Im „Writer’s Room“ – Was hinter amerikanischen Serien steckt

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Warum sind amerikanische Serien so erfolgreich? Was gucken eigentlich die Norweger? Bei einer Berliner Konferenz gab es interessante Einblicke ins TV-Geschäft.

Ob die coolen Werber in „Mad Men“ oder die Sitcom „Modern Family“: Die Frage „Welche Serie guckt ihr gerade?“ gehört zum Party-Smalltalk. Seit Jack Bauers Abenteuern in „24“ und „Sex in the City“ ist es Mode geworden, Fernsehen auf DVD oder im Internet zu konsumieren. Neue US-Serien werden weiter empfohlen wie Zahnärzte oder Plätzchenrezepte. Deutsche Produktionen gelten da im Vergleich als langweilig und altbacken. Aber es gibt Hoffnung: Von den Machern internationaler Serien lässt sich einiges lernen, wie eine Konferenz diese Woche in Berlin zeigte.

In Deutschland ist es in der Regel ein Drehbuchautor, der eine Serie verantwortet. Die Kultur des Schreibers im stillen Kämmerlein wird gepflegt. In den USA wird im Team gearbeitet, im „Writer’s Room“, wie Medienwissenschaftler Lothar Mikos vom Erich Pommer Institut in Babelsberg erklärt. Er sagt: Wenn sechs Leute zusammensitzen, die alle das tun, was sie am besten können – Dialoge schreiben, Storylines oder Charaktere entwickeln – ergibt das in der Regel mehr Qualität, als wenn das einer allein übernimmt.

Hierzulande gingen noch zu viele Autoren von der Idee des individuellen Genies aus, sagt Mikos. Außerdem hänge die Position des Regisseurs zu hoch. Die Sender hätten zu wenig Mut bei der Programmierung. Dominik Grafs hochgelobtes, aber bei den Quoten erfolgloses Krimi-Epos „Im Angesicht des Verbrechens“ hätte demnach im „Ersten“ um 20.15 Uhr laufen sollen und nicht am späteren Abend. Das ZDF verstecke Serien wie „Mad Men“ und „30 Rock“ beim Digitalsender ZDFneo.

Und was ist mit dem Rosamunde-Pilcher-Film, der gute Quoten bringt? Wenn man ein junges Publikum haben wolle, müsse man etwas anderes senden, sagt Mikos. Und: „Nichts gegen solche Serien wie „Um Himmels Willen“ oder „In aller Freundschaft“, die in der ARD laufen. Die sind natürlich professionell gemacht, aber die sind halt für ein Publikum, das relativ alt ist und nicht so sehr Neuem aufgeschlossen.“ Gute hiesige Serien sind für ihn „Der letzte Bulle“, „Doctor’s Diary“ und „Türkisch für Anfänger“. Das seien aber eher Zufallsprodukte.

Ein Einblick in die Praxis im Ausland: Hollywoodautor Frank Spotnitz(„The X-Files“) hat für die BBC-Spionage-Geschichte „Hunted“ die ersteFolge geschrieben. Dann bekamen seine Kollegen im „Writer’s Room“ vonihm eine Inhaltsangabe und die Charaktere. Daraus entwickeln die Autorendie Folgen. „Man geht den Dingen viel schneller auf den Grund“, sagtSpotnitz über die Teamarbeit. Als „Showrunner“ ist er quasi derChef-Schreiber.

Lässt sich ein Trend für Serien voraussagen? Wasist das nächste große Ding? „Wenn ich so etwas höre, werde ich nervös“,meint US-Produzent James Manos („Die Sopranos“), der mit „Dexter“ einenMörder zum TV-Protagonisten machte. Sein Rat an die Kreativen: „Schaudir nicht die Arbeit von anderen an.“

Podiums-Moderator BrianSeth Hurst kann in „Touch“, der neuen Mystery-Show mit Jack Bauer undihren internationalen Charakteren, einen Trend zur Globalisierungerkennen. Auch Nischenserien mit eingeschworener Fangemeinde, aber ohneRiesenpublikum hätten ihren Wert, ist auf der Konferenz zu hören. Dieseien für die Werbekunden interessant, die dann zielgerichtet ihreProdukte vermarkten könnten.

Was originelle Figuren angeht, lohntein Blick nach Skandinavien. In Norwegen saß jeder Fünfte vor demFernseher, um die erste Folge von „Lilyhammer“ zu sehen. Darin geht esum einen New Yorker Gangster (Steven Van Zandt), der imZeugenschutzprogramm in der früheren Olympiastadt Lillehammer ein neuesLeben startet. Produzent Sven Clausen („Protectors“) verweist auf dieSerie „Borgen“ über eine Politikerin, die dänische Premierministerinwird. Wenig später wurde das Realität. „Es gibt vielleicht einZusammenspiel von Fiktion und Wirklichkeit…“[Caroline Bock]

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