Das Klima zwischen den Fernsehinfrastrukturen wird rauer. Heute hat die Telekom mit ihrem Kabeltorpedo Entertain Sat einen ordentlichen Treffer gelandet.
Während sich die Kabelanbieter über stetig steigende Nutzerzahlen für Telefon und Internet freuen, bläst der ehemalige Eigentümer dieser Netze zur Attacke. Erst vor kurzem kündigte die Telekom an, die Wohnungswirtschaft direkt mit Sky zu versorgen und hebelt damit ganz galant die Netzebene drei Strukturen aus.
Jetzt gibt es Entertain, in Deutschland praktisch der Inbegriff für interaktives Fernsehen, auch für DSL-3000-Kunden – die technische Reichweite für Entertain wird so massiv nach oben katapultiert. Die Botschaft ist klar: Die Telefonleitung ist das bessere Fernsehkabel – egal wo. Was dem Satelliten fehlt, ergänzt die Telekom: Interaktivität.
Umgekehrt ist es der Telekom nicht möglich, über „dünne“ DSL-Leitungen Fernsehen in die Regionen Deutschlands zu bringen, in denen das richtig schnelle DSL noch ein Fremdwort ist. Deshalb sitzt mit Astra ein Zulieferer im Boot, der auch bei den Kabelnetzbetreibern für das lineare Programm sorgt – über viele dezentrale Kabelkopfstationen.
Doch das Kabel will sich mit immer mehr eigenen Glasfaserringen unabhängig machen. Insofern ist diese Kooperation auch ein Bekenntnis der Telekom zu Astra und eben auch umgekehrt. Letztlich ist jeder Entertain-Satellitenkunde auch einer von HD Plus. Keiner der beiden Partner kann ein Interesse an einer Mediengrundversorgung über das TV Kabel haben.
Entertain hübscht so den guten alten Satelliten auf – und diese Runderneuerung steht dem Sat-Empfang gut zu Gesicht. Vielen Kunden wird das heute vielleicht zu kompliziert sein, andere aber werden zugreifen. Denn Entertain hat tolle Argumente im Gepäck, die es so weder über Sat noch über das Kabel gibt.
Letztlich zählt für alle in den Bilanzen jeder Kunde. Für die Kabelnetzbetreiber heißt das: Nur die, die ihren Kunden ein wirklich breites TV Angebot – auch an HD Sendern – offerieren, werden als TV-Infrastruktur ernst genommen – Kabel BW zum Beispiel. Andere müssen erst noch lernen, dass 100-MBit-Leitungen die Zugabe sind, nicht der Kernnutzen eines „Fernseh“-Kabels.
Der Kommentar gibt die persönliche Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Diese ist nicht zwangsläufig identisch mit der redaktionellen Position des Auerbach Verlags.[Kommentar von Stefan Goedecke, Herausgeber DIGITAL FERNSEHEN]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com