Christoph Schlingensief hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Bereits am Samstag verstarb der Regisseur im Alter von 49 Jahren in Berlin.
Das bestätigte Schlingensiefs langjährige künstlerische Mitarbeiterin Aino Laberenz, die er im Sommer 2009 geheiratet hatte, gegenüber der Deutschen Presseagentur. Er sei „im Kreis seiner Familie“ verschieden. 2008 war bei Nichtraucher Schlingensief Lungenkrebs diagnostiziert worden. Noch im Mai dieses Jahres hatte er in einem Zeitungsinterview gesagt, er wisse seit einigen Monaten, dass er neue Metastasen habe. Durch den Krebs sei „alles in den Boden gerissen worden“.
Schlingensief war mit seiner Krankheit stets offensiv umgegangen. 2009veröffentlichte er sein viel beachtetes „Tagebuch einer Krebserkrankung“und ging damit auf Lesereise. Noch in diesem Mai hatte er mit der Oper“Via Intolleranza II“ nach Luigi Nono in Brüssel und anderen Orten auchauf der Bühne für Furore gesorgt. Seine letzten Projekte, die Gestaltungdes deutschen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig 2011 und eineProduktion für die Ruhrtriennale („S.M.A.S.H. – In Hilfe ersticken“),bleiben nunmehr unvollendet.
Schlingensief galt in der deutschen Kulturszene als ebenso schillerndwie umstritten und wurde wechselweise als „Lichtgestalt“ und“Selbstdarsteller“ bezeichnet. Der Film- und Theaterwelt schenkte erunter anderem eine kontroverse „Parsifal“-Inszenierung im Rahmen derWagner-Festspiele in Bayreuth, aber auch „Das deutscheKettensägenmassaker“. In seinem filmischen Frühwerk von 1990 inszenierteer die deutsche Wiedervereinigung als Schlachtfest. Zuvor hatte erbereits mit dem Komiker Helge Schneider für den Underground-Streifen“Menu total“ (1985/1986) zusammengearbeitet. [ar]
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