Lästermaul ohne Gnade – David Letterman talkt auch noch mit 65

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Sein Markenzeichen ist Respektlosigkeit, seine Waffe Sarkasmus. David Letterman ist der König aller Talk-Master und gibt für Lacher aus dem Publikum gern den ironischen Narren. Mit Erfolg: Amerika liebt das Schandmaul der Late-Night-Shows.

Diesem Mann ist nichts heilig. Warum auch? David Lettermans unverblümte Fragen, seine skurrilen Einfälle und deftigen verbalen Seitenhiebe haben ihn dahin katapultiert, wo er seit 30 Jahren thront: An die Spitze der Late-Night-Talker. Letterman, der am 12. April seinen 65. Geburtstag feierte, gewann ein gutes Dutzend Emmy Awards und wurde viele Male für den höchsten Fernsehpreis der USA nominiert. Von Kollegen weltweit nachgeahmt, ist er in seiner frechen und unberechenbaren Art bis heute unerreicht.

Wenn der Gastgeber der „Late Show“ loslegt, kommen Politiker und Promis ins Schwitzen. Letterman quittiert das mit einem netten Lächeln, schiebt sich die Brille zurecht und legt noch einen nach – Gnade lässt er keine walten.
 
Der Sohn eines Blumenhändlers aus Indiana hatte erstmals am Radiosender seiner Universität von sich reden gemacht. Eine lokale Fernsehstation beschäftigte ihn als Moderator und Wettermann. Schon damals setzte sich Letterman über Regeln hinweg und beglückwünschte schon mal einen tropischen Sturm „zum Aufstieg in den Rang eines Hurrikans“.
 
Lange hielt er das Wettermann-Dasein nicht aus, Letterman zog nach Los Angeles. Als Aushelfer bei verschiedenen TV-Shows fiel er schließlich dem Team um Johnny Carson auf. So erfüllte sich der Traum, einmal in die Fußstapfen seines Idols zu steigen, früher als gedacht: Von 1978 an vertrat Letterman den Gastgeber der „Tonight Show“ regelmäßig. Bald darauf bot ihm NBC die Sendezeit im Anschluss an Johnnys Plauderstündchen an: Die „Late Night With David Letterman“ startete 1982 und wurde zum Inbegriff des subversiven Fernsehens.
 
Lettermans größter Erfolg kam nach seiner bittersten Niederlage: Als sich Altmeister Carson 1992 unerwartet verabschiedete, machte NBC nicht den von ihm favorisierten Letterman, sondern Jay Leno zum Nachfolger. Deprimiert verließ Letterman den Sender und übernahm bei der Konkurrenz CBS zeitgleich mit Leno die „Late Show“. Innerhalb weniger Monate hatte er Leno überflügelt und mit 5,5 Millionen mehr Zuschauer, als selbst Carson zuletzt erreichte. Lettermans Stern sank, als er in der Rolle des Gastgebers eine Oscar-Gala mit seinen faden Witzen verdarb, wie ihm die Kritik vorhielt.

Es folgten weitere Schläge: Eine Notoperation mit Bypässen rettete ihm knapp das Leben, sein einjähriger Sohn fiel 2005 um ein Haar einer Entführung zum Opfer. Und 2009 das absolute Tief: Der Starmoderator wurde wegen seiner Sexaffären mit Mitarbeiterinnen zur Zielscheibe von Frotzeleien der Kollegen. Letterman räumte vor laufender Kamera ein, „Sex mit Frauen, die für diese Show arbeiten“ gehabt zu haben. Das Publikum brach mehrfach in Gelächter aus. Der Moderator entschuldigte sich kleinlaut bei seiner Frau und der Crew.
 
Die kurzfristigen Ermüdungserscheinungen und auch die Skandale sind wieder überwunden. Letterman will noch längst nicht in den Ruhestand: Am 3. April gab CBS die Erneuerung seines Vertrages um zwei Jahre bekannt. Damit schreibt der Talk-König US-Fernsehgeschichte: Er überholt seinen Mentor Johnny Carson, der mit einer Laufbahn von 30 Jahren den Late-Night-Rekord hielt. Lettermans Fans werden also weiter – wie eh und je – schon vor Morgengrauen am Broadway Schlange stehen, um den Kult-Quassler in der „Late Show“ persönlich zu erleben.Archiv
[Manuela Imre/ar]

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