Schwere Schicksalsschläge zwingen die Fernsehfrauen Monica Lierhaus und Gaby Köster zu Bildschirmpausen. Erst nach vielen Monaten treten sie wieder auf. Kann man diese TV-Comebacks vergleichen?
Millionen kennen die TV-Frau – plötzlich heißt es, wegen einer schweren Krankheit werde es vorerst keine Auftritte mehr geben können. In einigen Medien schießen Spekulationen ins Kraut über die Art der Beschwerden, zahlreiche Fans sind besorgt. Erst viele Monate später betritt der Star wieder eine Fernsehbühne und richtet bewegende Worte an die Zuschauer. So geschehen in jüngster Zeit in Deutschland – und zwar gleich zweimal. Der Auftritt von Gaby Köster (49) am Mittwochabend in der RTL-Sendung „Stern TV“ ist eine Art Déjà-vu-Erlebnis: der Vergleich zum Comeback von Monica Lierhaus (41) im Februar liegt nahe. Oder vielleicht doch nicht?
„Ich bin froh, hier auftreten zu können, jetzt muss ich mich nicht mehr verstecken“, ist die zentrale Botschaft der nach einem Schlaganfall vor dreieinhalb Jahren noch immer linksseitig gelähmten Komikerin Köster. Moderator Steffen Hallaschka geleitet sie zu ihrem Sessel, das Publikum im TV-Studio steht anerkennend für sie auf. Die kecke Kölnerin sagt dazu nur: „Setzt euch bitte hin. Ich habe nichts Besonderes gemacht. Ich war nur krank.“ Im Schnitt rund vier Millionen Menschen (22,7 Prozent Marktanteil) und damit mehr als sonst sehen die „Stern TV“-Sendung ab 22.15 Uhr.
„Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich, ich bin sehr berührt und bewegt, wie freundlich Sie mich hier empfangen“ sind mit die ersten Worte der Ex-„Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus, als sie am späten Abend des 5. Februar 2011 und damit zwei Jahre nach einer Gehirnoperation, bei der es Komplikationen gab, wieder im Fernsehen zu sehen ist. Bei der Verleihung der Goldenen Kamera, einem Preis der Zeitschrift „Hörzu“ aus dem Medienhaus Axel Springer, bekommt sie einen Ehrenpreis.
Auch bei dieser Gala in Berlin steht das Publikum auf, mancher im Saal ist zu Tränen gerührt, einigen steht aber auch ein Schock ins Gesicht geschrieben: Die Moderatorin läuft sehr langsam und spricht weniger flüssig als früher. Im Schnitt etwa 4,4 Millionen Menschen (14,1 Prozent Marktanteil) sehen die von Hape Kerkeling moderierte dreistündige Show, bei der die Fußball-Legende Günter Netzer die Lierhaus-Laudatio hält.
Sowohl bei Lierhaus als auch bei Köster hat das Management während des Komas und der ersten Genesungszeit eine Nachrichtensperre verhängt. Dann aber finden beide Frauen den Weg selbstbestimmt zurück in die Öffentlichkeit – sagen die einen. Andere finden dagegen, die beiden TV-Profis schlachteten ihre Krankheit aus und versuchten mit ihrem Leid Geld zu verdienen, indem sie auch Voyeurismus bedienten. Die Diskussion darüber ist eine Geschmacksfrage. Doch ein Urteil über die schweren Schicksalsschläge zu fällen und wie man sich danach zu verhalten habe, steht wohl keinem zu, der nicht selber betroffen ist.
Bei Köster – Interview-Offensive mit den Illustrierten „Bild der Frau“ oder auch „Stern“ sowie TV-Auftritten zum Beispiel auch in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“ an diesem Freitag – erscheint jetzt ein Buch („Ein Schnupfen hätte auch gereicht“).
Bei Lierhaus folgte kurz nach dem Auftritt bei der Goldenen Kamera, bei dem sie vor Millionen Fernsehzuschauern ihrem Lebensgefährten einen Heiratsantrag machte, ein Vertrag als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie („Ein Platz an der Sonne“). Dafür bekommt sie laut unbestätigten Medienberichten 450 000 Euro im Jahr.
„Es ist nicht einfach für mich, das alltägliche Leben wieder zu meistern, vieles wieder neu zu lernen“, sagte Lierhaus bei ihrem Comeback. Und das Schlimmste dabei sei ihre Ungeduld. Doch „sehr hart“ arbeite sie daran, wieder einmal vor der Kamera zu stehen.
Bei Köster, bei der nach eigenen Worten die schwere Erkrankung die Beziehung „aufgefressen“ habe („Ich weiß nicht, ob das, selbst wenn ich gesund wäre, noch liefe“), klingt es etwas anders: „Ich weiß, ich kann meinen alten Job nicht mehr machen“, sagt sie bei „Stern TV“. Doch für ein Rentnerindasein fühle sie sich mit nicht mal 50 auch noch zu jung. Köster spricht auch von Nahtoderlebnissen und davon, dass sie nun vor dem Tod keine Angst mehr habe.
Im Interview der „Bild der Frau“ gibt die Komikerin und Mutter ein großes Ziel für das kommende Jahr aus. Auf dem Abi-Ball ihres Sohnes Donald wolle sie wieder fit sein. Weil sie dann mit ihm tanzen wolle? „Gerne. Ja. Unbedingt!“[Gregor Tholl]
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