde im versehentlich ausgekippten Inhalt eines Bauschuttlastwagens eine Leiche gefunden: einer der Fahrer, Lutz Köhm.
Der neue Fall der ZDF-Reihe um die Kölner Ermittlerin führt sie und ihren Kollegen Jürgen Simmel in die Tiefen der Kreislaufwirtschaft und in ein Milieu, in dem der Kommissar lieber das tragbare Blaulicht auf dem Dach seines Autos platziert und die Freundin des Opfers als erstes fragt: „Gerichtsvollzieher oder Schuldnerberatung?“ Das Duo erfährt von Strippenziehern und Machenschaften rund um das Geschäft mit Recyclingmaterial. Das Zweite zeigt die Folge „Marie Brand und der entsorgte Mann“ am Mittwoch um 20.15 Uhr.
Bei der Figur Köhm laufen dabei mehrere Fäden zusammen: Da ist sein ehemaliger Arbeitgeber. Eine Firma, die von einem Ehepaar geführt wird, das erkennbar auf Profit und Außendarstellung aus ist. Da ist ein Kumpel, der ihm einen neuen Job verschaffte und selbst als deutlich kleinerer Fisch in der Abfallwirtschaft unterwegs ist – nicht immer legal. Zuletzt stritten sich die beiden Männer. Da ist Köhms Ex, die ihn erst kürzlich vor die Tür gesetzt hat. Und da ist ein Verein von Umweltschützern, aus deren Reihen ein Mitglied bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, den Köhm verursacht hat.
An Verdächtigen hat Autor Timo Berndt also nicht gespart. Das Publikum kann aber den Überblick behalten, zumal nach und nach Alibis verifiziert werden. Doch wer sich zu früh sicher wähnt, sollte auf eine pikante Info gegen Ende der anderthalb Stunden gefasst sein.
Dass Autor Berndt in den Film allerhand Fakten rund um Recycling gepackt hat, mag für manche ein informativer und interessanter Crashkurs zu der Thematik sein. Andere langweilen die Abhandlungen vielleicht allerdings auch – zumal sie hin und wieder in bester Manier eines Schulreferats vorgetragen werden.
Da bieten die Einblicke in das Privatleben der Ermittelnden eine unterhaltsame Abwechslung: Brand (Mariele Millowitsch) hakt immer wieder bei ihrem Chef und Vermieter (Thomas Heinze) nach, was denn nun mit ihrer Wohnung sei. Der hat unterdessen das Problem, dass die ins Freie gestellten Möbel aus Brands Wohnung einfach abtransportiert wurden. Während er versucht, Simmel gegen dessen Widerstand mit ins Boot zu holen, um seine Mieterin möglichst lange abzulenken, ist der Kommissar (Hinnerk Schönemann) frisch verliebt.
Das wird nicht nur an der Musikauswahl im Auto deutlich – sondern auch, als er sich in typischer Simmel-Manier mit mindestens missverständlichen Äußerungen in die Bredouille bringt. Am Ende steht eine Affäre mit seiner Kollegin im Raum. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik und wird mit einer guten Pointe aufgelöst.
Das ZDF schickt die Kölner seit 2008 meist mittwochs oder samstags auf Verbrecherjagd und erfreut mit der Krimireihe ein Millionenpublikum. Die jüngste Folge „Marie Brand und der überwundene Tod“ – der 30. Fall – lockte Ende Januar 9,03 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen vor die Fernseher. Das waren 30,3 Prozent Marktanteil.
Gespickt ist die neue Episode mit knackigen Konversationen, die zusätzlichen Unterhaltungswert haben. So fragt Brand Simmel nach Ermittlungen beim Recycling-Großunternehmer: „Was haben wir wirklich gelernt?“ Der antwortet: „Viel über Joghurtbecher, wenig über Mord.“
[Marco Krefting]
Bildquelle:
- df-marie-brand-zdf: ZDF