Kampf um die besseren Nachrichten

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Berlin/Köln – Zwischen Sat.1 und RTL ist ein regelrechter Kampf um die Nachrichtenkompetenz bei den Privatsendern entbrannt.

Sat.1 geht am Montag mit einem neuen Auftritt, größerem Studio, zusätzlichen Nachrichten und dem früheren ZDF-Mann Thomas Kausch als neuem „News-Anchor“ an den Start. RTL erneuert parallel Logo, Studio und Technik. Mit dem Vorstoß bläst die ProSiebenSat.1-Gruppe zum Angriff auf den Riesen in Köln.
 
Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski macht keinen Hehl aus dem Kampf um die Info-Hoheit in der zweiten Reihe. Die „Benchmark“ für das neue Sat.1-Infokonzept seien nicht die Nachrichtenformate von ARD und ZDF, sondern die von RTL. Schawinski ist fest entschlossen, den Unterschied zwischen beiden Sendern im Informationsbereich „relativ schnell kleiner zu machen“. Und das werde „keine zehn Jahre“ dauern.

RTL bleibt da nicht untätig. Statt auf neue Konzepte setzt der Sender aber vor allem auf modernere Technik. Mit der neuen „RTL-News-World“ sei der Sprung aus dem herkömmlichen Studio in „eine neue Dimension der Nachrichten-Präsentation“ gelungen, schwärmte Informationsdirektor Hans Mahr bei der Premiere am Mittwochabend in Köln. Dank eines neuen virtuellen Studios könne der Abstand zur Konkurrenz nicht nur gehalten, sondern ausgebaut werden: „Die RTL-News werden auch in Zukunft die modernsten Nachrichten im deutschsprachigen Raum bleiben.“
 
Eine virtuelle Galerie und im Computer generierte 3-D-Modelle, die in die Studiodekoration eingeblendet werden, sollen den Zuschauern komplizierte Zusammengänge verständlich machen, erläuterte Chefmoderator Peter Kloeppel. In der „News-World“ könnten nicht nur sämtliche Nachrichtenformate, sondern auch Sondersendungen auf höchstem Niveau gefahren werden. Wie viel Mahr in die neue Technologie investiert hatte, wollte der Wiener nicht verraten: Es sei aber „sehr, sehr viel Geld“ gewesen.
 
Sat.1 versucht da, mit ein bisschen weniger auszukommen, dafür die „Crew“ für die Aufbruchstimmung zu begeistern. Finanziell wurde nicht aufgestockt, aber auch nicht abgebaut. Schawinski findet es ohnehin „ein bisschen schal“, immer nur nach Geld zu rufen.
 
Statt dessen fährt Sat.1 gegen RTL-„News-Anchor“ Kloeppel Kausch auf – langjähriger ZDF-Reporter in New York und Wien und zuletzt Moderator von ZDF-„heute nacht“. Schawinski unterstrich, die Zuschauer erwarteten einen Nachrichten-Moderator, der genau dem Profil Kauschs entspreche: Männlich, knapp über vierzig, Familienvater, mit Erfahrung in der Kriegs- und Krisenberichterstattung und in der Moderation – wie Kloeppel eben, den RTL seit Sommer auch schon mal nach Bagdad schickt.
 
Dass nun beide Sender am Mittwoch ihre Konzepte vorstellten, fand Schawinski „etwas neckisch“, es sei aber „beinahe schon als Kompliment“ zu verstehen. Sat.1 trete mit dem neuen Info-Konzept eben „ziemlich anspruchsvoll und selbstbewusst“ auf und zeige, „wo wir hin wollen“.
 
Noch sind die RTL-Nachrichten „Punkt 6“, „Punkt 12“, „RTL aktuell“ und „Nachtjournal“ Marktführer. Doch verfolgten bei RTL 2002 im Schnitt 4,17 Millionen Menschen die Hauptnachrichten um 18.45 Uhr, so waren es im Juli diesen Jahres 3,52 Millionen. Die Zahl der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren sank im gleichen Zeitraum von 1,6 Millionen auf 1,4 Millionen. Sat.1 verweist da schon mal genüsslich auf steigende Zuschauerzahlen[lf]

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