Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt kann Bayern-Manager Karl-Heinz Rummenigge im Zuge der Neuausschreibung der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga ab der Spielzeit 2013/2014 keine Hoffnungen auf einen warmen Geldregen machen. Das sagte Schmidt zu DIGITAL FERNSEHEN.
Rummenigge hatte in einem Zeitungsinterview im Januar erklärt, es sei nicht hinnehmbar, dass der italienische Profifußball, der im UEFA-Ranking hinter Deutschland liege, doppelt so hohe Einnahmen aus der TV-Vermarktung erziele wie die Deutsche Fußball Liga (DFL). Die Profivereine der ersten und zweiten Bundesliga erhalten derzeit rund 420 Millionen Euro jährlich für die Fernsehrechte, die italienische Serie A fast eine Milliarde. Daher müssten die Lizenzerlöse „mit Kreativität extrem gesteigert werden“, forderte der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG.
„Karl-Heinz Rummenigge ist als Vorstandsvorsitzender des wirtschaftlich erfolgreichsten deutschen Clubs ein erfahrener Mann in Wirtschaftsfragen“, äußerte Schmidt auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN am Freitag, zog dem Ligavertreter aber gleich darauf den Zahn: Wenn man sich die Kennziffern des deutschen Marktes ansehe, werde deutlich, welche Kräfte von den Marktteilnehmern derzeit ausgeübt werden könnten, um die von Rummenigge geforderten Erlöse zu erzielen.
„Diese Marktstärke ist derzeit nicht gegeben und kann unserer Ansicht und nach Erfahrungen aus anderen Fußballkernmärkten nur durch eine Stärkung des Pay-Segments in den nächsten Jahren erzeugt werden“, meldete Schmidt indirekt Ansprüche an, die in Deutschland anders als etwa in Italien oder England sehr frühzeitige und umfangreiche Bundesliga-Berichterstattung im Free-TV einzudämmen.
Überlegungen des Bundeskartellamts, für die Bundesliga-TV-Vermarktung ab 2013/2014 auch ein Lizenzmodell ohne Samstagsberichterstattung im Rahmen der ARD-„Sportschau“ zuzulassen, wertete der Sky-Sportvorstand hingegen zurückhaltend. Entsprechende Veröffentlichungen seitens der Kartellhüter seien in der jetzigen Phase „keine Entscheidungen oder Bescheide, sondern Richtungen“, verwies Schmidt auf Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN überzogene Spekulationen, wonach ein Aus der ARD-Traditionssendung schon so gut wie besiegelt sei, in ihre Schranken.
„Bis zum Ergebnis wollen wir auch warten, bevor wir dies werten können“, betonte Schmidt. „In jedem Fall freuen wir uns aber zu erkennen, dass kurzfristig Rechtssicherheit für den Tenderprozess bestehen wird“. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hatte am Montag in einer ersten Stellungnahme mitgeteilt, dass die geplante Vermarktungsvariante, bei der am Samstag erst ab 21.45 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen über das Spielgeschehen berichtet werden darf, „insgesamt mit dem Kartellrecht vereinbar“ ist (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Eine klare Position vertrat Sky-Sportvorstand Schmidt in Bezug auf die Berichterstattung über die 3. Liga. Diese sei für die Bezahlplattform auch mittelfristig kein Thema. „Wir zeigen über 1 000 Livespiele im Jahr und bieten unseren Kunden damit die Premiumqualität, die man von uns erwartet. Die dritte Liga hat unserer Meinung nach unter anderem eine gute Heimat in den dritten Programmen der ARD gefunden“, verteilte er Lob in Richtung der Öffentlich-Rechtlichen.
Schmidt hob hervor, die Bundesliga sei und bleibe bei Sky „elementarer Bestandteil unseres Angebots“. Daran solle und werde sich aus Sicht des Unternehmens auch langfristig nichts ändern. Das Senderbouquet des Premiere-Nachfolgers biete aber schon heute mit „all seinen Programmfacetten weit mehr als Fußball“. Sky-Vorstandschef Brian Sullivan hatte zuletzt den Anspruch formuliert, „in den nächsten 20 bis 30 Jahren die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga zu halten“. [Interview: Alexander Rösch]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com