Kritik: „Tatort“-Jahr 2012 beginnt mit Mord an Tierschützerin

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Massentierhaltung und Industriefleisch: Zu Beginn des neuen Jahres greift der „Tatort“ aus Ludwigshafen ein 2011 breit diskutiertes Thema auf. Da vergeht selbst Ermittlerin Lena Odenthal der Appetit.

Für „Tatort“-Ermittler Mario Kopper (Andreas Hoppe) kommt es diesmal ganz dick: Er wacht in einem Haufen Schlachtabfälle auf, nachdem er hinterrücks niedergeschlagen wurde. Zusammen mit seiner Kollegin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) muss er sich nun noch aus einem Tiefkühlhaus voller Schweinehälften befreien. Die Kommissare ermitteln in einem Groß-Betrieb für Fertigmenüs mit eigener Schlachtung. Sie wollen den Mord an der Tierschützerin und alleinerziehenden Mutter Steffi Pietsch (Idil Üner) aufklären, die dort gearbeitet hat.
 
Ihre Leiche wird unter einer Brücke gefunden, und es sieht zunächst nach Selbstmord aus. Die engagierte Tierrechtlerin wurde von ihren Kolleginnen in der Fleischfabrik als „Protestschlampe“ beschimpft und gemobbt – ein möglicher Grund für den Sprung in den Tod. Doch rasch kommen Zweifel auf, und die beiden Kommissare werden aktiv – sie befragen unter anderen Ex-Mann Richard (Kai Scheve) und die Freundin der Toten, Elke Schmitz (Bernadette Heerwagen).

Auch Chef Holger Hermanns (Johannes Zirner), muss Auskunft geben. Er hat die Fleischfabrik von seinem Vater übernommen und setzt auf „Vollverwertung“, wie er stolz berichtet: Nicht nur das Fleisch der massenhaft angelieferten Schweine wird verarbeitet, sondern auch die Haut und selbst das Blut. Doch geht dabei alles mit rechten Dingen zu?
 
Der Zuschauer erhält einen breiten Einblick in den Betrieb, sieht das Schlachthaus mit den reich behängten Fleischerhaken, das mit Schnitzeln beladene Förderband und schließlich das mit Alu-Folie bedeckte Endprodukt. Damit greift der Ludwigshafener „Tatort“ am Neujahrstag ein Thema auf, das 2011 breit diskutiert wurde: Die industrielle Lebensmittelproduktion. Bestseller wie Jonathan Safran Foers „Tiere essen“ oder Karen Duves „Anständig essen“ haben den Blick des breiten Publikums auf die Massentierhaltung gelenkt, Vegetarier- und Veganerverbände registrierten regen Zulauf.
 
Die durchaus spannende, wenn auch an möglichen Tätern etwas überfrachtete Folge der Krimireihe begnügt sich allerdings mit den gängigen Klischees. So vergeht beim Betrachten von Videos, die die Tierschützerin im Schlachthaus gedreht hat, selbst der hartgesottenen Lena Odenthal der Appetit auf Fleisch. Von Tofu bekommt sie dann aber Sodbrennen. Als Alternative bleibt ihr nach Ansicht der Autoren nur noch, Salat aufs Brot zu legen.
 
Als Ausgleich darf sie den Fall dann praktisch im Alleingang aufklären, liefert der Gerichtsmedizin den entscheidenden Tipp und erreicht in einer einfühlsamen aber beharrlichen Vernehmung das entscheidende Geständnis.

[Isabell Scheuplein]

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