Unterstützt von wohlhabenden Geldgebern aus Silicon Valley werfen sich Hollywoods Produzenten kopfüber in das Geschäft mit exklusiv für das Internet produzierten Serien. Stars wie Tom Hanks und Kevin Spacey arbeiten an Shows für Yahoo und Netflix. Ein Überblick.
Für Filmstudio- und Fernsehveteranen wie „CSI“-Erfinder Anthony Zuiker bietet das Internet einen noch immer unberührten kreativen Spielplatz, wo man ungehindert von Studiokontrolle oder der ständigen Gefahr der Serienabsetzung die eigenen Ideen verfolgen kann. Die Serienurheber besitzen oftmals auch die Inhalt, welche sie für das Netz produzieren, wodurch sie die Freiheit haben, die eigenen Konzepte später für Filme, Comics oder traditionelle Fernsehshows zu adaptieren. Zudem winkt ein größerer Profitanteil bei erfolgreichen Projekten, berichtete das „Wall Street Journal“ am Freitag.
Youtube-Besitzer Google bezahlt bereits ein breites Feld von Produzenten für die Einrichtung von 100 neuen Videokanälen. Jeder dieser Mini-Sender bekommt Insiderinformationen zufolge von Google bis zu fünf Millionen US-Dollar (etwa 3,8 Millionen Euro) als Unterstützung. Die ersten Kanäle gingen bereits im letzten Monat auf Sendung, im Laufe des Jahres sollen zahlreiche neue hinzukommen.
Die offiziellen und professionell produzierten Channels sollen Youtube helfen, mehr Werbekunden und -aufträge zu gewinnen. Zudem sollen demnächst auch Angebote rund um spezifische Produkte konzipiert werden. Google, Youtube, Yahoo, Hulu und andere große Medienunternehmen werden ihre neuen Shows im April auf einem speziell eingerichteten Event potentiellen Werbekunden präsentieren.
Für Produzenten, welche von traditionellen Fernsehsendern kommen, ist das Fehlen der ständigen Quotenmessung ein Plus. Aber auch wenn ihre Arbeit hier nicht mit den täglichen Ergebnissen des Nielsen-Instituts steht und fällt, werden auch online die Aufrufe und Beliebtheit gemessen. Youtube sammelt sogar schon Daten, bevor ein neuer Kanal überhaupt online geht und bewertet diese nach bestimmten Faktoren wie Möglichkeiten für Langzeit-Marketing und Cross-Promotion.
Und nicht jeder große Hollywood-Name hat auch online automatisch Erfolg, wie Kiefer Sutherland im vergangenen Jahr feststellen musste. Obwohl die Produzenten seiner Internet-Serie „The Confession“ die Show basierend auf der Popularität bei Hulu und im Ausland als Erfolg verbuchten, sah Sutherland die Zuschauer-Reaktionen zwiespältig. Durch den fehlenden Rahmen einer spezifischen Sendezeit sei es am schwierigsten, ein treues und regelmäßiges Publikum zu finden, so Sutherland.Neue Webproduktionen im Überblick
YouTube
„CSI“-Erfinder Anthony Zuiker drehte kürzlich den Kurzfilm „Execution Style“ mit einem Budget von 50 000 US-Dollar (etwa 38 000 Euro) und Bill Bellamy in der Hauptrolle für den Youtube-Kanal „BlackBoxTV“. Der zwölfminütige Thriller ist Teil einer geplanten Reihe von zwölf weiteren Kurzfilmen, welche Zuiker im Laufe des Jahres produzieren will.
Hulu
Der nur in den USA nutzbare Video-on-Demand-Service feierte in dieser Woche die Premiere seiner ersten Exklusiv-Serie „Battleground“. Basierend auf dem Publikumshit „The Office“ zeigt die Serie, mit welchen Kniffen der Außenseiter im Polit-Rennen und sein Teamdie Konkurrenten ausstechen will. Demnächst soll die sechsteilige Doku-Serie „Up To Speed“ von Regisseur Richard Linklater folgen.
Yahoo
Momentan wird die Animationsserie „Electric City“ entwickelt und soll im Frühling online gehen. Tom Hanks fungiert als Koproduzent und spricht auch eine der Figuren. Yahoo bringt etwa 20 neue Originalshows jeden Monat, zum großen Teil kurze Reality-Show-Formate, welche oftmals von Datenanalysen beeinflusst sind. So auch die Hochzeits-Show „The Ultimate Proposal“, welche das Unternehmen in Auftrag gab, nachdem Yahoo eine hohe Zugriffszahl bei Nachrichten zu Verlobungen und Hochzeiten festgestellt hatte.
Netflix
Der Branchenriese versucht sich eine Nische mit eher außergewöhnlichen Online-Serien zu schaffen. Anfang des Monats ging „Lilyhammer“ an den Start (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Demnächst folgt das von David Fincher produzierte „House Of Cards“ mit Kevin Spacey in der Hauptrolle. Die Adaption des gleichnamigen Polit-Thrillers von Autor Michael Dobbssoll wurde direkt für zwei Staffeln mit insgesamt 26 Episoden bestellt. [sv]
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