Nicht nur in Deutschland steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter starkem Druck. Auch im Mutterland des öffentlich-rechtlichen Rundfunks England schlägt dem Sender BBC massive Kritik entgegen.
Morgen setzt sich das Medienmagazin „Zapp“ unter dem Titel „Europas öffentlicher Rundfunk unter Beschuss“ mit den Anfeindungen gegen den öffentlichen Rundfunk in Europa auseinander. Für die Sendung um 23.15 Uhr im NDR hat das Magazin Rundfunkanstalten und ihre Gegner in ganz Europa besucht.
Mit dem Anwachsen populistischer Bewegungen in ganz Europa wächst auch die Kritik an den de öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.
Seit Jahren wird der BBC in England vorgeworfen, zu teuer, zu schwerfällig und politisch einseitig zu sein. Dabei hat sich der Sender in den letzten Jahren radikal gewandelt. Der Sender wurde komplett reformiert, die Mitarbeiterzahl stark verkleinert und eine neue Führungsstruktur eingesetzt. Für den BBC-Moderator Nick Robinson sind die Angriffe auf den Sender wesentlichen Teil ihrer politischen Strategie, um die Menschen zu überzeugen, den Nachrichten nicht zu trauen.
In der Schweiz versuchen die Kritiker, den öffentlichen Rundfunk abzuschaffen. „No Billag“ heißt die von den Rechtspopulisten der SVP unterstützte Initiative, die sich für eine Volksabstimmung zur Abschaffung des Rundfunkbeitrags im März stark gemacht hat. Die Populisten werfen dem Schweizer Rundfunk politische Einflussnahme vor und sprechen beim Rundfunkbeitrag von einem „staatlichen Zwangsabonnement“. Die Initiative möchte, dass sich alle Medien am Markt behaupten müssen. Ob es dann aber noch Regeln für einen kritischen, unabhängigen Journalismus gibt, bezweifelt der stellvertretende Leiter der „Rundschau“ Sandro Brotz. Bekannt ist die Politiksendung für seine investigativen Recherchen.
In Ungarn wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk seit der Machtübernahme der Fidesz, der Orban-Partei, in einen Staatsfunk umgebaut. Auch wenn unlängst Ungarns Premier Viktor Orban die Pressefreiheit in seinem Land lobte, haben Untersuchungen der Wissenschaftlerin Dr. Márta Bencsik ergeben, dass in den Nachrichtensendungen regelmäßig die gebotene Ausgewogenheit verletzt und nur der Standpunkt der Regierung dargestellt wird.
Die Niederlande hat ein komplett anderes System im öffentlichen Rundfunk. Auch hier gibt es Kritik, diese ist aber nicht fundamental. Zehn Sender, die als Vereine organisiert werden, beliefern den Nederlandse Publieke Omroep NPO. Dabei hängt die Sendezeit von den Mitgliederzahlen der Vereine ab. Die jeweiligen Weltanschauungen sind ein Grundelement der Vereine, so dass durch die Vielzahl der Sender die Pluralität in der Berichterstattung gewahrt wird.
Der NDR zeigt „Zapp“: Europas öffentlicher Rundfunk unter Beschuss am Mittwoch, 10. Januar um 23.15 Uhr. [jrk]
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