Für viele Fußball-Fans zählt das „Aktuelle Sportstudio“ im ZDF längst zu den großen TV-Institutionen. Am heutigen Samstag feiert die Sendung ihren 50. Geburtstag – mit zahlreichen bekannten Gesichtern und dem legendären Torwandschießen.
Drei unten, drei oben – das Torwandschießen ist und bleibt das unverwechselbare Erkennungszeichen des „Aktuellen Sportstudios“. Auch beim 50. Geburtstag des TV-Klassikers wird die 2,70 Meter breite und 1,83 Meter hohe Wand mit den zwei Löchern eine wichtige Rolle spielen. Das ZDF hat zur leicht vorgezogenen Jubiläumssendung am heutigen Samstag (10. August) um 22 Uhr die Rekordschützen eingeladen – das erste Sportstudio flimmerte zur Geburtsstunde der Fußball-Bundesliga am 24. August 1963 in Schwarz-Weiß über den Bildschirm, moderiert vom Österreicher Heribert Meisel und noch ohne Torwand.
„Wir planen zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison eine Mischung aus aktueller Berichterstattung und Rückblick“, erläuterte Sportschau-Leiter Oliver Schmidt die zweistündige Jubiläumsausgabe. Sie beginnt bereits um 22 Uhr. Das Moderatoren-Trio mit Katrin Müller-Hohenstein, Sven Voss und Michael Steinbrecher, der sich nach 21 Jahren aus der Riege ausklingt, erwartet viele bekannte Gratulanten. An der Spitze „Kaiser“ Franz Beckenbauer, ohnehin der häufigste Gast im „Sportstudio“, sowie Rekord-Moderator Dieter Kürten.
Seine erste Sendung im Oktober 1967 hat der 78-Jährige nicht vergessen. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser, ohne Probe. Wir haben um eine halbe Stunde überzogen“, berichtete Kürten. Das Privileg des Überziehens hat sich das „Aktuelle Sportstudio“ als ein Format aus Information, Unterhaltung und journalistischer Qualität erworben. „Wir verstehen uns auch weiterhin als eine Institution für seriösen Sportjournalismus, das gelegentliche Augenzwinkern eingeschlossen“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.
An die Höhepunkte aus fünf Jahrzehnten können sich vor allem die älteren TV-Zuschauer erinnern. Etwa an das „Interview“ von Moderator Rainer Günzler mit dem beharrlich schweigenden Boxer Norbert Grupe alias Prinz von Homburg, an den Affen, der der Frau von Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller die Perücke vom Kopf riss oder an den Reit-Versuch des schwergewichtigen Moderators Wim Thoelke auf dem Dressurpferd Antoinette. Legendär sind der Schalke 05-Versprecher von Carmen Thomas, Beckenbauers Kunstschuss von einem Weizenbier-Glas oder die gelben Pullover von Harry Valérien („Sappradi Bursch“), der auch mal aus dem Tauchbecken moderierte.
Prominente Sportler wie Muhammad Ali, Max Schmeling oder Pelé, Künstler, Schauspieler, Politiker oder Königin Silvia von Schweden traten in der Sendung auf. Allerdings hat sich die Gesellschaft und die Medienwelt in den vergangenen Jahren stark verändert. Wenn früher ein Bundesliga-Profi am Nachmittag drei Tore in einem Spiel erzielte, war es klar, dass er am Abend im Sportstudio aktuell darüber berichtete. Das ist heutzutage fast unmöglich. „Die Termine mit Spielern und Trainern müssen mit ihren Beratern ein oder zwei Wochen vorher abgestimmt werden“, berichtete Gruschwitz.
„Heute schränken Rechte, Minutenpreise und Drehauflagen den einst ungehinderten Zugriff auf das weltweite Sportleben ein“, ergänzte ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Er verteidigte die bei vielen Sportfans umstrittene Sendezeit 23 Uhr, die seit 2010 gilt und auch in Zukunft beibehalten werden soll. „Das ist eine späte, aber verlässliche Startzeit, die die Zuschauerzahlen stabilisiert und die Marktanteile, gerade bei den Jungen, erhöht hat“, argumentierte Frey. Allerdings sinkt die Quote, vor allem bei zeitgleichen Box-Übertragungen in der ARD oder bei RTL, oftmals unter die Zwei-Millionen-Grenze.
Vom Profi-Boxen hat sich das ZDF verabschiedet, das „Aktuelle Sportstudio“ bleibt. Die Uhr und die von Max Greger komponierte Titelmelodie haben die fünf Jahrzehnte unverändert überstanden. Wann genau die Torwand erstmals zum Einsatz kam – vermutlich 1964 – lässt sich in den Archiven nicht ergründen. Als das ZDF das beliebte Requisit einmal abschaffen wollte, hatte der Sender die Rechnung ohne die Zuschauer gemacht. „Die Leute haben sich gebärdet, als hätte man einem Kind das Spielzeug weggenommen. Das Telefon hat nicht stillgestanden. Nach ein paar Wochen haben wir dann das Ding wieder hingestellt“, berichtete Kürten.
Acht Fußballer, darunter Günter Netzer, haben bisher fünf Treffer an der Torwand erzielt. In diesem Jahrtausend ist das aber noch keinem gelungen. Auf den ersten Sechser warten die Sportstudio-Macher seit 50 Jahren. Vielleicht klappt es ja am Samstag, wenn im Foyer des Studio 3 auf dem Mainzer Lerchenberg die Rekordschützen Maß nehmen. [Peter Hübner/fm]
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