Der Schauspieler Heinz Hoenig gilt als einer der beliebtesten und bekanntesten Charakterdarsteller in Deutschland – am heutigen Samstag wird er 60 Jahre alt. Seinen Durchbruch schaffte er mit Dieter Wedels TV-Mehrteiler „Der große Bellheim“. Für die Zukunft hat sich der Jubilar viel vorgenommen: Tabaluga, Kinderfilme, ein neues Buch – und einen Stier.
Sie blicken auf mehr als 30 Jahre als Schauspieler zurück. Gibt es da auch etwas, was Sie im Nachhinein bereuen?
Heinz Hoenig: Da fällt mir so ad hoc nichts ein – eigentlich ein gutes Zeichen. Die Rollen, die ich gespielt habe, habe ich nie bereut. Ich bereue höchstens, dass ich nicht noch häufiger ganz verschiedene Sachen gespielt habe. Aber das kann alles noch kommen.
Ende der 70er Jahre spielten Sie bei den ersten Rocker-Filmen mit, zum Beispiel mit „Mord am Lietzensee“. Wird man so ein Image nie wieder los?
Hoenig: Das Klischee ist da geboren worden – von da an war ich der Rüpel, das Raubein. Das war zum Beispiel mit ein Grund, warum ich dann das Buch von Wolfgang Petersen zu „Das Boot“ gelesen habe und auch direkt hingefahren bin. Ich wollte einfach raus aus diesem blödsinnigen Klischee, aber ich glaube, ich schaff‘ das nie.
Sie haben neben Götz George, Heiner Lauterbach aber auch Hollywood-Stars wie Sean Penn und Martin Sheen gespielt. Gab es für Sie eine ganz besondere Begegnung?
Hoenig: Patrick Swayze fällt mir da ein, wir haben in Österreich zusammen gespielt. Er war ein richtig guter Mensch, ganz einfach und unkompliziert. Wir kamen so gut miteinander aus, da musste man gar nicht drei Tage lang miteinander quatschen. Kurz vor seinem Tod habe ich noch in Arizona gedreht und wollte Patrick auf seiner Ranch besuchen, aber wir hatten tagtäglich zu drehen und haben es verschoben. Und dann war es zu spät. Es ist wirklich schade, wenn solche Menschen gehen.
Mit Regisseur Dieter Wedel haben Sie besonders häufig zusammengearbeitet, sie werden auch als „Erfolgs-Duo“ beschrieben. Was macht zwischen Ihnen und ihm die Chemie aus?
Hoenig: Mittlerweile haben wir ein unheimliches Vertrauen zueinander – da wird keiner den anderen irgendwie enttäuschen. Es bedarf manchmal nur einiger Zeichen zwischen uns und man weiß sofort, was der andere meint. 24 Filme haben wir schon zusammen gemacht. Zwar hatten wir auch die ein oder andere, auch mal heftige Auseinandersetzung, aber letztlich war auch das gut so.
Hat Ihnen das Handwerk des Schlossers auch etwas für Ihren späteren Beruf als Schauspieler gebracht?
Hoenig: Ich bin meinem Vater heute sehr dankbar dafür, dass ich einen Beruf habe und keine zwei linken Hände. Vieles davon kann man auch auf die Schauspielerei übertragen, zum Beispiel die Disziplin. Am Anfang ist mein Vater damit bei mir natürlich auf Widerstände gestoßen, ich wollte lieber nach Australien und hatte meine Gitarre schon in der Hand. Damals habe ich noch nicht geahnt, dass ich Schauspieler werden würde.
Gibt es im Bereich der Schauspielerei auch schon die nächsten konkrete Projekte?
Hoenig: Ein wichtiger Meilenstein in meiner Vergangenheit und jetzt auch wieder in der Zukunft ist „Tabaluga“. Bei der Trilogie werde ich nächstes Jahr wieder dabei sein. Da freue ich mich wirklich drauf, das fordert auch einiges von mir ab, das weiß ich jetzt schon. Doch es hat vor allem einen riesengroßen Nährwert, weil ich wieder in Kinderaugen sehen werde. Wer mich kennt, weiß, wie wichtig mir meine Arbeit für die Heinz-Hoenig-Stiftung und meine Kinderhilfsinitiative Heinz der Stier ist, die sich seit über 10 Jahren um traumatisierte Kinder und Jugendliche kümmert. Unser aktuelles Projekt „Hamama Nalu“ wurde kürzlich zusammen mit der niedersächsischen Familienministerin gestartet und soll im nächsten Jahr Jungen und Mädchen im gesamten Bundesgebiet erreichen.
Sie haben selbst zwei Kinder. Würden Sie denen auch zur Schauspielerei raten?
Hoenig: Ich kann den beiden nur erzählen, was ich erlebt habe. Was sie dann im Endeffekt machen, das überlasse ich ihnen wirklich selbst. Mein Sohn will sich jetzt sein eigenes Schwert schmieden. Der ist fasziniert von Ninjas, von der östlichen Welt. Vielleicht fliegen wir auch alle bald nach Vancouver und machen eine Paddeltour. Beruflich machen aber beide ihr eigenes Ding.
Wie blicken Sie ganz privat in die Zukunft?
Hoenig: Ich sehe der Zukunft nur positiv entgegen. Ich glaube, das macht noch eine Menge Spaß. Ich bin die Highways gefahren, ich bin die Sackgassen gefahren. Gott sei Dank hatte ich keine Angst, in irgendwelche Straßen rein zu fahren, auch wenn am Ende eine Mauer stand. Dann bin ich entweder dagegen oder wieder zurück, das war dann aber gerade die Erfahrung, die ich brauchte. Ich möchte sie nicht missen, auch jeden Mist, den ich gebaut habe. Ich weiß, dass mein Herz gut ist – und ich habe noch einiges vor.
Vielen Dank für das Gespräch.
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[Interview: Vanessa Steinmetz]
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