Personenschützer sind immer häufiger als TV-Helden zu sehen, so auch heute im Ersten. Tobias Oertel glänzt im Samstagabendkrimi als redlicher BKA-Mann.
Eine junge Frau will gegen ihre eigene Firma aussagen, die in einen Skandal um illegale Lieferungen von Giftwaffen in Kriegsgebiete verwickelt ist. Als Kronzeugin ist sie unter Schutz des Bundeskriminalamtes (BKA) gestellt. Was dann passiert, erzählt am heutigen Samstag (20.15 Uhr) der Thriller „Der Beschützer“ im Ersten.
Fiona Weibel (Marlene Tanczik) soll also in einem brisanten Prozess gegen ihren Arbeitgeber, eine Schweizer Reederei, aussagen. Kurz zuvor hat sie in Kairo einen Mordanschlag nur knapp überlebt. Ihr Chef und drei andere Menschen wurden jedoch getötet. Für die neue Firmenerbin, die kühle Reederstochter Claire (Anne Müller), ist klar, dass die Zukunft ihrer Firma von Fionas Aussage abhängt. Claire will sie deswegen erpressen. Fiona, die auf einen Inhalator angewiesen ist, wird vom BKA in der Nähe von Hannover versteckt. Sie gerät aber durch Unvorsichtigkeiten und ein Kommunikationsdesaster in Gefahr. Allerdings spielt auch sie selbst – wie Claire – ein seltsames Spiel.
Oertel mimt nach Ausstieg beim „Bozen-Krimi“ nun den „Beschützer“ im Ersten
Jan Schäfer (Tobias Oertel) und sein Kollege Marco Lansing (Slavko Popadic) müssen ständig auf der Hut sein. Sie sitzen viel im Auto und dürfen mit der Kronzeugin in einem unheimlichen Haus Schutz suchen. Das alles erledigen sie effizient und ohne Nachfragen, auch zum bevorstehenden Prozess. Schließlich wissen sie, dass Gerechtigkeit oft eher Ansichtssache ist.
Personenschützer sind spätestens seit dem US-Film „Bodyguard“ (1992) und der dänischen Serie „Protectors – Auf Leben und Tod“ (2010) beliebte Helden. Sie tauchen regelmäßig in Fernsehfilmen auf, wie zuletzt im ZDF-Film „Nicht tot zu kriegen“ (mit Murathan Muslu) oder bald in „Trügerische Sicherheit“ (4. April, mit Max Simonischek).
Deutsche Version von „Bodyguard“?
Autor Holger Michael Ehnert (54, „Das Geheimnis des Totenwaldes“) und Regisseur Philipp Osthus (46, „Hubert & Staller“) haben einen hochspannenden und temporeichen Krimi (samt allerhand Leichen) inszeniert, der zumindest stellenweise etwas Humor aufweist und in dem es neben der eigentlichen Geschichte auch Einblicke in das Privatleben des BKA-Mannes gibt. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester, die drogenabhängig und seit Jahren verschwunden ist – und er will jetzt den elterlichen Hof im Alten Land verkaufen.
Diese Randerzählung scheint entbehrlich und geht zu Lasten der wichtigeren Rahmenhandlung um eine ehrgeizige Justizmitarbeiterin.
Tobias Oertel (46), der nach fünf Jahren und elf Folgen aus der Reihe „Der Bozen-Krimi“ (ARD) ausgestiegen ist, gibt Jan Schäfer als eher wortkarge und tatkräftige, einsame und aufrichtig wirkende Figur – wovon es in diesem Film eher wenige gibt.
Was für den Schauspieler einen markigen Charakter ausmacht, verrät er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa: „Jeder Mensch, der eine Haltung hat, unangepasst ist, ist auch markant.“ Nun, das ist in diesem Samstagabend-Krimi erkennbar – und so könnte daraus durchaus eine neue Reihe werden.
[Klaus Braeuer]
Bildquelle:
- df-tobias-oertel: ARD-Foto