Heute Jubiläumssendung: 50 Jahre „3nach9“

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Talkshow 3nach9, Judith Rakers, Giovanni di Lorenzo; © Radio Bremen/Matthias Hornung
© Radio Bremen/Matthias Hornung

Die Radio-Bremen-Talkshow „3nach9“ feiert diesen Freitag ihr 50-Jähriges. Aus diesem Anlass ist sogar die mittlerweile 93-jährige Moderatorin der ersten Stunde, Marianne Koch, zugast, wenn Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo ab 22 Uhr zur großen Jubiläums-Live-Sendung begrüßen.

Persönliche Geschichten und Begegnungen – darum geht es bei „3nach9“. Zum 50. Geburtstag gibt das Moderatioren-Duo Einblicke in Deutschlands dienstälteste TV-Talkshow.

Es geht um Menschen und ihre Geschichten. Seit 50 Jahren bringt die Fernsehtalkshow „3nach9“ von Radio Bremen verschiedene Persönlichkeiten miteinander ins Gespräch. Damit ist die monatliche Sendung Deutschlands dienstälteste Talkshow im TV-Programm. Die Deutsche Presse-Agentur hat vor dem runden Geburtstag mit dem Moderations-Duo gesprochen und gibt Einblicke in eine Sendung mit dem Motto „Unterhaltung zum Mitdenken“:

Gesprächsführung mit klarem Ziel

Viele Gäste sind überregional bekannt, andere nicht. Ziel sei, zu zeigen, was für ein Mensch der Gast sei, sagt Giovanni di Lorenzo, der „3nach9“ gemeinsam mit Judith Rakers moderiert. „Wir versuchen, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der man auch bereit ist, sich zu öffnen und etwas zu erzählen“, erklärt Rakers. „Wir haben tolle Persönlichkeiten zu Gast, die schon oft befragt wurden in Einzelinterviews – bei uns treffen sie aufeinander und kommen auch miteinander ins Gespräch. Dadurch ergibt sich oft ein besonderer Zauber.“

Dass sie die Gäste anders befrage als ihr Kollege, sei hilfreich. „Wir beide sind unterschiedlich, die Gäste sind unterschiedlich und alles zusammen ist das Gesamtkonzept.“ Aus Sicht der Medienforscherin Prof. Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg gehört die persönliche und flexible Gesprächsführung zum Erfolgsrezept der Sendung. Diese könne den Eindruck erzeugen, dass Zuschauerinnen und Zuschauer selbst an der Talkshow teilnähmen.

Besondere Erinnerungen

Manche Gespräche hallen bei den Gastgebern lange nach. „Es sind immer die Gäste, die einen emotional berühren“, sagt Giovanni di Lorenzo. Das sei etwa bei der Krankenpflegerin und Poetry-Slammerin Leah Weigand mit ihrem Gedicht über die schlechten Bedingungen in der Pflege so gewesen. „Fast alle saßen da und mussten mit den Tränen kämpfen, ich auch“, erinnert er sich. „Die wusste ja, wovon sie redet.“

Bei Judith Rakers gehört das Gespräch mit dem Onkologen und Krebsforscher Wolfram Gössling zu jenen, die sie besonders berührten. Der Arzt, der zahlreiche Krebspatienten behandelte, bekam selbst eine niederschmetternde Diagnose.

Vorgaben für die Gespräche

Für ihre Gespräche hat das Moderations-Duo nach eigenen Angaben kaum Einschränkungen. Manchmal komme es vor, dass ein Prominenter nicht über sein Privat- oder Liebesleben sprechen möchte. „Und das ist auch in Ordnung, das Persönlichkeitsrecht ist geschützt in Deutschland“, erklärt die Moderatorin.

Giovanni di Lorenzo erzählt, dass es beim Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) und beim CDU-Chef Friedrich Merz keine Vorgaben gab. „Beide haben sich davor gehütet, uns vorher irgendwelche Wünsche oder No-Gos durchzugeben. Es gab auch keine inhaltlichen Absprachen.“

Rekorde und Gründe zu feiern

Neben dem 50. Geburtstag der Sendung kann das Team auf weitere Rekorde blicken. Giovanni di Lorenzo moderiert die Talkshow seit dem Jahr 1989 und hat bisher keine einzige Sendung verpasst. „Niemand fängt an und denkt, dass er nach 35 Jahren noch dabei ist“, sagt der Journalist, der auch Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist. Die Journalistin, Autorin und Unternehmerin Judith Rakers ist seit 14 Jahren Gastgeberin von „3nach9“ – keine andere Moderatorin der Talkshow war länger dabei.

Über ein halbes Jahrhundert „3nach9“ freuen sich beide sehr. „Ich glaube, das ist ein großes Kompliment an unser Team und an die Sendung, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer uns immer noch treu sind“, sagt Rakers. Den 50. Geburtstag feiert „3nach9“ am kommenden Freitag (15. November) mit einer Live-Sendung. Der Name der Sendung entstand übrigens, weil die Talkshow ursprünglich mit drei Moderatoren um kurz nach neun Uhr abends gezeigt wurde.

Feedback und Selbstkritik

Nach jeder Sendung gibt es eine Runde, in der die Redaktion und das Moderations-Team über die jüngste Talkshow sprechen. Gelernt haben die beiden nach eigenen Angaben viel bei „3nach9“. Eine wichtige Erkenntnis für Giovanni di Lorenzo war demnach: „Es kommt nicht darauf an, dass du dich mit einer besonders schlauen Frage selbst inszenierst, sondern darauf, dass der Gast möglichst viel von sich preisgibt. Diesem Ziel müssen sich Tonlage und Inhalt der Fragen unterordnen.“

Rakers lernte, mit verschiedenen Persönlichkeiten umzugehen und sich im Gespräch auf die eigene Neugier zu verlassen. „Ich habe mich anfangs zu viel vorbereitet“, erzählt sie. „Ich hatte auf jede Frage, die ich dem Gast gestellt habe, eigentlich schon die Antwort.“

Die Zukunft

Die Medienforscherin Bleicher von der Universität Hamburg geht davon aus, dass das Interesse von Zuschauerinnen und Zuschauern am Leben und den Meinungen anderer Menschen nicht nachlassen wird. „Gerade die häufig wenig authentische Selbstinszenierung von Prominenten in sozialen Medien steigert das Bedürfnis nach Authentizität in direkten Gesprächen“, sagt die Wissenschaftlerin. Da sich die Themen, Gäste und Gespräche den aktuellen Entwicklungen anpassen, könne „3nach9“ ein Publikum finden und binden.

Wie lange der 65-jährige Giovanni di Lorenzo und die 48 Jahre alte Judith Rakers die Talkshow noch moderieren werden, ist unklar. „Das wissen nur Gott und vor allen Dingen die Redaktion von ‚3nach9′“, sagt Giovanni di Lorenzo.

Bildquelle:

  • 3nach9_Judith_Rakers_u_Giovanni_di_Lorenzo_2019: © Radio Bremen/Matthias Hornung
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