1958 wurde Christopher Lee mit der Rolle des Vampirfürsten Graf Dracula zum Weltstar. 54 Jahre später kann der Brite, der noch immer vor der Kamera aktiv ist, auf ein beeindruckendes Schaffen zurückblicken. Am Sonntag feierte der Schauspieler seinen 90. Geburtstag.
Kein Schauspieler in der Geschichte des Kinos spielte den Blutsauger aus Transylvanien bedrohlicher und mit mehr Noblesse als er. Wenn Christopher Lee in „Dracula“ aus seinem Sarg steigt, dann jagt er dem Zuschauer noch heute einen Schauer über den Rücken.
Für den Gentleman unter den Vampirdarstellern war die Rolle Segen und Fluch zugleich: Als „Graf Dracula“ feierte er Ende der 50er Jahre seinen internationalen Durchbruch in dem Film von Terence Fisher. Eine Schauspielschule hatte Christopher Frank Carandini Lee nicht besucht: Nach seinem Einsatz bei der britischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg startete er mit Hilfe eines Vetters gleich in britischen Filmproduktionen durch.
Die Dracula-Rolle brachte ihm 1958 den internationalen Ruhm ein, legte ihn jedoch gleichzeitig auf das Genre des Horrorfilms der Kategorie B-Movie fest. Bis in die 1970er Jahre hinein spielte er den Dracula. Entsprechend lange dauerte es, bis der in London geborene Sohn eines englischen Offiziers und einer italienischen Gräfin sich vom Monster-Rollenfach lösen konnte – neben Dracula war er auch als Frankenstein oder als Fu Man Chu zu sehen.
In den 70er Jahren verlegte Lee seinen Wohnsitz in die USA – nicht zuletzt wohl deshalb, um seiner Karriere eine Wendung zu geben. Von Anfang an ist er jedoch auch dort festgelegt – auf den Bösewicht vom Dienst. Das mag an der Rolle in dem James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gelegen haben. In dem Streifen spielt Lee den Gegenspieler des britischen Geheimagenten.
Privat ist Lee ein ganz anderer: Seit Jahren engagiert sich der mittlerweile greise Schauspieler für das Kinderhilfswerk Unicef, für seinen Einsatz wurde er von der Organisation „Cinema for Peace“ geehrt, von Königin Elizabeth II. wurde er 2009 zum Ritter geschlagen. Auf der Welt sterben jedes Jahr Millionen Kinder – da sei man einfach gefordert zu helfen, sagte Sir Christopher in einem Interview.
Heute, mit 90 Jahren, kann Christopher Lee auf rund 300 Rollen zurückblicken – er erhielt einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als Schauspieler mit den meisten Filmauftritten. Doch Lee brauchte viel Geduld, bis gute Angebote kamen. 1999 besetzte Arthouse-Regisseur Tim Burton ihn in seinem Gruselmärchen „Sleepy Hollow„, es folgte sein Auftritt als finsterer Zauberer Saruman im Mega-Blockbuster „Herr der Ringe„. Mit Burton und seinem Filmpartner Johnny Depp drehte er 2005 auch noch den Kassenschlager „Charlie und die Schokoladenfabrik„.
Doch Christopher Lee hat noch andere Talente: Der Kosmopolit spricht fließend Französisch und Italienisch und kann sich auch auf Deutsch, Spanisch, Schwedisch und Dänisch gut verständigen. Nach vielen Jahren im Ausland lebt Lee heute wieder in seiner Heimat Großbritannien. Mit seiner dänischen Frau Birgit Kroencke, einem ehemaligen Model, hat er die gemeinsame Tochter Christina.
Ans Aufhören denkt der Schauspieler trotz seines Alters nicht: „Es ist erstaunlich: Je älter ich werde, umso mehr Rollenangebote erhalte ich“, sagte der Brite der Nachrichtenagentur dpa bei einer Unicef-Gala im vergangenen Jahr. „Ich werde Filme drehen, so lange ich lebe.“ Zur Zeit ist er in Tim Burtons Film „Dark Shadows“ an der Seite von Johnny Depp im Kino zu sehen.Archiv
[Jasmin Takim/ps]
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