Wenn ein Paar schon so lange zusammen ist, dass Freunde sogar die Namen von beiden verschmelzen, dann kann schon etwas im Argen sein. Davon erzählt ein Comedy-Drama auf Arte.
Hans und Anna haben das, wovon so viele Menschen träumen: eine harmonische Langzeitbeziehung. Die rundlichen Mittdreißiger sind schon seit 15 Jahren glücklich zusammen. So eng, dass die Umwelt sie schon nicht mehr als einzelne Wesen sieht. Durch welche Irrungen und Wirrungen aber auch die harmonischste Beziehung schlittern kann, führt „Die Hannas“ von Filmemacherin Julia C. Kaiser vor. Die temporeiche Tragikomödie, die im vergangenen Jahr in den Programmkinos lief, ist an diesem Donnerstag um 23.15 Uhr als deutsche Erstausstrahlung bei dem Kultursender Arte zu sehen.
Beweisen müssen sich die beiden Hauptstädter Anna und Hans längst nichts mehr, über Fettpolster und Schrullen wird großzügig der Mantel der Liebe gedeckt. In den Augen ihres Freundeskreises sind Anna und Hans auch sprachlich zu einer Einheit geworden: „Ein Toast auf die „Hannas“: Das einzige Paar, das es schafft, im Kompromiss glücklich zu sein“, prostet eine gemeinsame Freundin dem Langzeit-Duo fröhlich zu.
Doch das so harmonische Bild hat Risse. In Anna kommt Unzufriedenheit auf, ihrem Psychologen vertraut sie den Wunsch nach einem Ausbruch aus dem Alltagstrott an. Schon bald startet Anna erste Fluchtversuche. Eines Tages massiert die Physiotherapeutin ihre Patientin Nico (Ines Marie Westernströer) mit zweideutiger Absicht – und kommt ihr näher. Nico verliebt sich, langsam entwickelt sich eine Affäre, die die zurückhaltende Anna in einen Gefühlstaumel versetzt.
Derweil weckt ein von Liebesnöten geplagter Freund bei Hans sorgenvolle Überlegungen, dass auch seine eigene Beziehung vor dem Aus stehen könnte. Hans will dagegen angehen – und legt sich ein strammes Fitnessprogramm auf. Mit der strengen Trainerin Kim (Julia Becker) lässt er sich auf ein ebenso bizarres wie sinnliches Katz-und-Maus-Spiel ein, in dem sie bald die Rollen tauschen.
Was Hans und Anna zunächst nicht wissen: Zwischen Nico und Kim gibt es eine enge Verbindung. Und „die Hannas“ müssen sich bald die Frage stellen, vor der viele Paare in der Krise stehen: bleiben oder gehen?
Julia C. Kaiser ist nach ihrem Langfilmdebüt „Das Floß“ mit „Die Hannas“ ein Comedy-Drama mit fesselnder Bildergewalt gelungen, das mit seinen süffigen Farben an die Traumwelten in Michel Gondrys Filmen „Science of Sleep“ und „Vergiss mein nicht“ erinnern. Und die Dialoge in Kaisers Film kommen so frech und freigeistig daher wie man es von Berlinern eben kennt. Bei all den abrupten Szenenwechseln kann einem allerdings schon mal schwindelig werden. Genau wie in der Liebe.
[dpa]
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