Der Streit um das ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“, das den umstrittenen Ex-Bundesbankchef Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) mit einem Kamerateam in den Berliner Quartieren Kreuzberg und Neukölln begleitet hat, spitzt sich zu.
Bei dem Besuch, der an diesem Freitag (22. Juli) um 23.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird, war Sarrazin immer wieder beschimpft worden. Der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, warf dem öffentlich-rechtlichen Sender daraufhin die Inszenierung eines vorhersehbaren Eklats vor. Wer Sarrazin mit seinen provokant formulierten und kontroversen Thesen zur Sozial- und Bevölkerungspolitik unter sichtbarer Kamera-Beobachtung durch Kreuzberg und Neukölln schicke, kalkuliere mit wütenden Reaktionen.
Der Funktionär wies Vorwürfe des Publizisten Henryk M. Broder gegen den Dachverband zurück. Er lehne „No-Go-Areas“ in deutschen Städten ab – „und das wissen Sie auch“, schrieb Zimmermann am Donnerstag an Broder. Kritik am Kulturrat kam auch vom FDP-Bundestagsabgeordneten Serkan Tören, der betonte, das öffentlich-rechtliche Fernsehen müsse wie im konkreten Fall von „Aspekte“ auch über Streit- und Dialogkultur in der Integrationsgesellschaft berichten. Zwar seien viele von Sarrazins Thesen „gefährliche Halbwahrheiten“. Darüber müsse es aber offene Diskussion geben.
Broder hatte aus Protest gegen die Kritik an „Aspekte“ die Rückgabe des Kulturrats-Medienpreises angekündigt. In der Donnerstagsausgabe der „Welt“ warf er Zimmermann und dem Kulturrat vor, dieser stelle sich „auf die Seite des Pöbels“, der in Teilen von Kreuzberg mittlerweile das Sagen habe. In einer Demokratie sei es legitim, auf Missstände aufmerksam zu machen, deren Existenz gerne geleugnet werde.
Zimmermann stellte unterdessen klar, dass der undotierte Preis an die Redaktion „Politik und Kultur“ des Hessischen Rundfunks gehe, die für die ARD-Reihe „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari“ verantwortlich ist, und nicht an Broder persönlich. [frt]
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