Der Auftritt der schwerkranken Sportmoderatorin Monica Lierhaus bei der Goldenen Kamera hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Neben Kommentaren wie „Befreiungsakt“ oder „Vorbildwirkung“ gibt es auch Stimmen, die den Auftritt für das ZDF beschämend fanden.
Der emotional aufgeladene Auftritt von Lierhaus bei der Verleihung der Goldenen Kamera bewegt die Kommentatoren. Der Gründungsintendant des Deutschlandradios Ernst Elitz bezeichnet den Auftritt in einem Artikel der „Frankfurter Rundschau“ als „mutige Botschaft“. Wenn ein Fernsehstar sein mutiges „Ich bin wieder hier“ in die Welt hinausrufe, dann tue er das nicht im Personalbüro, sondern vor seinen Kollegen und seinem Publikum.
„In einer Show, die vom Glück der Gewinner lebt und die Millionen erreicht, war diese Botschaft richtig platziert“, glaubt Elitz. Lierhaus habe „sich von der Opferrolle befreit und mit ihrem Befreiungsakt ein Beispiel gegeben“. Nicht zuletzt gebe es auch für die kranke Lierhaus einen positiven Effekt: „Eine Kamera heilt keine Krankheit, aber sie macht Kranken Mut.“
Wesentlich kritischer dagegen Alexander Gorkow in der „Süddeutsche Zeitung“. Er kritisiert die Fernsehverantwortlichen des ZDF und fragt: „Warum ließ man diesen Auftritt zu?“ Perfide ist für Gorkow, dass der Veranstalter der „Goldenen Kamera“, der Springer-Verlag, und dass der Sender, das ZDF, auf die Unantastbarkeit des Paares Lierhaus/Hellgardt spekulierten. Denn wer sollte es wagen, einem Paar, dass solche Qualen durchgemacht hat wie Monica Lierhaus und ihr Partner Hellgardt, Vorwürfe zu machen? Die Frage sei auch weniger, warum man einen solchen Auftritt zulasse, sondern warum man ihn förmlich herbeisehne.
„Es ist eine inzwischen quasi pornographische Anbetung des einen, großen und bitte absolut geilen Moments, der ins Bild muss – und heute können wir sagen: koste es, was es wolle, zum Beispiel die Würde einer Frau wie Monica Lierhaus“, vermutet Gorkow als Motiv für den Auftritt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen sei so mittelmäßig, wie es ist, weil die Politik es exakt so wolle, glaubt der SZ-Kolumnist. „Nur eins könnten die Anstalten ausnahmsweise tun, und sei es für einen kurzen und nicht ganz so geilen Moment: sich schämen“. [mw]
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