Kritik: „Tatort München“ über Leid und Selbstzweifel

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Manche Fernsehkrimis bleiben im Gedächtnis. „Der traurige König“ ist so ein Film. Eindrücklich schildert die neue Münchener „Tatort“-Folge das Leid eines Ehepaares, das vor dem Ruin steht. Und auch TV-Kommissar Leitmayr ist verzweifelt, denn er war es, der den Sohn der Familie niederschoss.

Der „Tatort“ ist ein Quotenbringer für die ARD. Die Qualität der Folgen ist allerdings nicht immer gleich. Immer wieder gibt es Filme, die bestenfalls belanglos sind und bei denen die Spannung im Geplänkel der Kommissare untergeht. Auf jeden Fall sehenswert ist jedoch der Krimi am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr. „Der traurige König“ heißt die Folge über ein Ehepaar aus München, das vor den Scherben seiner Existenz steht.
 
Ihr traditionsreiches Eisenwarengeschäft ist pleite, Sohn Siggi ringt nach einer Schussverletzung um sein Leben und sein Bruder macht nur Probleme. Dann ist da noch der rätselhafte Tod einer Frau. Ein schwieriger Fall, vor allem für Kommissar Franz Leitmayr, der Siggi mit drei Schüssen niedergestreckt hat, um seine Kollegin zu retten.War es Notwehr oder eine fatale Fehlentscheidung? Die Antwort ist überraschend und entsetzlich zugleich.
 
Regie führte Thomas Stiller, der auch das verstörende Drama „Sie hat es verdient“ über den Gewaltexzess einer Gruppe von Jugendlichen in Szene gesetzt hat. Den neuen „Tatort“ aus München hat er behutsam und sparsam inszeniert.

Der Film des Bayerischen Rundfunks (BR) nach dem hervorragenden Drehbuch von Magnus Vattrodt und Jobst Christian Oetzmann macht nicht viele Worte. Die Dialoge sind sparsam, dafür umso eindringlicher. Das Leid der Eltern, die um das Leben ihres Sohnes bangen, ist kaum zu ertragen. Elisabeth Orth und Wolfgang Hübsch spielen das verzweifelte Ehepaar, das versucht, trotz des Unglücks Würde zu bewahren, aber dennoch daran zu zerbrechen droht.
 
Gepeinigt ist auch Siggis Bruder Markus (Stephan Zinner), der ewig ungeliebte Sohn, das schwarze Schaf in der Familie, der es seinen Eltern nie recht machen kann.Manches mag etwas konstruiert wirken, wie etwa die Tatsache, dass Leitmayr (Udo Wachtveitl) ein direkter Nachbar des Handwerkerehepaars ist und die beiden aus ihrem Geschäft gut kennt. Doch gerade diese Nähe verstärkt das schlechte Gewissen des Kommissars – schließlich ist er durch die Schüsse auch Schuld an dem Leid der alten Leute.
 
Da kann ihn auch sein Kollege Ivo Batic (Miroslav Nemec) kaum trösten, selbst wenn er sich redlich bemüht und ihm das Märchen vom traurigen König erzählt, der darüber verzweifelt, dass für jeden Untertanen, der in seinem Reich geboren wird, immer ein anderer stirbt.

Vor rund zwei Jahren hatten Vattrodt und Oetzmann dem Batic-Darsteller Nemec einen grandiosen Auftritt verschafft in der Tatort-Folge „Wir sind die Guten“. Kommissar Batic verliert darin sein Gedächtnis und gerät mitten in eine lebensgefährliche Intrige.Nun rückt das Autorenduo seinen Schauspielkollegen Wachtveitl in den Mittelpunkt. Als Leitmayr muss er damit klarkommen, dass er auf einen Menschen geschossen und möglicherweise das Glück einer ganzen Familie zerstört hat.
 
Da hilft es ihm auch nicht, dass das Recht durch Notwehr vielleicht auf seiner Seite war. „Wenn am Ende einer tot ist, fühlt sich trotzdem alles falsch an“, sagt er verbittert und gibt damit genau dem Gefühl Ausdruck, welchessich wie ein roter Faden durch den Film zieht. Es ist die bittere Erkenntnis, das in manchen Momenten im Leben eben nicht alles wieder gut wird.

[Cordula Dieckmann]

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2 Kommentare im Forum
  1. AW: Kritik: "Tatort München" über Leid und Selbstzweifel Freue mich wie jeden Sonntag auf die Unterhaltung der ARD ab 20:15 Uhr in HD - ohne nervtötende, den Zusammenhang zerstörende Werbung.
  2. AW: Kritik: "Tatort München" über Leid und Selbstzweifel solange kein Tatort oder Polizeiruf kommt ist der Sonntag abend ok. Ansonsten nicht ertragbar... Beim Tatort ists imme rdas gleiche: in den ersten 7 Minute ne leiche, bei etwa ner stunde der erste hauptverdächte wird freigesprochen, und kurz vor schluss tellt sich heraus das doch alles anders war als erst gedacht... Die quoten sind nur deswegen so hoch weil die Leute es meist nicht mehr packen umzuschalten.
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