Jan Hofer: Das sagt der Moderator über seine Zukunft bei RTL

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Jan Hofer und Pinar Atalay bei RTL Direkt
Foto: RTL

Am Montag wurde bekannt, dass Jan Hofer bei „RTL Direkt“ aufhört. Ein endgültiger Abschied von den Medien scheint es nicht zu sein.

Er überbringt seit Jahrzehnten gute und schlechte Nachrichten in Deutschlands Wohnzimmer. Jan Hofer ist eines der bekanntesten Gesichter aus der Welt der TV-Nachrichten. Der über 70-Jährige hört jetzt als Nachrichtenmann auf, wie DIGITAL FERNSEHEN am Vormittag berichtete. Warum ihn die Zuschauer wohl trotzdem noch im Fernsehen sehen werden, erzählte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Warum hören Sie als Nachrichtenmann auf?

Antwort: Jetzt ist die Zeit gekommen, wo ich auch erleben möchte, dass mein Sohn groß wird. Er ist erst acht und der möchte ganz gerne öfter Fußball spielen mit seinem Papa.

Frage: Vor viereinhalb Jahren präsentierten Sie nach Jahrzehnten zum letzten Mal die „Tagesschau“ in der ARD. Danach dachte man zunächst, dass Sie in den Ruhestand gehen…

Antwort: Ich hatte nie vor, komplett in den Ruhestand zu gehen. Es gab diverse Angebote, das weitaus interessanteste kam von RTL. Es ging immerhin um ein völlig neues Nachrichtenformat auf einem so prominenten Sendeplatz, dazu live gesendet direkt aus der Hauptstadt Berlin. Hier zunächst allein als Anchorman das Format zu etablieren, war eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe. Deswegen musste ich da nicht lange zögern.

Frage: Ist das dieses Mal das endgültige Ende Ihres Arbeitslebens?

Antwort: Ich werde mit Sicherheit nicht aus den Medien verschwinden. RTL hat mir versichert, dass man mich als RTL-Gesicht sieht und ich offensichtlich von den Zuschauern auch als solches akzeptiert werde. Wir werden ab jetzt mit einzelnen Projekten weitermachen, die mir mehr Freiheit lassen – und ich werde natürlich in den sozialen Medien nach wie vor präsent sein.

Das beschäftigt Jan Hofer aktuell

Frage: Es gibt in Deutschland gerade eine Debatte, wie lange man im Leben erwerbstätig sein und wie viel man in der Woche arbeiten sollte. Vier-Tage-Woche, früher in Rente, später in Rente… Was sagt Jan Hofer?

Antwort: Jeder sollte so lange arbeiten können, wie er Lust hat. Ich mache zum Beispiel extrem viel Sport. Ich bin topfit. Ich habe einen Personal-Trainer. Warum soll ich nicht arbeiten? Soll ich mir jetzt einen Anorak anziehen und an der Elbe spazieren gehen? Mir hat mal ein Unternehmer gesagt: „Immer, wenn mich ein erfahrener Mitarbeiter verlässt, verlässt mich eine kleine Bibliothek“.

Frage: Wir befinden uns im Superwahljahr. Welche Sorgen treiben Sie um?

Antwort: Sorgen machen mir die USA, weil ich mich frage, wie ein so wirklich großartiges Land es nicht schafft, Menschen an die Spitze ihrer Administration zu bringen, die jünger und auch geeigneter sind. Ich verstehe es nicht.

Frage: Welcher Politiker ist besonders schwierig im Interview?

Antwort: Alle. Politiker sind geschult. Es ist es äußerst schwierig, einen Politiker, der sehr gewieft ist, von seinem Fahrplan abzuhalten. Wir versuchen das immer wieder. Ob das immer gelingt, weiß ich nicht. Aber die sagen ihnen genau das, was sie wollen und nicht mehr. Da ist keiner dabei, der sich aus der Reserve locken lässt. Das gibt es nicht mehr.

