Medienmanager Dieter Hahn bringt sich mit der früheren Kirch-Firma KF15 offenbar erneut in Position für die TV-Rechte der Fußball-Bundesliga. Bereits 2008 hatte das Unternehmen um die Übertragung mitgeboten, war aber seinerzeit am Veto des Bundeskartellamts gescheitert.
Ein Sprecher von KF15 bestätigte gegenüber dem Branchenmagazin „Werben & Verkaufen“ in seiner am Donnerstag erschienenen Ausgabe ein entsprechendes Interesse an der Neuausschreibung der Übertragungsrechte ab der Saison 2013/2014. Er ließ aber offen, ob bereits ein konkretes Angebot vorbereitet wird. Unklar sei auch, ob erneut die Kirch-Tochter Sirius als Interessent antreten werde oder das Unternehmen ein Bieterkonsortium um sich versammele.
Laut dem Bericht hat Hahn die langjährige Geschäftsführerin der gemeinsamen Sportrechte-Firma SportA von ARD und ZDF als Unterstützerin an seiner Seite. Dagmar Brandenstein habe bereits beim ersten Anlauf vor drei Jahren eine Schlüsselrolle gespielt. Auch der frühere ProSiebenSat.1-Vorstandschef Urs Rohner, der in seiner Amtszeit zwischen Oktober 2000 und April 2004 die Fusion von ProSieben und Sat.1 zur heutigen ProSiebenSat.1 Media auf den Weg brachte, zähle zum Unterstützerkreis von Hahn, will das Blatt von Branchen-Insidern erfahren haben.
Rohner würde als Verwaltungsrats-Chef der Schweizer Bankengruppe Credit Suisse über beste Kontakte zu potenziellen Geldgebern verfügen und genieße einen guten Ruf in der Branche, hieß es weiter. 2008 hatte Kirchs KF15 gegen eine Garantieleistung von 500 Millionen Euro pro Bundesliga-Saison an die DFL die Komplettvermarktung der Bundesliga übernehmen wollen, war aber am Veto des Bundeskartellamts gescheitert.
Grund für das damalige Scheitern war das Modell, die Free-TV-Berichterstattung am Samstagabend auf die Zeit nach 22 Uhr zu verlagern. Hierin sahen die Kartellhüter die Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung für den Sky-Vorgänger Premiere und befürchteten das Explodieren der monatlichen Abonnementgebühren. Hahn zeigte sich damals als schlechter Verlierer und warf der Behörde eine „Lex Sportschau“ vor, die jeglichen Wettbewerb ausschließe.
Anfang November hatte die Deutsche Fußball Liga angekündigt, die Ausschreibung der Fernsehrechte für die kommenden Bundesliga-Spielzeiten bis Ende April 2012 abschließen zu wollen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Aktuell fließen 412 Millionen Euro jährlich in die Kassen des Ligaverbands. Größte Einzelzahler sind der Bezahlanbieter Sky mit kolportierten 225 Millionen Euro und die öffentlich-rechtliche ARD, die sich die Rechte für die Erstberichterstattung im Rahmen der „Sportschau“ sowie am Sonntagabend etwa 100 Millionen Euro kosten lässt. DFL-Geschäftsführer: Keine reine Drohgebärde gegen die ARD
Der Hintergrund der Überlegungen ist offensichtlich: Durch die gesteigerte Exklusivität erhofft sich der Ligaverband höhere Einnahmen seitens des Pay-TV-Anbieters Sky. Vorstandschef Brian Sullivan hatte im Frühjahr den Anspruch formuliert, „in den nächsten 20 bis 30 Jahren die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga zu halten“.
Der DFL führte die Einführung des neuen Szenarios auf die veränderte Mediennutzung zurück. Rechteanbieter könnten die Entwicklung nicht ignorieren, dass sich Zuschauer zunehmend über Smartphone oder Tablet-PCs auch mobil auf dem laufenden hielten. Auch an den privaten Medienunternehmen und öffentlich-rechtliche Anstalten, „die beide erheblichen Aufwand treiben, um sich in den neuen Medien entsprechend zu positionieren“ gehe dieser Trend nicht vorbei, sagte der Ligachef.
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