Am Sonntag war Anne Will zum letzten Mal auf ihrem angestammten Sendeplatz zu sehen. Traurig wirkte sie dabei nicht. Kein Wunder: Aus dem Abschied vom Sonntag erhofft sie sich schließlich auch neue Freiheiten. Nach der Sommerpause talkt Will immer mittwochs.
Sollte sie Bitterkeit verspürt haben, so ließ sich Anne Will zumindest nichts anmerken. Die Moderatorin talkte bei ihrer letzten Sonntagssendung gewohnt beharrlich und charmant. Mit einem breiten Lächeln verabschiedete sie sich von den Zuschauern. Große Worte machte sie nicht. Am Ende sagte Will lediglich: „Es war, meine Damen und Herren, unsere letzte Sendung am Sonntagabend.“
Nach der Sommerpause ist die Journalistin dann immer mittwochs nach den „Tagesthemen“ um 22.45 Uhr zu sehen – wenn einige ihrer angestammten Zuschauer schon im Bett liegen dürften. „Die erste Sendung ist – bitte merken – am 31. August“, appellierte Will ans Publikum. „Ich würde mich freuen, wenn Sie da mit dabei wären. Und bis dahin alles Gute, vielen Dank und eine gute Zeit.“
Wills gute Laune ist nicht selbstverständlich. Den begehrten Sonntagsplatz muss sie Günther Jauch überlassen. 2007 hatte er der ARD für diesen Job noch eine Absage erteilt – an seiner Stelle übernahm Will die Nachfolge von Sabine Christiansen.
Der jetzige Umzug wurde ihr nicht leicht gemacht. Dass sie ihren Sendeplatz aufgeben muss, kam für die Moderatorin überraschend. Sie war gerade in den USA, als NDR-Intendant Lutz Marmor sie informieren wollte – wegen der Zeitverschiebung erreichte er sie nicht. Ihr Handy war aus, wie sie im „Spiegel“ erzählte. „Als ich es wieder anmachte, lief die Meldung schon überall.“ Bevor der Mittwochstermin stand, wurde sie monatelang hin- und hergeschoben.
Immer wieder hatte die 45-Jährige zuletzt betont, der Neuanfang sei eine Chance. In den vier „Anne Will“-Jahren habe sie sich nicht immer frei gefühlt, sagte sie in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ (Sonntag). „Talk ist ein ganz schwieriges Format, das soll lieber keiner unterschätzen.“ Der Mittwochabend lasse ihr sehr viel mehr Freiheiten als der Sonntag. Nach der Sommerpause werde es nicht einfach nur „Anne Will“ in länger geben.
Sie müsse dann nicht mehr so der Aktualität hinterherhecheln, sagte Will in dem Interview. An diesem Sonntag musste sie das noch einmal tun. Sie verabschiedete sich mit dem Thema „Deutsche Panzer für Saudi-Arabien – Geschäft ohne Moral?“. In der Runde saßen Gäste wie der Innenpolitische Sprecher der CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, und Historiker Arnulf Baring. [Christine Cornelius]
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