Als ein Krimiautor nach seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden wird, wird eine Familienfeier zum Tribunal. Privatdetektiv Benoit Blanc kämpft sich durch ein Netz aus Intrigen, Lügen und falschen Fährten. „Knives Out“ am Montag im Ersten.
Dieser Film hat im Januar 2020 viele Kinogänger auf das Angenehmste überrascht und war einer der letzten Blockbuster vor der Coronakrise. Viele hatten sich nicht viel von einer Komödie mit dem Haudrauf-James-Bond Daniel Craig versprochen – und erlebten dann einen großartigen Hauptdarsteller. Viele hatten nicht allzu viel von dem abgedroschenen Genre des „Whodunit“ (Wer-war-es)-Krimis erwartet – und sahen einen Spitzenfilm nach glänzendem Drehbuch und mit einer bestens aufgelegten Star-Riege. Bei „Knives Out – Mord ist Familiensache“ strömten allein in Deutschland mehr als 1,2 Millionen Menschen in die Lichtspielhäuser. Der Film ist diesen Montag um 20.15 Uhr ein sehr stilvoller Einstand für die ARD-Reihe „Sommerkino im Ersten“ (DIGITAL FERNSEHEN-Artikel zum gesamten Programm).
„Knives Out“ – Spitzenkrimi nach alter Machart
Worum geht’s? Da sind ein riesiges Herrenhaus, ein Krimiautor mit aufgeschlitzter Kehle und seine schrägen Familienangehörigen, die alle guten Grund hatten, den eigenwilligen Patriarchen Harlan Thrombey ins Jenseits zu befördern. Mittendrin in diesem Schlamassel – im Stil eines Agatha-Christie-Krimis – thront ein selbstgefälliger Ermittler, der den mysteriösen Tod aufklären will. War es Mord oder Selbstmord? Für die Zuschauer ist es ein Vergnügen zum Miträtseln.
Craig hat sichtlich Spaß daran, einmal nicht den coolen 007 zu mimen. Hier ist er Benoit Blanc, ein Privatdetektiv, der sich mit Zigarre im alten Ledersessel lässig zurücklehnt und mit breitem Südstaatenakzent die Verdächtigen vernimmt. Nicht nur mit Craig hat sich US-Regisseur Rian Johnson („Star Wars: Die letzten Jedi“) den Richtigen ausgesucht. Zur stargespickten Besetzung zählt Oscar-Preisträger Christopher Plummer als ungeliebtes Familienoberhaupt, das gleich nach der Feier zu seinem 85. Geburtstag aus dem Leben scheidet.
Daniel Craig erfreut sich daran, nicht Bond sein zu müssen
Zuvor hatte ihn die exzentrische Verwandtschaft noch hochleben lassen: Tochter Linda (Jamie Lee Curtis), eine berechnende Geschäftsfrau, mit einem aufgeblasenem Ehemann (Don Johnson), der erfolglose Sohn Walt (Michael Shannon), die ständig um Geld bettelnde Schwiegertochter Joni (Toni Colette), der verwöhnte Enkelsohn Ransom (Chris Evans), der schnelle Autos liebt. Alle fiebern nun der Erbschaft entgegen, nur Marta trauert um den alten Thrombey. Ana de Armas („Blade Runner 2049“) spielt die Pflegerin, die sich liebevoll um ihren Chef kümmerte. Oder hat auch sie etwas zu verbergen?
Das Hauspersonal gerät ebenfalls ins Netz der bitterbösen Fehden und Verbalattacken der völlig dysfunktionalen Verwandten. Marta hat dabei ein besonderes Problem. Sobald sie lügt, muss sie sich übergeben.
Netflix plant aktuell zwei Fortsetzungen mit Craig
Rian Johnson, ein erklärter Agatha-Christie-Fan, schaute für „Knives Out“ ein wenig bei deren Figur des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot ab. Wie ein Krimi-Klassiker schwelgt der Film mit üppigen Kulissen in einer vergangenen Zeit. Schauplatz ist ein mächtiges Herrenhaus mit roten Backsteintürmen, langen Korridoren und quietschenden Treppen. Genüsslich schweift die Kamera durch die reich ausstaffierten Räume mit leicht gruseligem Dekor. Zum Verhör setzt Blanc die Verwandten vor eine riesige Skulptur mit Dutzenden Messern.
Netflix arbeitet an zwei Fortsetzungen mit Craig als Privatdetektiv. Laut den Branchenblättern „Variety“ und „Hollywood Reporter“ soll der Streamingdienst sich das über 400 Millionen Dollar kosten lassen.
[Barbara Munker und Christof Bock]
Bildquelle:
- knivesout: Universum Film