Der Grimme-Preis dürfte in diesem Jahr für besonderes Aufsehen sorgen. Neben den erwarteten Nominierungen hat es nämlich auch das „Dschungelcamp“ von RTL auf die Favoritenliste geschaft.
Das Dschungelcamp ist auf dem besten Weg zu einem Grimme-Preis. Die Nominierungskommission der renommierten Auszeichnung hat das von Kritikern als „Ekel-TV“ verschmähte RTL-Unterhaltungsformat „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ für die Endausscheidung vorgeschlagen.
Insgesamt sind 57 Produktionen und Fernsehschaffende in drei Kategorien für die begehrten Grimme-Preise nominiert worden. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind 52 Mal dabei. Die Privaten können sich Hoffnung auf fünf Preise machen. „Das Fernsehjahr 2012 bot eine ganze Menge Ansehnliches und Diskussionswürdiges“, resümierte Grimme-Institut-Direktor Uwe Kammann am Dienstag in Düsseldorf.
Nichts mehr zu rütteln gibt es an der Auszeichnung von Fernsehregisseur Matti Geschonneck. Er erhält die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, der die Grimme-Preise vergibt. Zwei Grimme-Preise hatte Geschonneck in früheren Jahren bereits für den Politthriller „Die Nachrichten“ (2006) und das Psychokammerspiel „Liebesjahre“ (2012) erhalten. Seine Filme seien kostbare Lehrstücke über die menschliche Seele und die gesellschaftlichen Verhältnisse, sagte Ulrich Aengenvoort vom Volkshochschulverband.
Neben dem Dschungelcamp kann sich Günther Jauch bei den Privaten im Unterhaltungsbereich mit seinem Ratespiel „Wer wird Millionär?“ Hoffnung auf einen Grimme-Preis machen. In der Kategorie gab es allerdings Mängel. „In der Unterhaltung wurde das mögliche Kontingent für die Endjury nicht ganz ausgeschöpft, schlicht, weil es an ausreichend Neuem, Besonderem und Weiterentwickeltem fehlte“, kritisierte Grimme-Direktor Kammann. Die Endjury werde sich aber über Überraschungen in ihrem Korb freuen dürfen, betonte er. Damit ist auch das „Dschungelcamp“ gemeint.
Die Auswahlkommission hatte sich zur ersten Nominierung der seit Jahren bekannten Urwaldshow mit mehr oder weniger Prominenten aus mehreren Gründen entschieden. Die sechste Staffeln sei eine der besten überhaupt und zudem die letzte mit Co-Moderator Dirk Bach, der vergangenes Jahr gestorben ist, sagte der Kommissions-Vorsitzende Hanns Hoff. Er nannte die hohe Produktionsqualität der Sendung. „Wir wollten zeigen, dass der Sender etwas kann, wenn er sich bemüht.“
Nominiert, beim ZDF aber abgesetzt ist die Live-Talkrunde „Roche & Böhmermann“. Bestsellerautorin und Ex-MTV-Moderatorin Charlotte Roche und der subversive Komiker Jan Böhmermann empfangen Gäste und versuchten, mit Provokationen Gespräche anzuheizen.
Wie schon üblich sind die öffentlich-rechtlichen Sender in der Kategorie Information und Kultur unter sich. Ein Haar in der Suppe neben dem mangelnden privaten Engagement fand die Kommission auch bei ARD, ZDF und Co.: In vielen Dokumentationen würden sich die Reporter selbst inszenieren. Das sei bei der Kommission nicht gut angekommen[dpa/ps]
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