Gottschalk: Schleichwerbung, Durchhalteparolen und Politkritik

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann hat die Kosten der Vorabend-Show „Gottschalk live“ in der ARD kritisiert und ein Werbeverbot für die Öffentlich-Rechtlichen gefordert. Der neue Redaktionsleiter hofft unterdessen auf mehr Zuschauer, die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt verteidigt Gummbärchen in der Studiokulisse und kämpft um reguläre Werbekunden.

In einem Interview mit der „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ NRZ (Samstag) erklärte Politiker Eumann: „Fernsehen braucht Stars. Aber die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender müssen schon sehr sorgfältig kalkulieren, wie viel Gebühren sie für einen einzigen Moderator ausgeben.“ Die ARD habe gehofft, mit zusätzlicher Werbung die Gage für Thomas Gottschalk wieder hereinholen zu können. „Das scheint nicht zu klappen“, so Eumann, Vorsitzender der Medienkommission der SPD und zugleich Medienstaatssekretär in Nordrhein-Westfalen.

Die Show „Gottschalk live“, viermal die Woche immer um 19.20 Uhr zu sehen, war am 23. Januar mit 4,34 Millionen Zuschauern furios gestartet, kommt aber mittlerweile kaum noch über die 1,5 Millionen hinaus. Die für die ARD-Werbung zuständige AS&S teilte dazu am Freitag mit, auch als Vermarkter sei man gut beraten, einem neuartigen TV-Format Zeit zu geben.
 
Man habe „derzeit keine Sorgenfalten, was die angemessene Auslastung unsere Werbeblöcke in der halben Stunde vor Acht betrifft.“ So äußerte sich AS&S-Sprecher Norbert Rüdell bereits vor acht Tagen, als bekannt wurde, dass die „Gottschalk live“-Werbetarife um 30 Prozent billiger würden (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
 
Angesichts von Gottschalks Sponsor Haribo sagte Eumann, es sei richtig, darüber nachzudenken, ob gut bezahlte Stars von ARD und ZDF Nebeneinkünfte bräuchten. Dass Gottschalk in der Sendung keine Gummibärchen platziert, findet Eumann richtig: „Gummibärchen im Studio nutzen höchstens dem Moderator, aber schaden dem Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.“ Die ARD bestätigte, dass lediglich ein Plastikgummibärchen auf Gottschalks privatem Schreibtisch stehe, aber nicht in der Studiodekoration.
 
Ab 2017 sollten ARD und ZDF ganz auf Werbung verzichten, forderte Eumann. Der Ausstieg müsse nicht zulasten der Gebührenzahler gehen: „Die Werbeeinnahmen machen ja nur einen geringen Teil der Einnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus und wir wollen schrittweise aussteigen. Dann ist zu prüfen, ob und wie die Sender mögliche Ausfälle verkraften. Sparen ist da kein schlechter Rat, denn wir wollen die Belastung für die Beitragszahler so gering wie möglich halten.“
 
Unterdessen hat sich der künftige Redaktionsleiter von „Gottschalk live“, Markus Peichl (53), davon überzeugt gezeigt, bald wieder mehr Zuschauer anzuziehen. Der ehemalige Chefredakteur der Satire-Zeitschrift „Tempo“ sagte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview mit „Spiegel Online“: „Thomas ist wie ein Auto, das locker 300 PS schafft, im Moment aber nur 40 auf die Straße bringt. Jetzt muss die Redaktion an den richtigen Schrauben drehen“. Gemeinsam mit dem Komiker Oliver Kalkofe soll er dem Format auf die Sprünge helfen.
 
Bezüglich der schwachen Quoten äußerte Peichl: „Es gibt kein klares Konzept. Mal führt er Gespräche, mal kommentiert er das Tagesgeschehen. Mal gibt es Einspielfilme, mal keine. Mal kommen Superpromis ins Studio, mal Unbekannte. Der Zuschauer muss wissen, was ihn erwartet.“ Zum Zeitplan für Veränderungen sagte Peichl, bis zur Sommerpause sitze das Konzept. Ab Herbst würden sich die Polituren im Zuschauerinteresse bemerkbar machen. Er sei sich sicher, dass es die Sendung dann noch geben werde. [ar/dpa]

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1 Kommentare im Forum
  1. AW: Gottschalk: Schleichwerbung, Durchhalteparolen und Politkritik Mit einer (mal wieder..) irreführenden Überschrift wird der Eindruck erweckt, Thomas Gottschalk hätte sich zu Wort gemeldet. Statt dessen werden alle möglichen Leute zitiert, die ÜBER die Sendung "Gottschalk live" reden. Wer also ein Statement von Gottschalk erwartet, braucht den Artikel gar nicht zu lesen.
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