Fürchten müssen ihn und seine Kommentare in erster Linie andere, doch auch auf sich selbst wirft Dirty Harry regelmäßig einen kritischen Blick. Wie das mit einer gewissen Selbstverliebtheit zu vereinbaren ist, verrät Harald Schmidt im Interview.
Harald Schmidt wieder vor einem Neuanfang: Der 55-Jährige startet mit seiner Late-Night-Show jetzt beim Abonnentensender Sky Hits (4.9./22.15 Uhr). Das Gleiche in Grün wie noch in der vergangenen TV-Saison bei Sat.1. Dort musste er aber seinen Hut nehmen, weil die Quoten nicht stimmten. Im Bezahlfernsehen sind die aber fast egal. Im Interview sprach Schmidt nun über Selbstverliebtheit, die Abonenntenzahlen von Sky und wagte darüber hinaus eine Prognose, wie sich Gottschalk und Lanz bei ihren neuen Jobs schlagen werden.
Sie wirken im ZDF-„Traumschiff“ mit – war es in Ihren Augen nicht ein Skandal, dass die „MS Deutschland“ unter maltesischer und nicht mehr unter der deutschen Flagge verkehren sollte?
Schmidt: Nein, es ist kein Skandal. Skandal ist eine moralische Kategorie. Die „MS Deutschland“ befindet sich in Besitz von Heuschrecken, oder wie heißt das offiziell…?
Heuschrecken…
Schmidt: …befindet sich also im Besitz vonHeuschrecken und die handeln nach den Gesetzen des Marktes. Nebenbeihabe ich gelesen, dass nach der Heimreise der deutschenHockey-Nationalmannschaft von London nach Deutschland 500 000 Euro fürdie Renovierung fällig sind und Kapitän Jungblut Verständnis mit denWorten äußerte, er sei auch mal jung gewesen.
Stimmt es, dass allein durch die Ankündigung, Sie wollten eine Late-Night-Show bei Sky moderieren, Millionen neuer Abonnenten zum Pay-TV-System gestoßen sind?
Schmidt: Genau das wollte ich auch gleich wissen. Da aber nur quartalsweise solche Daten bekanntwerden, dauert es noch einige Zeit, dass diese Erkenntnis wasserdicht ist.
Und unter der Hand schon was gehört?
Schmidt: Mit so einfachen Fragen kriegen Sie vielleicht 98 Prozent meiner Kollegen. Ich sage A: Ich beteilige mich nicht an Gerüchten, und B: In Deutschland ist Insiderhandel verboten. Bingo. Jetzt ist die Luft raus, wie? Aber ich hätte eine noch bessere Antwort: Spitzenkräfte sollten nie Aktien ihres Unternehmens haben, um das Beste für die Aktionäre herauszuholen.
Aber Sie sind doch nur freier Mitarbeiter und hierarchisch ganz unten.
Schmidt: Das ist aber nicht so wie im Journalismus. Bei Sky ist die Hierarchie flach. Es herrscht ein Spirit, eine Corporate Identity.
Eigentlich etwas langweilig: Ihre Sendung bleibt die gleiche wie bei Sat.1.
Schmidt: Ja.
Sie talken viel über Fernsehen. These 1 daher: Markus Lanz wird spätestens nach der dritten Ausgabe von „Wetten, dass..?“ Vorgänger Thomas Gottschalk mit 25 Millionen Zuschauern in den Schatten gestellt haben.
Schmidt: Glaube ich nicht. Aber er wird seine Sache gut machen, eine sehr ordentliche Quote haben, man wird beim ZDF erkennen, dass man gut mit ihm fährt.
These 2: Johannes B. Kerner wird bei Sat.1 auf Ihrem alten Sendeplatz durchstarten.
Schmidt: Soweit ich weiß, hat er noch einen Vertrag mit Sat.1 und hat mit zwei Partnern eine GmbH für Diätshows gegründet. Ich kann mir vorstellen, dass das riesig läuft. Die Programmplaner werden den richtigen Sendeplatz finden.
These 3: Thomas Gottschalk wird nicht nur beim RTL-„Supertalent“ Dieter Bohlen ausstechen, sondern auch später bei „Deutschland sucht den Superstar“.
Schmidt: Falsch. Die Formate sind untrennbar mit Bohlen verbunden. Die haben beide alles im Job erreicht und werden sich einen Fight nach dem anderen liefern, in dem mal der eine, mal der andere gewinnt.
Das sind also ältere Herren. Gehört Joko und Klaas die Zukunft?
Schmidt: Ja. Man weiß nur nicht welche.
Was gucken Sie nun im TV in diesem Halbjahr?
Schmidt: Fußball auf Sky. Ich schalte mich am Samstag um 14.30 Uhr schon in die Stadien vor der Bundesligakonferenz, um zu sehen: Wie ist die Stimmung in Fürth, wie macht sich Nürnberg in Hamburg warm? Spannend. Und zwischendurch alte Folgen der „Sopranos“! Auf welchem Sky-Sender laufen die, na?!
Gucken Sie sich Ihre eigene Sendung auch an?
Schmidt: Ich bin ja selbstkritisch genug, um mich jeden Abend mit meiner Sendung auseinanderzusetzen.
Selbstkritisch – oder auch selbstverliebt?
Schmidt: Das schließt einander ja nicht aus.
Das heißt, Ihre Selbstverliebtheit nimmt in dem Maße zu, wie die Selbstkritik sinkt?
Schmidt: Nein, zur Selbstverliebtheit gehört, mich immer wieder selbstkritisch zu hinterfragen, um hinterher zu einem positiven Ergebnis zu kommen!
Vielen Dank für das Gespräch!INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Carsten Rave/fm]
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