Mit dem „Musikantenstadl“ erreichte Karl Moik weltweit hunderte Millionen Menschen. Seit wenigen Jahren befindet sich der fast 75-Jährige im Ruhestand – aber richtig zur Ruhe kommen will er dabei doch nicht.
Kaum jemand verkörperte die heile Welt der Volksmusik so gut wie Karl Moik im „Musikantenstadl“. Millionen verehrten den Österreicher. Vorwürfe, die Weltsicht der ARD-Show sei zu einfach, prallten an Moik immer ab. Seit seinem unfreiwilligen Abgang hat sich der ehemalige „Mr. Musikantenstadl“ etwas zurückgezogen, wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sagt: „Man weiß ja in meinem Alter, dass die Wegstrecke nicht mehr so lange ist, aber ich will sie noch genießen, so weit es geht.“ Am Mittwoch (19. Juni) wird Moik 75 Jahre alt.
Der Abgang des Übervaters passte so gar nicht in die heile Schunkelwelt: „Servas, pfiat Gott und auf Wiedersehen“, sagte der sichtlich gerührte Moik zum letzten Mal bei seiner Silvestersendung 2005 in Kärnten. Die Kooperationspartner ORF und ARD beendeten gegen seinen Willen die Zusammenarbeit. Moik wetterte danach öffentlich darüber. Nach dem Auftritt erlitt er einen leichten Schlaganfall.
Seinen Platz im Blasmusikspektakel nahm Schlagersänger Andy Borg (52) ein. Rückblickend war das Vorgehen für Moik der natürliche Lauf: „Ab einem gewissen Alter drängt die Jugend nach, und dann geht man.“ Natürlich hatte sich Moik damals darüber aufgeregt. Die Zeit heile aber alle Wunden. Seit damals habe er nur noch zweimal den „Musikantenstadl“ gesehen: Die erste Sendung nach seinem Abgang und den Live-Auftritt der Kastelruther Spatzen nach Betrugsvorwürfen.
Mit seinem Alter hadert Moik nicht. „Ich kann ja nichts daran ändern. Also ärgere ich mich darüber auch nicht, das wäre nur verschwendete Energie“, sagt der rüstige Österreicher. Im Gegenteil, er macht sogar ein Geschäft damit: Er warb für ein österreichisches Unternehmen für Hörgeräte – obwohl er selbst noch keines braucht.
Aufträge nimmt Moik nur noch gezielt an. „Vom Pensionisten ist schon ein bissl was da“, sagt Moik. Er arbeite nur noch, wenn „eine nette Runde beisammen ist“. Aber viele gute Bekannte hat er laut eigenen Aussagen nicht mehr. Einige Weggefährten würden nicht mehr auftreten, andere seien gestorben. „Mit denen kann ich ja dann auch nicht mehr gut singen“, sagt Moik. Trotzdem erscheint im Juli ein neues Album von Moik. Und er tritt mit Kollegen wie Semino Rossi oder dem Duo Amigos für die Hochwasser-Opfer auf.
Als Kind einer alleinerziehenden Mutter wuchs Moik in Hallein bei Salzburg auf, seinen Vater lernte er erst im Alter von fünf Jahren kennen. Sein Showtalent hat sich nach eigenen Angaben schon früh bemerkbar gemacht. Nach einer Ausbildung als Werkzeugmacher reiste Moik als Vertreter für Öfen, Kopiergeräte und Fernsehantennen herum. Mit dem Jazz-Trio „Jolly Austrians“ tingelte er nebenbei durch ganz Europa. Als frecher Kommentator eines Fußballspiels fiel er dem ORF auf, der ihn zunächst als Rundfunkmoderator verpflichtete.
Im März 1981 flimmerte Moik dann zum ersten Mal mit dem von ihm konzipierten „Musikantenstadl“ über die österreichischen Bildschirme. Zwei Jahre später wurde die Sendung vom deutschen Fernsehen ins Programm genommen. Obwohl alle Sänger mit Playback auftraten, setzte sich die Show durch und erreichte nach ARD-Angaben weltweit insgesamt 2,3 Milliarden Menschen in ihrer Moik-Ära. Doch nicht nur Volksmusik brachte die Zuschauer auf den Bierbänken im Saal oder auf dem Sofa zu Hause zum kollektiven Schunkeln: Moik gab auch Operetten- und Schlagermelodien ihren Raum. Prägend war dabei auch der oft unverblümte Schmäh des gebürtigen Linzers.
Mit seiner Show reiste Moik um die ganze Welt. 1999 brachte er aus Peking mehreren hundert Millionen Zuschauern des chinesischen Staatsfernsehens deutsches Liedgut näher, 2001 ließ er in seiner Sendung aus Dubai die Zuschauer ihre Tracht gegen landestypische Kaftans tauschen. Im südafrikanischen Kapstadt traf er Nelson Mandela. 1989 war sein „Musikantenstadl“ die erste große TV-Show, die nach dem Mauerfall live aus Ostdeutschland übertragen wurde.
„Wenn ich meine Karriere Revue passieren lasse, waren 90 bis 95 Prozent eine traumhafte Zeit“, sagt Moik rückblickend. Über die weniger schönen Dinge müsse er ja nicht mehr nachdenken.
Groß zelebrieren wird Moik, der seit 1964 mit seiner Frau Edith verheiratet ist und noch immer in Oberalm bei Salzburg lebt, seinen Geburtstag nicht. Für die Zukunft gibt sich der Vater eines Sohnes bescheiden und wünscht sich nur Gesundheit für seine Familie und sich selbst. „Denn alles andere, was ich mir noch wünschen würde, wäre nur ungerecht gegenüber meinem guten Schicksal.“Archiv
[Sandra Walder/hjv]
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