Die ARD hat das Tauziehen mit dem ZDF um Moderator Thomas Gottschalk gewonnen. Der 61-Jährige bekommt eine Vorabendshow im „Ersten“. Viermal die Woche soll er vor der „Tagesschau“ mit Prominenten plaudern – quasi als „Thommys Tagesshow“.
Thomas Gottschalk wechselt vom ZDF zur ARD. Der Showmaster wird ab dem kommenden Jahr viermal die Woche eine Vorabendshow moderieren. Nach seinem Ausstieg beim ZDF-Klassiker „Wetten, dass..?“, für den er im Herbst noch dreimal auf der Bühne steht, soll er im Januar im „Ersten“ anfangen.
Montags bis donnerstags wird der 61-Jährige in seiner halbstündigen Live-Show mit Gästen aus dem Kultur- und Entertainment-Bereich über das aktuelle Zeitgeschehen plaudern, wie die ARD am Freitag mitteilte. Arbeitstitel der Sendung: „Tagesshow“.
„Das erinnert ein bisschen an meine Radio-Anfänge in der ARD. Immerhin habe ich insgesamt mindestens zehn Jahre meines Lebens täglich vor dem Mikrofon gesessen“, sagte Gottschalk nach Angaben der ARD. „Der Ernst des Lebens gehört in die „Tagesschau“. Aber es gibt ja Gott sei Dank neben Politik, Seuchen und Finanzkrisen auch noch den ganz normalen täglichen Wahnsinn. Für den bin ich in Zukunft zuständig. Ich freue mich auf meine „Tagesshow“.“
Gottschalk ist einer der letzten großen Samstagabend-Unterhalter für die gesamte Familie. Manchen Kritikern sind seine Promi-Plaudereien zwar zu oberflächlich, dennoch lockte er regelmäßig um die zehn Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Wer ihm beim ZDF-Unterhaltungsflaggschiff „Wetten, dass..?“ nachfolgt, ist noch offen – die besten Chancen werden derzeit Entertainer Hape Kerkeling eingeräumt.ZDF hat Gesprächsbedarf
Der ARD-Senderverbund setzte sich nach langem Ringen um Gottschalk gegen das ZDF durch. Der Mainzer Sender hatte dem Entertainer nach dessen Rückzugsankündigung von „Wetten, dass..?“ einen Vertrag über eine wöchentliche Talkshow sowie einige Abendshows angeboten.
In diesem Jahr wird Gottschalk auf jeden Fall noch drei „Wetten, dass..?“-Rückblicks-Ausgaben im Herbst moderieren. Ob er auch wieder die Benefizgala „Ein Herz für Kinder“ und den ZDF-Jahresrückblick präsentieren darf, scheint indes offen. Darüber sei noch zu reden, sagte ein ZDF-Sprecher auf dpa-Anfrage.
ZDF-Intendant Markus Schächter zeigte sich enttäuscht über Gottschalks Weggang: „Thomas Gottschalk und das ZDF waren über Jahrzehnte eine erfolgreiche Symbiose. Wir hätten das gerne fortgesetzt. Leben bedeutet aber auch Veränderung und Thomas Gottschalk hat sich für einen Wechsel entschieden. Ich wünsche ihm dafür alles Glück und viel Erfolg.“ Gottschalk habe das ZDF vorab über seine Entscheidung informiert.Gottschalk als Nachtisch zur „Verbotenen Liebe“
In der ARD zeichnet der Westdeutsche Rundfunk (WDR) für die neuen Vorabendshows verantwortlich – die WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel konnte sich somit doppelt freuen: „Thomas Gottschalk ist eine stilprägende Persönlichkeit der deutschen Fernsehunterhaltung und eine Bereicherung für das Programm. Ich freue mich, dass der WDR federführend für die innovative Sendestrecke ist.“ Innovativ ist dabei wohl vor allem, dass die Zuschauer per Internet an den Diskussionen teilnehmen sollen; Studiopublikum gibt es nicht.
Damit ist der Umbau des quotenschwachen ARD-Vorabends so gut wie komplett: Die tägliche Sendezeit für die Soap „Verbotene Liebe“ wurde verdoppelt (18.00 bis 18.50 Uhr), ab Herbst sollen daran im täglichen Wechsel neue, regionale Krimiserien anschließen, und im Januar kommt Gottschalk oben drauf. Zusätzlich geht Kai Pflaume freitags – am Gottschalk-Ruhetag – mit einem neuen Quiz auf Sendung.
Derzeit arbeite Gottschalk mit den Produzenten der Sendung, der Firma Grundy Light Entertainment, an seinem Wohnort Los Angeles am Konzept der neuen Show, hieß es von der ARD. Anfang kommenden Jahres dürfte der Entertainer mit seiner Familie dann vermutlich seltener in den USA sein, sondern häufiger auf seinem 150 Jahre alten Schloss in Remagen nahe Bonn, das die Familie derzeit nur sporadisch bewohnt. [Patrick T. Neumann]
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