Rainer Werner Fassbinder: Am 10. Juni jährt sich zum 40. Mal der frühe Tod desjenigen, der gerne als „Enfant Terrible“ des deutschen Films bezeichnet wird – zuletzt von Oscar Roehler in dessen gleichnamigen Film.
Arte erinnert an den kompromisslosen Künstler, der sich schon früh für Film interessierte, aber erst mit dem Umweg über das Theater das Medium eroberte. Arte sendet zwei Filme: Aus den 70er Jahren „Angst essen Seele auf“ mit Brigitta Mira, Barbara Valentin, Irm Hermann und Fassbinder und seiner Mutter in Nebenauftritten. Der zweite Film ist eines seiner großen Frauenporträts: „Lili Marleen“, inkarniert von Hanna Schygulla, aus dem Jahr 1981.
Das Fassbinder-Zitat liest sich wie eine Vorahnung des eigenen, frühen Todes. So exzessiv er gelebt hat, so hart hat er auch gearbeitet: 40 Kino- und Fernsehfilme in nur 14 Jahren; Hörspiele, Dramen und Theaterinszenierungen nicht mitgerechnet. Anlässlich seines 40. Todestages am 10. Juni widmet Arte dem Genie Fassbinder nun einen Abend.
Fassbinder lebte und arbeitete exzessiv
In der Primetime läuft dabei „Lili Marleen“ mit Fassbinders größter Entdeckung, Hanna Schygulla, in der Hauptrolle. Sie spielt die deutsche Barsängerin Willie Bunterberg, die mit ihrem Lied „Lili Marleen“ während des Zweiten Weltkriegs zum Star wird. Jahre zuvor hatten sie und der aus bürgerlichem jüdischen Hause stammende Robert Mendelssohn sich ineinander verliebt – und trotz des Widerstands der Familie Kontakt gehalten. Als Robert von der Gestapo verhaftet wird, versucht Willie, deren Hit mittlerweile als Durchhaltelied vermarktet wird, ihm zu helfen … Rainer Werner Fassbinders Film nach dem Roman von Lale Andersen zeigt, wie in Kriegszeiten Politik auch in das Privatleben dringt – und wie das Dritte Reich Musik- und Showelemente als „Opium fürs Volk“ nutzte. Der Film erzählt auch von Fassbinders Bewunderung für die Melodramen Douglas Sirks, die Fassbinder förmlich bis ins kleinste Detail studiert hatte.
Zuerst „Lili Marleen“, dann „Angst essen Seele auf“
In der zweiten Abendhälfte zeigt Arte, um 22.10 Uhr „Angst essen Seele“ auf. Darin lernt die verwitwete, 60-jährige Putzfrau Emmi in einer Kneipe den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali kennen. Aus der zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Liebesgeschichte; die beiden heiraten. Doch der Verbindung zwischen der 60-jährigen Putzfrau und dem Gastarbeiter begegnet Emmis Umfeld mit Vorurteilen und Feindseligkeit. Der konzentrierte Film, wieder ein Melodram, zählt zu Fassbinders erfolgreichsten Werken und reflektiert eindringlich und ungeschminkt das Dilemma einer unkonventionellen Liebesbeziehung im Deutschland der 70er Jahre.
Text: Arte; Redaktion: bey
Bildquelle:
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