Der FC Bayern München ist heuteder erfolgreichste Fußballverein Deutschlands, doch wie begann die Geschichte der Münchner?. Heute Abend zeigt das Erste den Film „Landauer – Der Präsident“ über Kurt Landauer, der nach dem zweiten Weltkrieg den größten deutschen Fußball-Verein aufbaute.
Dass der FC Bayern Deutscher Rekordmeister ist, wissen die meisten. Dass er im vergangenen Jahr das Triple gewann, auch – und dass ein berühmter Ex-Präsident des Fußball-Clubs im Gefängnis sitzt, sowieso. Der Name Kurt Landauer aber ist in der Regel nur wirklichen Bayern-Fans ein Begriff. Dabei ist er im Grunde der Mann, der den Verein erfand und die Grundlage dafür legte, dass Uli Hoeneß daraus später einen internationalen Spitzenclub und ein erfolgreiches Unternehmen machte.
Landauer führte den Verein 1932 zu seiner ersten deutschen Meisterschaft und er wurde der erste Vereinspräsident nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Zeit dazwischen befand er sich im Schweizer Exil – und 30 Tage lang im Konzentrationslager Dachau. Kurt Landauer war Jude und wurde 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt.
Das ARD-Drama „Landauer – Der Präsident“ setzt dem ehemaligen Fußball-Boss, der fast schon in Vergessenheit geraten war, nun ein Denkmal. An diesem Mittwoch um 20.15 Uhr wird er im Ersten ausgestrahlt, Vor-Premiere feierte er im Sommer beim Filmfest München. Josef Bierbichler spielt den Präsidenten, der ein Charakterkopf gewesen sein und seine Sekretärin auch mal mit den Worten angefahren haben soll: „Habt ihr denn gar nichts gelernt außer „Heil Hitler“ sagen?“
Mit einer kurzen Sequenz aus glücklicheren Tagen, bevor Hitler an die Macht kam, macht der Film einen Zeitsprung und setzt nach Kriegsende wieder ein – mit der Rückkehr Landauers in das Land, das seine komplette Familie in Konzentrationslagern ermordet hatte. Er findet ein völlig zerbombtes München vor. Landauer aber macht weniger zu schaffen, dass seine Heimatstadt in Schutt und Asche liegt, als das, was der Nationalsozialismus mit den Menschen angerichtet hat. Er freundet sich mit einem kleinen Jungen – dem Sohn eines SS-Mannes – an, der Zeit seines Lebens gelernt hatte, jüdische Menschen zu hassen.
Obwohl Landauer Deutschland nichts schuldet – ganz im Gegenteil -, will er seinen Herzensverein nach dem Krieg wieder aufbauen – und die Konkurrenz der 60er gleich mit. Denn, das weiß er, nur ein Lokalderby zwischen dem FC Bayern und 1860 München hilft dem Fußball in der Stadt wieder auf die Beine.
Umso erstaunlicher ist es, dass Karl-Heinz Rummenigge, der 1974 zu den Bayern kam, zehn Jahre lang für den Verein spielte, ohne den Namen Landauer je gehört zu haben. Die langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ einst fassungslos, dass die Stadt München Landauer zwar eine Straße gewidmet hat – die sich aber „neben dem Klärwerk“ befindet.
Erst im vergangenen Jahr, 52 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1961, machte der FC Bayern Landauer zum Ehrenpräsidenten – dem dritten nach „Kaiser“ Franz Beckenbauer und Wilhelm Neudecker. Landauer sei für den Verein „eine der prägendsten Figuren des FCB im ersten halben Jahrhundert seines Bestehens“, sagte Uli Hoeneß damals. „Das ist eine Ehrung, die längst überfällig war.“ Das sahen auch die Ultras in der Bayern-Südkurve so, die Landauer zur Ikone erhoben haben. Im Februar dieses Jahres würdigten ihn die Fans in der Woche um den Holocaust-Erinnerungstag mit einer Choreographie.
Landauers Neffe Uri Siegel sagte einmal in einem Interview des Bayerischen Rundfunks: „Die Geschichte des FC Bayern beginnt nicht erst mit Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge und Co. Aber es ist ein allgemeines Problem, dass man die Vergangenheit – die gute und die schlechte – zu schnell vergisst.“[Britta Schultejans/chp]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com