
Leipzig – Mit der Ankündigung des ZDF-Intendanten Markus Schächter, den Dokukanal in einen Familienkanal umzuwandeln, warfen sich zahlreiche Fragen auf. Um genaueres zu erfahren, sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Walter Kehr, dem Leiter der ZDF-Pressestelle.
Der Familienkanal soll zukünftig v.a. das junge Publikum ansprechen und durch qualitativ hochwertige Formate die unter 50-Jährigen erreichen. Die geplanten Veränderungen sollen dabei ohne zusätzlich beantragte Finanzmittel durchgeführt werden.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Kehr, worin liegen die Gründe für den geplanten Umbau des ZDF Dokukanals zu einem Familienkanal?
Walter Kehr: Der digitale Dokukanal wird in einen Familienkanal umgewidmet, um in Zukunft die unter 50-jährigen Zuschauer, sprich: junge Familien, besser erreichen zu können.
DF: Wie wollen Sie verhindern, dass dadurch ein zweites Vollprogramm entsteht?
Walter Kehr: Die Programmplanung liegt allein beim ZDF.
DF: Wie wollen Sie zukünftig die Sparte Dokumentation bedienen?
Walter Kehr: Nach wie vor so umfangreich wie kein anderer Sender – in erster Linie mit Erstausstrahlungen im ZDF-Hauptprogramm sowie mit Zulieferungen und Wiederholungen in 3sat, Arte, Phoenix, Infokanal, Theaterkanal und nicht zuletzt in der ZDF-Mediathek.
DF: Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) wirft dem ZDF vor, gegen die Bestrebungen der EU-Kommision, digitale Spartenkanäle präzise einzugrenzen, zu verstoßen. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Walter Kehr: Das Gegenteil ist der Fall. Die Präzision des Auftrags für die drei Digitalkanäle ist gerade Gegenstand des aktuellen Gesetzgebungsverfahrens.
DF: Durch welche konkreten Programmschwerpunkte soll das geplante Programm für junge Familien zu einer ernsthaften Alternative zur privaten Konkurrenz werden?
Walter Kehr: Durch die bestmögliche Qualität der Branche in jedem einzelnen Genre, das bedient wird. Bitte haben Sie Verständnis, dass zum derzeitigen Zeitpunkt Aussagen zu Einzelprogrammen noch nicht möglich sind. Das Programmkonzept wird im Einvernehmen mit dem ZDF-Fernsehrat entwickelt werden.
DF: Inwiefern soll der ZDF Theaterkanal umgebaut oder verändert werden?
Walter Kehr: Auch der ZDF Theaterkanal soll an die Bedingungen der digitalen Fernsehentwicklung angepasst werden. Dazu gehört, dass ein strukturiertes Gesamtprogramm an die Stelle des bisherigen Schleifenprogramms mit Wiederholungen tritt. Zusätzliche Bildungsprogramme und Angebote für junge Kulturinteressierte werden das bestehende Angebot ergänzen.
DF: Mit welchen Kosten rechnen Sie durch den Umbau, kommt es zu Einsparungen?
Walter Kehr: Auf dem Weg vom Einkanalsender zur digitalen Sendefamilie werden Synergien in der Programmverwertung zu heben sein. ZDF-Intendant Markus Schächter hat bereits gegenüber dem ZDF-Fernsehrat erklärt, dass der Sender gegenüber der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) keine zusätzlichen Finanzmittel für die geplanten Veränderungen beantragen wird.
DF: Herr Kehr, vielen Dank für das Gespräch.
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