Die restaurierte Fassung des Ernst-Lubitsch-Films „Carmen“ von 1918 ist heute erstmals im TV zu sehen – in voller Länge und ohne Werbeunterbrechungen.
Wie viele andere Nationen sah sich auch die deutsche Filmindustrie Ende des Ersten Weltkriegs mit einer Flut amerikanischer Filme konfrontiert. Ab 1918 wandten sich Lubitsch und andere Filmemacher von überwiegend komödiantischen Sujets ernsteren Stoffen zu.
Diese neue Richtung, zu der „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene und andere expressionistische Stummfilme gehören, erwies sich als erfolgreich. Sie ebnete den Weg für den Exporterfolg des deutschen Films. So entstand „Carmen“, halb Liebesmelodram, halb Militärsatire, als ambitionierte Großproduktion des Produzenten Paul Davidson. Er setzte ganz auf seine Hauptdarstellerin Pola Negri, die mit „Carmen“ ihren internationalen Durchbruch errang.
Zweieinhalb Jahre nach seiner deutschen Premiere kam der Film unter dem Titel „Gypsy Blood“ in den USA heraus. Kurz darauf erhielt Pola Negri ihr erstes Engagement für eine Hollywood-Produktion. „In Lubitschs Carmen-Film ist die Hauptfigur niemals Liebende, sie nutzt ihre weiblichen Kräfte als Lockvogel für die Banditen, zur Verführung des Gefängniswärters und zur flüchtigen selbstbetrügerischen Annäherung an das Establishment: berühmter Stierkämpfer und Offizier“, schrieb Werner Schroeter 1988 in dem „Lubitsch“-Band von Hans Helmut Prinzler und Enno Patalas. Die neue Restaurierung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung erlebt auf Arte ihre Fernseh-Premiere (Live-Premiere zuvor bei den UFA-Filmnächten in Berlin).
Der Film ist bereits vorab auch in der Arte-Mediathek zu sehen.
Quelle: Arte
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