Herres: „Eliten-TV in der ARD nicht gewollt“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der ARD-Programmdirektor Volker Herres sieht das Vollprogramm „Das Erste“ nicht als Experimentallabor und hohe Zuschauerquoten als ein Beleg für das Zuschauerinteresse am eigenen Programm.

Herres konterte in einem auf der ARD-Webseite veröffentlichtem Schreiben auf einen Artikel im „Tagesspiegel“, der mehr „Abenteuer“ und „Innovation“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefordert hat. In dem Artikel wurde unter anderem bemängelt, dass für Karnelvalsendungen die Nachrichtensendungen tief in den Abend geschoben werden und dass Bildung nur noch in Quizsendungen vermittelt werde.
In seinem Schreiben stellt Herres die Informationskompetenz seines Senders in den Vordergrund: „Gesendet wird rund um die Uhr, die ‚Tagesschau‘ gibt es im Stundentakt, dazwischen Magazine, Reportagen, Dokumentationen und wenn es irgendwo auf der Welt brennt, wird live berichtet.“ Aber das reiche den Kritikern nicht, so Herres: „Information soll irgendwie anders sein, tiefgründiger und auf keinen Fall weichgespült. Wobei weichgespült meint, populäre Themen verständlich aufbereitet. Was viele sehen und jeder versteht, kann nicht gut sein.“
Programm ausschließlich für Eliten sei nicht sein Auftrag, erklärt Herres. Es könne auch nicht sein, dass die Qualität der Information daran gemessen werde, ob ein Sender zwei Minuten früher als der andere das aktuelle Geschehen kommentiere. Damit nimmt Herres auf die Kritik bezug, dass andere TV-Stationen schneller über die revolutionären Ereignisse in Ägyten berichtet hatten.

Mit einem Wink in Richtung Politik wird dann auch der permanente Blick auf die Quoten gerechtfertigt: „Der Bestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist sicher nicht an einen bestimmten Marktanteil geknüpft, aber auch Medienpolitiker können Zahlen lesen und achten sehr wohl darauf, ob ARD und ZDF ihr Publikum erreichen“, so Herres. Und außerdem möchte man nicht nur für Außenseiter da sein und zum „Gratulanten für die kommerzielle Konkurrenz werden“, die auf die klaren Favoriten setze.
Was Herres vergisst, ist Antworten zu geben auf die Talkshowschwemme, die Metamorphose des Bildungs- zum Quizauftrag und das Schieben von Dokumentation an den Programmrand. Die Nachrichtenkompetenz der Öffentlich-Rechtlichen wurde bisher nie in Zweifel gestellt, nur dass für Unterhaltung und Sport diese Sendungen immer und immer wieder im Programmplan hin- und hergeschubst werden.

[fp]

