Verbrechen werden zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen anders gesehen, interpretiert und geahndet. Das ZDF zeigt heute vier spektakuläre Fälle aus DDR-Zeiten. Nächste Woche geht es weiter mit der damaligen BRD.
Gesellschaft, Medien und Justiz sind nicht frei von Zeitgeist und sich verändernden Moralvorstellungen. „ZDFzeit“ beleuchtet aufsehenerregende Fälle der ostdeutschen und westdeutschen Kriminalhistorie und gibt Einblicke in politische und gesellschaftliche Entwicklungen der DDR und der BRD. Los geht es heute, 20.15 Uhr, mit „Mysteriöse Kriminalfälle der DDR – Vertuscht, verdrängt, verschwiegen“. Am nächsten Dienstag, 19. Mai, 20.15 Uhr, rücken „Die großen Kriminalfälle der Bundesrepublik – Morde, Moral, Machtmissbrauch“ in den Blick. Beide „ZDFzeit“-Dokus stehen jeweils ab Sendetag, 9.00 Uhr, ein Jahr lang in der ZDFmediathek zur Verfügung.
Der Schein musste gewahrt werden
In der Realität unterschieden sich die Kriminalitätsstatistiken der beiden deutschen Staaten kaum voneinander, doch die DDR wollte das nicht wahrhaben. Die Dokumentation zeigt vier DDR-Kriminalfälle aus den 70er- und 80er-Jahren, die eines gemeinsam haben: Die Kriminalpolizei ermittelte höchstens im Hintergrund – es ging vor allem um Geheimhaltung und Vertuschung. Der Film zeigt in nachgestellten Szenen, Archivbildern, Originaldokumenten und mithilfe von Zeitzeugen, Angehörigen und Experten, mit welchen Mitteln das Regime versuchte, seinen Ruf zu wahren.
Die Doku greift folgende „mysteriöse Kriminalfälle der DDR“ auf: Ein Sowjetsoldat erschießt zwei Jugendliche – die offiziell propagierte und zur Schau gestellte Freundschaft zur Sowjetarmee darf dadurch um keinen Preis gefährdet werden. Zwei kubanische Vertragsarbeiter ertrinken in der Saale – die Umstände sind bis heute ungeklärt, da die Ermittlungen damals eingestellt wurden, um die Freundschaft zum sozialistischen Bruderland nicht zu gefährden. Ein Stasimitarbeiter erschießt zwei junge Männer – das Ministerium für Staatssicherheit setzt alles daran, den Fall als Notwehr zu deklarieren. Das Kind eines Republikflüchtlings wird zur Adoption freigegeben – bis heute gibt es keine Beweise für den systematischen Kindesentzug in der DDR.
Nächste Woche folgen westdeutsche Verbrechen
Der zweite Teil „Die großen Kriminalfälle der BRD“ beleuchtet in einer Woche folgende Verbrechen, die Kriminalgeschichte schrieben und den Zeitgeist sowie die westdeutsche Sittengeschichte widerspiegeln: den Mord an der Prostituierten Rosemarie Nitribitt in den prüden 50er-Jahren, den Fall Jürgen Bartsch, Serientäter in den 60er-Jahren, die Ermordung des V-Mannes Ulrich Schmücker in den 70er-Jahren und die Rache Marianne Bachmeiers an dem Mörder ihrer Tochter im Jahr 1981.