Der ARD-Programmdirektor Volker Herres sieht das Vollprogramm „Das Erste“ nicht als Experimentallabor und hohe Zuschauerquoten als ein Beleg für das Zuschauerinteresse am eigenen Programm.
Herres konterte in einem auf der ARD-Webseite veröffentlichtem Schreiben auf einen Artikel im „Tagesspiegel“, der mehr „Abenteuer“ und „Innovation“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefordert hat. In dem Artikel wurde unter anderem bemängelt, dass für Karnelvalsendungen die Nachrichtensendungen tief in den Abend geschoben werden und dass Bildung nur noch in Quizsendungen vermittelt werde.
In seinem Schreiben stellt Herres die Informationskompetenz seines Senders in den Vordergrund: „Gesendet wird rund um die Uhr, die ‚Tagesschau‘ gibt es im Stundentakt, dazwischen Magazine, Reportagen, Dokumentationen und wenn es irgendwo auf der Welt brennt, wird live berichtet.“ Aber das reiche den Kritikern nicht, so Herres: „Information soll irgendwie anders sein, tiefgründiger und auf keinen Fall weichgespült. Wobei weichgespült meint, populäre Themen verständlich aufbereitet. Was viele sehen und jeder versteht, kann nicht gut sein.“
Programm ausschließlich für Eliten sei nicht sein Auftrag, erklärt Herres. Es könne auch nicht sein, dass die Qualität der Information daran gemessen werde, ob ein Sender zwei Minuten früher als der andere das aktuelle Geschehen kommentiere. Damit nimmt Herres auf die Kritik bezug, dass andere TV-Stationen schneller über die revolutionären Ereignisse in Ägyten berichtet hatten.
Mit einem Wink in Richtung Politik wird dann auch der permanente Blick auf die Quoten gerechtfertigt: „Der Bestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist sicher nicht an einen bestimmten Marktanteil geknüpft, aber auch Medienpolitiker können Zahlen lesen und achten sehr wohl darauf, ob ARD und ZDF ihr Publikum erreichen“, so Herres. Und außerdem möchte man nicht nur für Außenseiter da sein und zum „Gratulanten für die kommerzielle Konkurrenz werden“, die auf die klaren Favoriten setze.
Was Herres vergisst, ist Antworten zu geben auf die Talkshowschwemme, die Metamorphose des Bildungs- zum Quizauftrag und das Schieben von Dokumentation an den Programmrand. Die Nachrichtenkompetenz der Öffentlich-Rechtlichen wurde bisher nie in Zweifel gestellt, nur dass für Unterhaltung und Sport diese Sendungen immer und immer wieder im Programmplan hin- und hergeschubst werden.
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