[Interview] Potente: Unser Privatleben gehört uns

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Beate Uhse – ein Name, der auch rund zehn Jahre nach dem Tod der Sexunternehmerin immernoch polarisiert. Das ZDF hat nun Beate Uhses Lebensgeschichte mit Franka Potente in der Hauptrolle verfilmt.

Im Interview sagt die Schauspielerin, die derzeit zusammen mit ihrer Tochter in den USA wohnt, was sie über Beate Uhse denkt und warum sie ihr Privatleben abschirmt.
 
Beate Uhse ist über ihren Tod hinaus ein Begriff in Deutschland – die einen rümpfen immer noch die Nase, die anderen klopfen sich auf die Schenkel. Haben Sie nicht auch früher Witze gemacht?
 
Franka Potente: Nein, Witze habe ich nicht gemacht. Ich wusste immer, zumindest oberflächlich, wer Beate Uhse ist, und kannte ihre Läden, aber das war’s eigentlich. Ihren ganzen interessanten Hintergrund habe ich eigentlich erst durch den Film erfahren. Tolle, starke Frau, finde ich. Das hat mich an dem Projekt gereizt. Man kennt nur eine „skandalöse“ Oberfläche einer Person, und dahinter verbirgt sich eine verletzliche, sehnsuchtsvolle Frau, die versucht hat, alles was ihr lieb und teuer war unter einen Hut zu kriegen.

Fehlt vielen Menschen, vornehmlich vielleicht auch Frauen, heute der Mut, mit aller Konsequenz in die berufliche Unabhängigkeit zu gehen wie Beate Uhse?
 
Potente: Unabhängig und eigenständig zu sein entgegen aller Widrigkeiten, ist, glaube ich, für jeden schwer. Frauen sind historisch mehr daran gewöhnt. Was wir kennen, ist immer die scheinbare Unvereinbarkeit von Karriere und Familie. Das ist mittlerweile für Frauen, zumindest in Metropolen, einfacher, aber in anderen Kontexten – oder Kulturen – immer noch undenkbar. Damit hatte Beate auch zu kämpfen. Das zeigt der Film sehr gut. Sie musste Mutter und Ehefraudasein vereinbaren mit einem Riesenjob: Sie war vor allem Unternehmerin.
 
Um die Dreharbeiten wurde im vergangenen Jahr ein Riesengeheimnis gemacht. Sie waren schwanger, und es hieß, sie wurden gestalkt.
 
Potente: Ein Künstler hat nicht die Verpflichtung oder Aufgabe, die Welt von privaten Ereignissen in Kenntnis zu setzen oder sich von der Öffentlichkeit eine „Bestätigung“ dafür einzuholen. Meine Arbeit als Schauspielerin und Autorin hat öffentlich Relevanz, nicht mein Privatleben. Ich habe nie viel darüber gesprochen und tue das auch jetzt nicht. Wie jede Familie, die Zuwachs bekommen hat, ziehen wir uns ins Privatleben zurück und genießen das. Ich lade das Publikum ein, sich meine Filme anzuschauen oder meine Bücher zu lesen, das war’s. Mein, unser Privatleben, gehört uns, da haben wir ein Recht drauf. Wir dulden keine Fotografen in unserem Umfeld, die unser Kind oder uns fotografieren wollen. Die Öffentlichkeit ist in unserem Privatleben nicht erwünscht. Da ziehen wir eine Grenze, die wir bitten zu respektieren. 
 
Werden Sie eines Tages wieder in Deutschland leben?

Potente:
Unsere Tochter wächst in den USA auf.

 
Vielen Dank für das Gespräch.
 
 
DIGITAL FERNSEHEN präsentiert Ihnen an dieser Stelle jeden Sonntag ein Star-Interview der Woche mit Prominenten aus Film und Fernsehen. Lesen Sie hier das Gespräch mit Kevin Spacey.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Carsten Rave]

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