Der Chef des deutsch-österreichischen Familiensenders Your Family, Stefan Piëch, hat die Kinderfernsehangebote kritisiert. Viele seien nur Abspielwege für Werbung und Merchandising und pädagogisch wertlos.
Piëch sagte am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur pressetext.at: „Viele Kinderkanäle sind nur mehr Werbefernsehen für Plastikfiguren-Merchandising. Der pädagogische Wert oder der Sinn von Geschichten geht verloren.“ Geschuldet sei dieser Zustand durch den hohen Druck großer Studios wie Warner und Disney in Form von Eigentumsrechten und Beteiligungen. Hinzu käme dass in den Animationsstudios zunehmend Technik-affine Programmierer statt Künstler am Werk seien.
Piëch plädiert dagegen zu einer Rückkehr zur Qualität: „Damit einem die Eltern vertrauen, muss man Content liefern, der gewaltlos, originell und auch originär ist.“ So ist sein programm laut eigener Aussage nicht nur weitgehend werbefrei, sondern auch ruhiger als das der Konkurrenz, was „weniger quirlige Kinder“ hinterlasse. außerdem setzte der TV-Manager auf regionale Serien und Eigenproduktionen. Es sei wie beim Essen: Um authentisch zu kochen, brauche man lokale Zutaten der Saison.
Piëch überraschte im Interview aber auch mit Haltungen, die auf den ersten Blickgeschäftsschädigend wirken: „Zuviel Fernsehen ist für Kinder ungesund. Kleine Kinder sollten nur eine halbe Stunde, sechs- bis zehnjährige höchstens eine Stunde und ältere nur eineinhalb Stunden pro Tag vor dem Bildschirm sitzen“, so der Your-Family-CEO. TV-Konsum nonstop sei weder gesund noch die Zukunft des Fernsehens.
Weniger sei oftmals besser und erziehe Kinder zum Auswählen. „Ideal wäre, wenn sich Eltern mit den Kindern über die Inhalte unterhalten, damit Eindrücke verarbeitet werden.“ Für die Zukunft kündigte Piëch für seinen eigenen Sender vermehrte HD-Produktionen und die stärkere Verbindung mit dem Internet an. „Kinder verstehen zurecht nicht, warum Fernsehen linear und zeitversetzt sein muss.“ [mw]
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