Frage: Man hört von vielen Seiten derzeit, dass sich Teile der Öffentlichkeit vor dem gefühlt düsteren Weltgeschehen schützen wollen und sich dem Nachrichtenkonsum entziehen. Einigen schlagen schlechte News auf die Stimmung. Können Sie das verstehen?

Antwort: Ja, das kann ich sehr gut verstehen. Ich bin schon sehr lange in dem Geschäft. Und ich höre immer wieder: „Man kann keine Nachrichten mehr gucken, die Welt ist so schlecht geworden.“ Ich glaube nicht, dass die Welt schlechter geworden ist. Ich glaube nur, dass die Menge von Nachrichten zugenommen hat. Beginnen wir mit den Anschlägen vom 11. September 2001. Das war der erste Katastrophenfall und erste Terroranschlag, der live im Fernsehen übertragen wurde. Das hat es bis dahin nicht gegeben. Früher wurde um 12 Uhr in der Mitternacht das Testbild gesendet, weil wir ja gar nicht wussten, was auf der anderen Seite der Welt los ist. Heute sind wir global vernetzt.

Frage: Gab es den Moment in Ihrem Leben als Nachrichtenmann, in dem Sie selbst von der Nachrichtenlage schockiert im Studio standen?

Antwort: Es gab viele. Ich erinnere mich an die Katastrophe am US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein 1988, als es bei einer Flugschau einen furchtbaren Absturz ins Publikum mit vielen Toten gab. Das war eines der schrecklichsten Erlebnisse, die ich hatte. Das möchte man nicht mehr erleben. Auch 9/11 gehört dazu. Und das Geiseldrama von Gladbeck 1988. 

Frage: In Ihrer sehr langen Karriere als Nachrichtenmann hat Sie bestimmt eine Menge Zuschauerpost erreicht. Hat sich diese mit den Jahren verändert?

Antwort: Früher musste einer einen Brief schreiben. Das heißt, er musste die Adresse herausfinden, einen Briefumschlag haben, den Brief schreiben, Porto bezahlen und das Ganze auch noch zur Post bringen. Wenn das alles hinter sich gebracht war, war so mancher Unmut schon wieder verraucht. Also vieles hat uns da gar nicht erreicht. Heute ist die Mail schon geschrieben, da habe ich den Satz noch nicht ausgesprochen.

Pinar Atalay wird alleinige Hauptmoderatorin von „RTL Direkt“

Frage: Werden Sie auf der Straße angesprochen?

Antwort: Ja, oft. Ich finde das vollkommen in Ordnung, viel schlimmer wäre das, wenn es nicht so wäre. Ich habe immer gesagt: „Die Zuschauer sind meine Kunden.“ Es gibt schon mal Leute, die wollen dann unbedingt ihre politische Meinung weitergeben. Und die wollen mir auch erklären, dass es die Lügenpresse – das ist ein großes Thema im Augenblick – immer wieder mal gibt. Da muss man sich dann eben ein bisschen distanzieren. Das geht schon.

Frage: Haben Sie einen Wunschnachfolger bei RTL?

Antwort: Mit Pinar Atalay habe ich ja bereits eine ganz hervorragende Journalistin als Kollegin bei „RTL Direkt„. Ansonsten glaube ich, man muss nicht alt sein, aber man darf auch nicht zu jung sein, um den Leuten das Gefühl zu vermitteln, der oder die weiß, wovon er oder sie spricht.

Frage: Ein Running Gag, der Sie so ein bisschen nach Ihrem letzten „Tagesschau“-Auftritt verfolgt hat, war ja die Frage nach der Krawatte. Sie hatten sich diese damals vor laufender Kamera abgenommen. Haben Sie das seither durchgehalten, nie wieder eine anzuziehen?

Antwort: Nein. Es ging damals auch gar nicht um das Symbol Krawatte. Es ging für mich einfach darum, dass ich für mich die Uniform abgestreift habe. Ich finde die Krawatte durchaus bei mancher Gelegenheit ein sehr hübsches Accessoire. Ich habe überhaupt nichts gegen Krawatten und ich werde auch nach wie vor welche tragen.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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