Letzte „Aktuelle Kamera“ vor 30 Jahren

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Screenshot aus dem Onlinearchiv ARD Retro
Screenshot aus dem Onlinearchiv ARD Retro

Zum Abschied Elefanten: Vor 30 Jahren ging ein Stück deutsch-deutscher Mediengeschichte zu Ende: Kurz nach der DDR verschwand auch die „Aktuelle Kamera“.

„Das war’s“ – mit zwei Worten ging vor 30 Jahren ein Kapitel deutsch-deutscher Mediengeschichte zu Ende. Im Studio des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin-Adlershof verabschiedete sich Sprecher Wolfgang Meyer knapp von den Zuschauern – kurz vor 20.00 Uhr war am 14. Dezember 1990 die „Aktuelle Kamera“ Geschichte. Ein wenig mehr als ein Jahr nach dem Mauerfall verschwand nach 30 500 Sendungen das Nachrichten-Aushängeschild des DDR-Fernsehens vom Bildschirm.

Mit der Erstausstrahlung am 21. Dezember 1952 war der DDR ein kleiner Sieg im Systemkampf gelungen. Fünf Tage vor dem Start der „Tagessschau“ im Westen stellte die DDR eine regelmäßige Nachrichtensendung auf die Beine. Ausgerechnet zu Stalins Geburtstag, eine Reverenz an das sowjetische „Brudervolk“.

Am 21. Dezember 1952 ging die „Aktuelle Kamera“ in der DDR auf Sendung

Als Sprecher wurde der Schauspieler Herbert Köfer engagiert. Der las die Nachrichten zunächst nur einem kleinen Publikum vor: Im Osten Berlins gab es gerade einmal knapp 100 TV-Geräte. „Ich guckte jeden Abend vom Bildschirm, aber kein Mensch kannte mich. Keiner bat um ein Autogramm. Stolz war nur meine Sippe“, erinnerte sich Köfer später in einem Interview mit der Zeitschrift „Super Illu“.

obs/MDR Mitteldeutscher Rundfunk/MDR / Robert Strehler

Als Sprecher wurde der Schauspieler Herbert Köfer engagiert. Der las die Nachrichten zunächst nur einem kleinen Publikum vor: Im Osten Berlins gab es gerade einmal knapp 100 TV-Geräte. „Ich guckte jeden Abend vom Bildschirm, aber kein Mensch kannte mich. Keiner bat um ein Autogramm. Stolz war nur meine Sippe“, erinnerte sich Köfer später in einem Interview mit der Zeitschrift „Super Illu“.

Jahrzehnte lang lieferten sich die „AK“, wie sich der Name später abgekürzt einbürgerte, und die «Tagesschau» einen Wettstreit um die Deutungshoheit im Kalten Krieg. Nach dem fast zeitgleichen Beginn um acht wurde die «AK» 1960 vorgezogen, sie fand um 19.30 Uhr ihren endgültigen Sendeplatz.

Mit einem zunächst knappen Bildangebot – bewegte Filmschnipsel waren damals die Ausnahme – gewann mit den Jahren die „AK“ auf DDR 1 ein festes Publikum. Täglich schauten zu Beginn der 1960er Jahre eine Million Menschen zu. Parteitage, Staatsbesuche, Jahrespläne – die SED erkannte bald die Möglichkeiten des neuen Mediums als Sprachrohr der Partei. Am 15. Juni 1961 verkündete der SED-Chef und Staatsrats-Vorsitzende Walter Ulbricht im Fernsehen seinen legendären Satz: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ – freilich ein Märchen.

Zwei Monate später wurde die Mauer gebaut, das DDR-Fernsehen überschlug sich mit Sondersendungen. Dabei durfte „AK“-Sprecher Klaus Feldmann keinen redigierten Nachrichtentext vorlesen, sondern nur Verlautbarungen aus Ulbrichts Büro, wie er sich später in einem Gespräch mit dem MDR erinnerte.

Wie eng die Spielräume allmählich wurden, spürte die Redaktion vor allem mit dem sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968. „Journalismus ist die stärkste Waffe der Partei“ – unter diesem Motto wird die Einmischung der SED immer stärker. Viele Themen wurden tabu, etwa wenn mal wieder Waren knapp wurden. Mit dem Machtantritt von Erich Honecker lockerte die SED die Zügel etwas, doch das Tauwetter dauerte nicht lange.

„Journalismus ist die stärkste Waffe der Partei“

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ARD Retro“ gibt es auch eine eigene Abteilung mit historischen Sendungen der „Aktuellen Kamera“.

Bildquelle:

  • „Goldene Henne 2020“: Lebenswerk für Herbert Koefer: MDR
  • df-screenshot-aktuelle-kamera: Screenshot ARD Retro
28 Kommentare im Forum
  1. ... im dem man an die AkZwo (auf DDR2) im Design und der Gestaltung von MDR Aktuell anknüpfte und damit der Ighnoranz des Herrn Mühlfenzel (Rundfunk(abwicklungs)beauftagter der Bundesregierung) gegenüber der Arbeit der Adlershofer etwas entgegensetzte. Die haben, sobald das ZK der SED nichts mehr dreinzureden hatte, journalistisch "aufgedreht" und das gebracht, was die Leute interssiert und was Tatsache ist und sich so viel Vertrauen bei den Zuschauern erarbeitet., bevor Herr Mühlfenzel mit den Worten "bei mir ist die Aktenlage in Ordnung" ohne jede Anerkennung der Arbeit der Leute dort seit der Wedne den Sender schloss. Das Schließen des DDR-Fernsehens war logische Konsequenz der Vereinigung (anderes Mediensystem, ...), die Respektlosigkeit, die nicht nur da an den Tag gelegt wurde, jedoch nicht.
  2. Viele Mitarbeiter sind ja bei den neuen Sendern im Beitrittsgebiet untergekommen, aber auch im ZDF und den anderen Sendern der Bundesrepublik.
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