Premiere für das neue „Tatort“-Duo des Hessischen Rundfunks: Joachim Król alias Kommissar Frank Steier und Nina Kunzendorf (Conny Mey) gehen an diesem Sonntag erstmals in der ARD auf Verbrecherjagd. Es ist – nach offizieller ARD-Zählung – „Tatort“ Nummer 800.
Schon nach wenigen Minuten rasseln sie zusammen: Ungleicher könnte das neue hessische „Tatort“-Duo kaum sein. Wie Katz und Hund begegnen sich der eigenbrötlerische Frank Steier (Joachim Król) und die extrovertierte Conny Mey (Nina Kunzendorf) bei ihrem Einstand, in dem sie mit einem Psychopathen zu tun haben. Beim Beschnuppern fliegen die Fetzen – Verbalinjurien inklusive.
Der sensibel-raubauzige Steier, eine für Joachim Król fast idealtypische Rolle, fühlt sich von seiner Kollegin herausgefordert. Die kommt forsch und sexy daher – in ausgewaschenen hautengen Jeans-Klamotten, tiefem Ausschnitt und schweren Stiefeln mit einem Gang wie John Wayne. Eine durchaus untypische Kommissarin – und eine ungewöhnliche Rolle für die aus dem dramatischen Fach kommende Nina Kunzendorf. Und auf jeden Fall ein deutliches Kontrastprogramm zu den bisherigen Frankfurter Ermittlern Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf.
Nicht nur die beiden Neuen müssen sich aneinander gewöhnen, auch der Zuschauer braucht Geduld. Es dauert, bis der Film so richtig Fahrt aufnimmt. Das liegt auch an der Story, eher ein klassischer Nicht-Fall. Ein Mann, dessen Sohn seit einem Jahr im Koma liegt, weil er von einem Auto zusammengefahren wurde, bedroht eine junge Frau. Sie hatte damals den Jungen am Fahrbahnrand mit ihrem Wagen aufgelesen. Der Vater (Justus von Dohnányi) glaubt aber, das Mädchen sei für den Unfall verantwortlich. Jetzt will er sich rächen.
Regisseur Lars Kraume hat den Krimi unter dem Titel „Eine bessere Welt“ als kühlen Thriller inszeniert. In diesem „Tatort“, gedreht im winterlich-frostigen Frankfurt mit fast menschenleeren Straßen, wirkt alles erstarrt. Leider bleibt auch die Geschichte ziemlich blutleer. Die Beziehung zwischen Täter und Opfer sowie das familiäre Umfeld wirken wenig realistisch, sondern konstruiert. Und auf der Seite der Ermittler stolpern Steier und Mey bei Tag und Nacht ganz allein durch den Fall, als hätte die Frankfurter Polizei keine anderen Beamten, die einen potenziellen Gewalttäter beschatten könnten.
Schlechter ist die Welt am Ende für Kommissar Steier. Vom „Teamplayer“, wie er gerne im Büroalltag verlangt wird, ist er zwar weit entfernt. Doch im Showdown muss er dann doch seinen Kopf hinhalten. Das geht nicht ohne Verletzung ab. Zumindest sinkt er dabei in die Arme seiner Kollegin Mey. Das lässt für die weitere Zusammenarbeit hoffen – und den nächsten Fall. Der wird gerade in Frankfurt gedreht.„TATORT“-Kritiken im Überblick
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[Thomas Maier/ar]
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