Immer schneller, höher, stärker? Das olympische Motto trifft nicht auf das Fernsehgeschäft des IOC zu. In schwierigem Umfeld verkaufte das IOC die TV-Rechte für die USA gleich für vier Spiele und erzielte dabei mit 4,382 Milliarden Dollar einen Preis ohne Steigerungsrate.
Nach drei Jahrzehnten stürmischen Wachstums stagniert das Geschäft mit den Olympischen Spielen. Das Internationale Olympische Komitee verkaufte seine USA-Fernsehrechte für die Spiele 2014, 2016, 2018 und 2020 für 4,382 Milliarden Dollar (2,98 Milliarden Euro) an den TV-Giganten NBC, ohne dabei eine Preissteigerung durchsetzen zu können.
Dennoch zeigte sich Jacques Rogge zufrieden. „Mit dem Abschluss haben wir die finanzielle Zukunft der olympischen Bewegung für das nächste Jahrzehnt gesichert“, sagte der IOC-Präsident. Vize Thomas Bach meinte: „Unter den gegenwärtigen Marktbedingungen ist das ein sehr guter Abschluss. Der Vertrag ist ein wichtiges Zeichen für das langfristige Vertrauen in das IOC.“
Um seinen Besitzstand wenigstens zu wahren, musste das IOC am Dienstag in Lausanne bei seiner Rechteversteigerung auf dem bedeutendsten TV-Markt gleich zwei Generationen von Spielen offerieren. Die Winterspiele in Sotschi 2014 (775 Millionen Dollar) und die Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 (1,226 Milliarden Dollar) erbringen zusammen mit 2,01 Milliarden Dollar weniger als die Vorläufer Vancouver 2010 und London 2012 (2,2 Milliarden).
Erst mit den Winterspielen 2018 (963 Millionen) und den Sommerspielen 2020 (1,418 Milliarden) konnte das IOC mit insgesamt 2,38 Milliarden Dollar eine rückläufige Tendenz verhindern. Um die übernächsten Winterspiele kommt es am 6. Juli in Durban zu einem Dreikampf zwischen München, Pyeongchang und Annecy, für die 2013 zu vergebenen Sommerspiele 2020 steht bisher lediglich Rom als Bewerber fest.Vancouver und London spülen Geld in die IOC-Kasse
Die Fernsehrechte für die USA sind die wichtigste Einnahmequelle für das Milliardenunternehmen IOC. Ein weiteres Standbein sind die Erlöse aus dem Sponsorenprogramm, das in der bis 2012 reichenden Vier-Jahres-Periode rund eine Milliarde Dollar einbringt.
In dieser Zeit wird die olympische Weltorganisation mit den Spielen in Vancouver und London etwa 6,2 Milliarden Dollar umsetzen. 3,9 Milliarden kommen dabei durch TV-Verträge ein, der US-Markt hat daran einen Anteil von 2,2 Milliarden. Dies zeigt, wie schwergewichtig der Deal mit NBC ist. Das Unternehmen hat seit 1988 alle Sommerspiele und seit 2002 alle Winterspiele exklusiv in die USA übertragen.
Wie schwierig die Marktsituation besonders dort ist, belegt der Verlust von 223 Millionen Dollar, den der Sender 2010 mit der Übertragung der Winter-Olympiade in Vancouver einfuhr. Er finanziert sich ausschließlich durch Werbeeinnahmen. Ein Minus befürchtet NBC auch 2012 im Geschäft mit den Sommerspielen in London.Schwierige Einzelverhandlungen mit europäischen TV-Sendern
In Europa hat das IOC Probleme, mit seiner TV-Ware Zuwächse zu erzielen. Ausgangswert sind 672 Millionen Euro (986 Millionen Dollar) für die Spiele 2010 und 2012. Da das IOC ein Gesamtangebot der EBU als unzureichend abgelehnt hat, legte es sich auf Einzelverhandlungen fest.
Bisher sind dabei 497 Millionen Euro eingekommen. Aber noch stehen die Abschlüsse mit den großen Märkten Deutschland, Großbritannien und Frankreich aus. ARD und ZDF hatten im vergangenen Jahr 100 Millionen Euro angeboten und damit 15 Millionen mehr, als die Sender für die Übertragungsrechte aus Vancouver und London im Rahmen des EBU-Vertrages bezahlen mussten. Die Erwartungen des IOC lagen bei 180 Millionen Euro.
Die Frage ist nun, ob die festgefahrenen Verhandlungen durch den Abschluss des IOC mit NBC neu in Schwung gebracht werden können. Der in der Fernsehkommission für den Europa-Verkauf zuständige Bach bedauert, dass nach EU-Regelungen „ein Doppelverkauf wie an NBC nicht möglich ist“. Was die TV-Wertigkeit von Winterspielen angeht, sieht er in dem NBC-Kontrakt ein deutliches Signal.
Vancouver war dem US-Giganten 820 Millionen Dollar wert, Sotschi erfährt eine Abwertung auf 775 Millionen Dollar, und in den 2018-Spielen sehen die amerikanischen Fernsehprofis ein Rekordpotenzial von 963 Millionen Dollar – eine Kurve der Erwartung, die sicher nicht gegen das für amerikanische Live-Übertragungen geeignete München spricht.
[Günter Deister/ar]
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