In der deutschen Fernsehlandschaft ist Schauspieler Gerd Baltus bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Egal ob „Tatort“, „Der Alte, „Derrick“ oder „Der Kommissar“ – Baltus war überall dabei. Am heutigen Donnerstag (29. März) feiert der Mime seinen 80. Geburtstag. Darüber reden will er aber nicht.
Das Sprechen zählte schon immer zum Beruf von Gerd Baltus – sowohl über als auch während seiner Arbeit. Neben seinen Auftritten im Fernsehen engagiert sich der gebürtige Bremer seit einigen Jahren auch als Hörbuchsprecher. Doch sein Privatleben behält er lieber für sich, zieht die Zurückgezogenheit dem Trubel vor.
Daher soll auch sein Ehrentag kein Großereignis werden. Über seine Hamburger Agentur lies Baltus verkünden, dass er keine Interviews zu diesem Anlass geben werde und sich derzeit ohnehin im Ausland aufhalte.
Die schwierigen Individualisten und Sonderlinge, gern etwas behäbig und verrückt wirkende Verlierertypen – galt es solche Rollen zu besetzen, war der dunkelhaarige, 1,84 Meter große Mime oft erste Wahl. Dabei hat sich der gebürtige Bremer, der 1953 nach Hamburg ans Schauspielhaus kam, selbst immer gegen Klischees gewehrt. „Ein Schauspieler darf nicht glatt sein, sondern muss manchmal bewusst Unzulänglichkeiten in die Darstellung einer Person einbauen, um glaubwürdig zu wirken“, sagte er einmal in einem Interview.
In namhaften Reihen wie „Der Kommissar“, „Tatort“ und „Derrick“ wirkte Baltus mit – ebenso wie in zahlreichen anderen Produktionen. Auf TV und Kino hatte er sich seit Mitte der 70er Jahre konzentriert.
In den 80er Jahren war er unter anderem der alleinziehende Vater in der Serie „Ein zauberhaftes Biest“ sowie Mitglied der Familie Gutman in „Levin und Gutman“, in der Familiensaga „Lorentz & Söhne“ bewirtschaftete er ein Weingut. In den 90ern gab Baltus den Bürgermeister Domberger in „Ein Bayer auf Rügen“ und war in Reihen wie „Der Alte“ sowie „Der Fahnder“ zu sehen.
Nicht mehr vielbeschäftigt wie einst, aber immer wieder schlüpfte Baltus auch in den vergangenen Jahren für Fernsehproduktionen in verschiedene Rollen und spielte unter anderem in Episoden von Serien wie „In aller Freundschaft“ und „Großstadtrevier“ mit.
Dabei hatte sein Vater, ein Kaufmann, eigentlich eine andere Laufbahn für den Sohn geplant: erst Abitur, dann Jura-Studium. Doch Baltus zog es zum Theater. Sein Schauspiel-Studium brach er zwar ab, aber 1953 gelang ihm auf Anhieb ein Engagement am Hamburger Schauspielhaus, dem er später unter Gustaf Gründgens bis 1956 angehörte. Nächste Stationen waren das Bonner Theater und die Münchner Kammerspiele, wo ihm in Max Frischs „Andorra“ der Durchbruch gelang.
Vom Theater wandte sich Baltus, der 1964 für seine Rolle als Leutnant Beckerath in der Thomas-Mann-Verfilmung „Wälsungenblut“ den Bundesfilmpreis erhielt, später ab. Seine Aufmerksamkeit galt indessen nicht nur der Arbeit vor der Kamera, sondern auch hinterm Mikrofon. Mit seiner unverwechselbaren Stimme hauchte er vielen Hörspielfiguren Leben ein.
Die Liebe zu seinem Fach hat er offensichtlich auch seinem Sohn Philipp Baltus mitgegeben: Auch dieser ist Schauspieler und Sprecher – ganz wie der Vater. Beide standen für Baltus‘ jüngsten Film gemeinsam vor der Kamera. In der Krimikomödie „Der Mann, der alles kann“, die vor wenigen Wochen im „Ersten“ zu sehen war, gaben sie Lahnstein und Lahnstein junior. [Dorit Koch/fm]
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