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8 Kommentare im Forum
  1. AW: Herres: "Eliten-TV in der ARD nicht gewollt" Machen wir uns nichts vor: Herr Herres freut sich über sein üppiges (GEZ-Gebühren-finanziertes) Gehalt, da hat er für alle Zeiten ausgesorgt. Das Programm ist da völlig zweitrangig. Er ist genau deshalb in diesem Job, um etwaige Kritik abzubügeln.
  2. AW: Herres: "Eliten-TV in der ARD nicht gewollt" Was der gute Herr Herres eigentlich sagen wollte ist doch, dass einem der Bildungsauftrag und der Anspruch, den ein öffentlich-rechtlicher Sender haben sollte schnurzegal ist. Ausgewogenheit, so wie es der Gesetzgeber verlangt, ist sogar ein störender Faktor im Projekt "Weichspülerfernsehen für 60+" - also muss man das alibimäßig irgendwie hinbiegen, indem man die wenigen Sendungen für andere Zielgruppen in die Spartensender oder das Nachtprogramm auslagert oder man zählt beispielsweise Sportsendungen, die ja eigentlich altersmäßig keine definierte Zielgruppe haben, einfach dazu. Natürlich hat ein Live-Event erstmal Priorität, da ist es, von gewissen Ausnahmen abgesehen, nicht ganz so tragisch, wenn man das Nachrichtenmagazin mal eine halbe Stunde verschiebt aber das ist ja auch nicht das Problem. Der ÖRR bedient sich an Gebühren, die andernorts für ein brauchbares PayTV Paket genügen würden ohne darauf zu achten wer die eigentlich bezahlt. Es erwartet niemand ein Diktat der Hauptbezahlergruppe, das wäre genauso unsinnig und unfair wie das was derzeit abläuft und es ist genauso unstrittig, dass der ÖRR auch seine seichten Volksverblödungsmusiksendungen bringen sollte, aber langsam frage ich mich ernsthaft, wie dieses "Programm" noch den herausgehobenen Stellenwert des ÖRRs incl. seiner Finanzierung rechtfertigt. Der Unterschied zu den Privaten ist ja eigentlich nur noch das Alter der Zielgruppe, vom Niveau her nehmen die sich nichts mehr und beim Unterhaltungsprogramm sehe ich die Privaten in diesem Bereich sogar vorne, so haarsträubend das klingen mag. Das Erste ist jenseits von Sport und Nachrichten zu einem Festival des schlechten Geschmacks geworden, das ZDF bekommt nicht einmal mehr unabhängige Nachrichten hin, von offensichtlich schlecht recherchierten (bisweilen sogar getürkt erscheinenden) Verbrauchermagazinen à la WiSo gar nicht zu sprechen, die Dritten haben eine inflationäre Zahl erreicht, jede Gießkanne muss bald seinen eigenen Regionalfeed haben und bekriegen sich mit Wiederholungen oder inhaltsgleichen Programmen und das was wirklich noch sehenswert ist versteckt man auf den Spartensendern über deren Existenz 50% der Zuschauer noch nicht einmal bescheid wissen. Aber hauptsche man hat die Quote des "leicht zu unterhaltenden Publikums", da ist es egal, dass 3/4 der Zahler nichts oder kaum etwas davon haben. Wehe da schafft es irgendwann mal jemand eine Grundverschlüsselung durchzusetzen, entweder der ÖRR reißt sich dann am Riemen und nimmt sich endlich mal eine Sendergruppe wie z.B. die BBC als Vorbild oder er bekommt das was er derzeit verdient: Pleite.
  3. AW: Herres: "Eliten-TV in der ARD nicht gewollt" Bitte teile mir mit, wo "andernorts" im Pay-TV nur annähernd Nachrichten und Informationen in der Qualität der ÖR gezeigt werden? Und zwar Lokale wie auch Internationale? Und dies auch, im Vergleich zu den Machenschaften von RTL, N-TV/24, in einer relativ unabhängigen Berichterstattung? Und welcher Pay-TV bietet denn ein Programm für die 60+ Generation, welches diese auch anspricht? Ein Heimatfilm-Spartensender und ein Volksmusik-Kanal sind nicht das, was die 60+ Generation wünscht. Auch wenn sie gerne mal Silbereisen oder Rosamunde Pilcher einschalten - als Alternative zu Sex/Crime/Werbung oder Superstartalent auf den Privaten. Die Attraktivität eines Programmes wird immer noch durch die Mischung gemacht. Unabhängige Nachrichten, Informationen und aktuelle Berichte (egal ob über Lybien, Guttenberg, Fishing am Geldautomaten oder Informationsklau bzw. Nepp bei Kaffeefahrten und am Telefon/Internet) sind das Wichtigste. Aber auch Saisonal-Kulturelles (Weihnachten, Fasching, Ostern). Gefolgt von allgemeinverständlichem Populärwissenschaftlichem (dazu zählt Medizin genauso wie ein Bericht über die neuesten Erkenntnisse dss Sonnensystems, Geschichtliches über Ötzi oder die Indianer der Anden). Die Herstellung von Gummibärchen oder Aufbackpizza ist jedoch keine Wissenschaftssendung, passt eher in die Sendung mit der Maus oder zu einem Kochformat. Und dann gibt es noch die Unterhaltung. Ob dies nun eine "Werbeveranstaltung" für Interpreten im Rahmen einer Volksmusiksendung ist oder eine Sammlung verschiedener Richtungen (Justin Bieber, Klassik-Interpret und Schlagerstar) wie bei Wetten dass, spielt keine Rolle. Die Stars sind der Eigenwerbung wegen fast umsonst und das meiste Geld kommt über die Eintrittskarten wieder rein. Kultur ist aber auch die Übertragung einer Wagneroper aus Bayreuth, ein "Chicago-Special auf ZDFneo oder aber der 24Std.POPnonstop am Ostermontag auf 3sat. Bleiben noch Eigenproduktionen (lowcost wie tägliche Vorabendsoaps und hochpreisiges wie Tatort oder Historiendrama), welche dann auch an andere, ausländische Sender verkauft werden. Im Gegenzug gibt es in homöopatischen Dosen auch mal eine US-Serie zu nächtlicher Zeit. Ich kenne jedoch weder einen Werbefinanzierten Privatsender noch ein Pay-TV-Format welches vergleichbares zeigt. Und selbst wenn mal im Ansatz etwas gebracht wird, fliegt es sofort raus, wenn nicht genügend Zuschauer dieses Angebot "einkaufen" bzw. ansehen. Obwohl mancher Premiere-Sport-Abonent durchaus einmal in der Woche auch den Heimatkanal eingeschaltet hatte um sich z.B. Sisi anzusehen oder mal eine Volksmusiksendung. Für ein Kommerziellen Sender ist jedoch der "EinmalinderWoche"-Zuschauer uninteressant. Man will diejenigen, welche die Sparte täglich einschalten. Ich kann nur wiederholen, was an anderer Stelle schon oft gesagt wurde, unser Dt. TV-Angebot ist im Vergleich zu anderen Nationen immer noch das Attraktivste - augrund des Mixes: ÖR wie von mir eben beschrieben, den werbefinanzierten Privaten welche Unterhaltung nach Quote liefern und dem Pay-TV für Spezialisten. Ich hoffe, daß es noch lange so bleibt. Dr. House oder CSI muß ich nicht auf ARD anschauen. Aber solange RTLP7S1 oder Sky nicht unabhängige Nachrichten oder auch mal einen Silbereisenstadel liefern, können diese sich nicht als Sender für Alle hervortun.
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