Das IOC-Geduldsspiel ist Milliarden wert. Mehr als drei Milliarden Euro sollen die TV-Übertragungsrechte allein für die Olympischen Spiele 2014 und 2016 bringen, aber Abschlüsse in den USA, Deutschland, England und Frankreich stehen noch aus.
Im olympischen TV-Poker herrscht beim IOC eisernes Schweigen. Nur kein falsches Wort im Geduldsspiel um die wichtigen Milliarden. Die sensiblen Verhandlungen um die Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi und 2016 in Rio de Janeiro dürfen nicht gefährdet werden. Viele Abschlüsse sind getätigt, aber die wichtigsten stehen noch aus. Im lukrativsten TV-Markt USA gehen die Verhandlungen nur schleppend voran, aber auch in Deutschland, England und Frankreich wartet das Internationale Olympische Komitee (IOC) seit mehr als 18 Monaten auf eine Einigung.
Zwischen zwei und vier Milliarden Dollar haben die Olympier aus dem US-Deal eingeplant. IOC-Präsident Jacques Rogge hat die Devise ausgegeben, dass die Einnahmen aus Europa zumindest in einem einigermaßen ausgewogenen Verhältnis zu den Erlösen in den USA stehen sollen. 180 Millionen Euro sollen allein in Deutschland rausspringen. Das Angebot von ARD und ZDF lag nach dpa-Informationen aber nur bei 100 Millionen. Kurz vor Weihnachten wurden die Verhandlungen abgebrochen, inzwischen laufen wieder „Gespräche auf Arbeitsebene“.
RTL und Sat 1 hielten sich bisher mit ernsthaften Angeboten zurück, aber nach dem ZDF-Zuschlag für die Champions League könnten die Karten neu gemischt werden. Auch eine Aufsplittung der Rechte ist denkbar. Für die Pay-, Mobil- und Internetrechte stehen Sky, Telekom, Vodafone, Google-TV und ESPN als Interessenten bereit. Ein zeitliches Limit für die Verhandlungen gibt es nicht. Spätestens ein Jahr vor den Winterspielen 2014 in Sotschi sollte der Kontrakt unterzeichnet sein.
In den USA versucht das IOC gleich mit mehreren Strategien, sein Premium-Produkt anzupreisen. Rogges Unterhändler Richard Carrion, Vorsitzender der Finanz-Kommission im IOC, bietet sogar die vier Olympischen Spiele von 2014 bis einschließlich 2020 in einem Paket an. Mehr als vier Milliarden Dollar könnte diese Taktik bringen. Der amerikanische Olympia-Sender NBC, der bei seinen Live-Übertragungen der Vancouver-Spiele 2010 mehr als 200 Millionen Dollar Verlust machte, ist allerdings vorsichtiger geworden. Auch ESPN, Fox und CBS wägen das Milliardenrisiko sorgfältig ab.
Niemand mache mehr Geld mit olympischen TV-Rechten, behauptete der australische Medienmogul Rupert Murdoch – und sicherte sich in Italien und der Türkei mit den NewsCorp-Töchtern Sky Italia und Fox Türkei prompt die Rechte. Die Verhandlungen für Europa führt IOC-Vizepräsident Thomas Bach, der ursprünglich schon bis Oktober 2009 die wesentliche Arbeit getan haben wollte.
Die Verträge für Italien (Sky/152 Millionen Euro), Spanien (TVE/70), die Türkei (Fox/25) und mit dem Rechteanbieter SportFive für die restlichen Länder Europas (250 Millionen Euro) haben dem IOC bereits 497 Millionen Euro eingebracht. Einnahmen zwischen 850 und 900 Millionen Euro werden für den Rechteverkauf in Europa angestrebt.
Eine Einigung mit dem öffentlich-rechtlichen Sender-Konglomerat EBU, das die Spiele seit 1956 überträgt, war geplatzt, da sich das IOC durch die EBU-Offerte vor den Kopf gestoßen gefühlt hatte. Das Angebot soll nur geringfügig über der Summe gelegen haben, die die European Broadcasting Union (EBU) für Vancouver 2010 und London 2012 bezahlt hat. Für diesen Zeitraum strich das IOC 672 Millionen Euro für die Europa-Rechte und knapp drei Milliarden Euro für die weltweiten Rechte ein. Für die Spiele 2014 in Sotschi und 2016 dürften die Erträge für das Hochglanzprodukt Olympia „gern ein bisschen mehr sein“, hofft IOC-Marketing-Chef Timo Lumme. [Sven Busch/dpa]
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