Heute neuer Schwarzwald-„Tatort“: Zwischen Rockermilieu und Anwaltskanzlei

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Tatort Bild: © ARD/SF DRS/ORF/WDR
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Mit einem markanten Stacheldraht-Tattoo am Hals zieht der Angeklagte die Blicke schnell auf sich. Als die Richterin ihn freispricht, bricht Jubel im Gerichtssaal aus. Anschließend fließt sogar Schampus.

Doch wer den neuen „Tatort“-Krimi am Sonntag (20.20 Uhr) im Ersten einschaltet, sollte auf den älteren Mann neben dem Tätowierten achten: Rechtsanwalt Rainer Benzinger. Er wird in den Fokus der neuen Folge aus dem Schwarzwald geraten.

Es ist sein Stiefsohn und Mitarbeiter seiner Kanzlei, den gleich zu Beginn der Episode „Ad acta“ ein Motorradfahrer erschießt. In einem Naherholungsgebiet – was den Ermittlern die Arbeit erschwert. „So ein Scheiß“, sagt Kommissarin Franziska Tobler. „Fußspuren von halb Freiburg da oben.“ Es ist der zweite Fall der neuen „Tatort“-Saison.

Anwalt verhält sich merkwürdig

Schnell hat Kollege Friedemann Berg einen Verdacht. Doch der löst sich ebenso rasch in Luft auf. Und bringt ihm obendrein noch Ärger ein. Auch Rainer Benzinger verhält sich auffallend unkooperativ und gleichgültig – geht es doch immerhin um die Ermittlungen zu einem Mord an einem Familienmitglied und engen Mitarbeiter. Und die These der Kriminalpolizei lautet nahe liegender Weise: Die Tat könnte irgendwas mit den Fällen der Kanzlei zu tun haben.

Immerhin hatte das Opfer alte Akten zu Hause gehortet. Außerdem wollte der Mann seinem Lebensgefährten zufolge „klar Schiff machen“ und dann auswandern. Und schließlich wird Rainer Benzinger höchstpersönlich zur Zielscheibe.

Geht es um Gerechtigkeit oder Schadensausgleich?

Tobler und Berg geraten in dieser „Tatort“-Folge immer mal wieder ins Hadern. Da sind zum einen die Vorgaben für die Ermittlungsarbeit, die ihnen manchmal die Arbeit nicht gerade leicht machen. „Wir halten uns an die Regeln. Und allen anderen geht’s am Arsch vorbei“, sagt der Kommissar. „Und deshalb verlieren wir immer.“

Da sind zum anderen moralische Fragen, die Tobler nach einem Gespräch mit einer Richterin zu schaffen machen. Worum geht es bei Strafprozessen? Um die Suche nach Gerechtigkeit oder um Schadensausgleich? Tobler kriegt die Sichtweise der Richterin so schnell nicht aus dem Kopf. „Es geht doch nicht um Falschparken.“

Und nebenbei beschäftigt die beiden noch die offene Stelle der Dezernatsleitung. Beide kämen wohl infrage. Es könnte aber auch einen Kandidaten von außen geben. Und kann Verdruss ein guter Beweggrund sein, sich auf eine solche Stelle zu bewerben?

Vater Tobler mischt sich ein

So dreht sich dieses Mal viel um die beiden Kommissare selbst. Zumal Tobler ihren Vater in die Ermittlungen einbindet, der früher ebenfalls Polizist war und mit Fällen von Rainer Benzinger zu tun hatte. Auch über die Karrierechancen seiner Tochter und die Qualifikationen ihres Kollegen hat er eine Meinung – was zum Ende hin zu einer vieldeutigen Szene führt, die eine Fortsetzung verspricht.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass das Duo (gespielt von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner) zu sehen war: Auch der letzte Krimi der vorangegangenen „Tatort“-Saison kam aus dem Schwarzwald. Den Fall „Letzter Ausflug Schauinsland“ sahen rund sechs Millionen Menschen – der schwächste „Tatort“ vor der Sommerpause.

Das könnte daran gelegen haben, dass der Ausstrahlungstag Pfingstmontag war. Generell zählen Tobler und Berg in ihrem etwas altbackenen Kommissariat aber auch nicht zu den beliebtesten und markantesten „Tatort“-Teams. Daran dürfte auch die neue Folge wenig ändern. Trotz allen Ärgers und zahlreicher Schüsse geht es eher beschaulich zu.

Marco Krefting, dpa

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