Eine Sensation für alle Horrorfans: Heute Nacht läuft der französische Splatterfilm „High Tension“ zum ersten Mal ungekürzt im Free-TV.
Terrorkino, so bezeichnet unter anderem Marcus Stiglegger einen herausstechenden Komplex an Filmen, zu denen er auch „High Tension“ zählt. Mittwochnacht läuft Alexandre Ajas Film für alle Wagemutigen erstmals im deutschen Free-TV. Stiglegger, ein Filmwissenschaftler, zeichnete 2010 in einem Aufsatz Entwicklungen und Mechanismen des Horrorkinos bis in die frühen 2000er nach. Den Terrorfilm, der sich meist sehr drastisch mit Gewalt beschäftigt, beschreibt er dabei als Subgenre zwischen Horrorfilm und Thriller. Eine Besonderheit dessen ist, wie man Stigleggers Text entnehmen kann, das sadomasochistische Verhältnis, das jene Filme zu ihrem Publikum aufbauen wollen. Stiglegger nennt als Genre-Merkmale unter anderem die Konfrontation mit der Versehrbarkeit der eigenen Körperlichkeit und Psyche sowie ein ständiges Changieren zwischen Täter- und Opferperspektive.
Werke wie „High Tension“ aus dem Jahr 2003 werden damit nicht nur inszenatorisch greifbar, sondern auch in einen zeithistorischen Kontext lesbar. Warum erfuhren Filme wie „Saw“, „Hostel“ oder „High Tension“ zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen solchen Boom? Stiglegger verweist auf verschiedene Hintergründe: die Präsenz von Terror und Krieg nach 9/11, die daran anschließenden Folterdiskurse, die voranschreitende Virtualisierung und Entfremdung vom Körper, der neoliberale Kapitalismus, der Menschen in Ware verwandelt.
Darum geht es in „High Tension“
„High Tension“ lässt in solchen Kontexten ein regelrechtes Gewaltinferno auf das Publikum los. Mit einem Minimum an Handlung entfesselt Regisseur Alexandre Aja eine blutgetränkte Verfolgungsjagd durch die Nacht. Zwei Studentinnen (Maïwenn Le Besco und Cécile de France) ziehen sich in ein Landhaus zurück. Ein unheimlicher Killer verschafft sich Zugang zu dem Gehöft, metzelt fast alle Bewohner nieder und entführt eine der beiden Studentinnen. Ihre Freundin nimmt die Verfolgung auf.
Neben seinem verstörenden Schlussakt und der expliziten Gewaltdarstellungen besticht „High Tension“ vor allem mit der Erbarmungslosigkeit, Humorlosigkeit und Düsternis seiner gesamten Inszenierung, die gerade in ihrer Verknüpfung von Gewalt und Filmschnitt ein großes Formbewusstsein erkennen lässt. Neben der beschriebenen Einordnung als „Terrorfilm“ wird „High Tension“ gern auch als Vertreter der sogenannten New French Extremity gesehen. Gemeint sind damit verschiedene grenzüberschreitende und tabubrechende Filme wie „Irreversible„, „Romance X“ oder auch „Martyrs“, die rund um die Jahrtausendwende in Frankreich entstanden.
„High Tension“ bescherte Alexandre Aja jedenfalls den Durchbruch als Filmemacher. Sein Film wird immer wieder als genreprägend bezeichnet und genießt heute quasi Kultstatus. In der Vergangenheit sorgte Aja unter anderem mit dem ebenfalls sehr extremen Remake von „The Hills Have Eyes“ für Aufsehen. 2024 erscheint sein neuer Film „Never Let Go“ mit Halle Berry in der Hauptrolle.
Erstmals unzensiert im Free-TV bei Tele 5
Nach Erscheinen durfte „High Tension“ nur in einer geschnittenen Version in Deutschland frei verkauft werden. Die FSK-18-Fassung war dabei, wie das Portal „Schnittberichte“ meldete, um etwa zwei Minuten entschärft. Später folgte eine Indizierung auf Liste B durch die Bundesprüfstelle, bis Plaion den Film im vergangenen Jahr vom Index streichen und neu prüfen ließ, wie die Seite weiter ausführt. Im August 2023 erfolgte dann die Neuveröffentlichung.
Inzwischen ist „High Tension“ über Plaion Pictures somit ungekürzt mit einer FSK-18-Freigabe im deutschen Handel auf Blu-ray und digital erhältlich und feiert nun in der ursprünglichen Fassung seine Free-TV-Premiere. In der Nacht vom 22. zum 23. Mai 2024 zeigt Tele 5 den Film um 0.05 Uhr. „Schnittberichte“ hatte über die ungekürzte Ausstrahlung bereits Ende April berichtet. Eine Wiederholung des Films folgt am 25. Mai um 1.40 Uhr, ebenfalls bei Tele 5.
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