In dem ARD-Psychodrama „Nacht ohne Morgen“ hat Götz George am Mittwoch einen pensionierten Staatsanwalt gespielt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sagt der 73-Jährige, was ihn an dieser stillen Rolle interessiert.
Was hat Sie an „Nacht ohne Morgen“ interessiert?
Götz George: Es ist einfach eine gute Geschichte. Es geht um einen Mann, der am Ende seines Lebens merkt, dass er sich zeitlebens belogen hat. Wir leben ja alle mit Lebenslügen. Da kann einem so ein Film schon sehr helfen, sich mehr auf sich selbst zu besinnen und darauf zu achten, ob man ehrlich mit sich umgeht. Mich hat die Geschichte schon berührt und ich glaube, das überträgt sich auch.
Welche Lebenslügen haben Sie?
George: Ich bin jetzt am Ende meines Lebens und ich denke, ich bin ziemlich verschont geblieben. Ich bin immer einen recht gradlinigen Weg gegangen. Damit habe ich sicher auch immer wieder Menschen vor den Kopf gestoßen, aber ich habe mich nicht verbiegen lassen. Doch das kann man erst am Schluss sagen. Wenn so ein Film kommt, nimmt man das zum Anlass, sich besonders zu hinterfragen.
Es ist der fünfte Film, den Sie mit Andreas Kleinert machen. Was ist das besondere an seiner Regie?
George: Er ist ein guter Psychologe, er schaut auch hinter die Figuren. Und wir sprechen während der Arbeit viel. Dieser Staatsanwalt, den ich spiele, ist ja ein sehr reduzierter Mensch, der hat abgeschlossen mit sich und der Welt. Und trotzdem entwickelt sich zwischen ihm und der jungen Frau menschlich etwas.
Sie spielen mit zwei starken Charakteren – Barbara Sukowa und Fritzi Haberlandt. Arbeiten Sie lieber mit Männern oder mit Frauen?
George: Das kann ich nicht sagen. Wenn du mit solchen Kalibern spielst, hast du immer den Druck, gut zu sein, immer das Bestmögliche zu liefern. Du willst auf gleicher Augenhöhe sein. Das ist anstrengend, aber auch sehr anregend – egal, ob es Männer oder Frauen sind. Durch die Fantasie und Kreativität der anderen bekommst du ein Feedback.
Sind Sie im Alter zunehmend an schwierigen Themen interessiert?
George: Ich habe mit 22 schon Filme mit Wolfgang Staudte gemacht (“Kirmes“, ein grandioser Film und eine wunderbare Zusammenarbeit). In 60 Jahren gibt’s dann natürlich auch ein paar Knalltüten, die man spielt und auch gern spielt, aber insgesamt waren es fast alles ziemlich handfeste Charakterrollen, die ich zu bewältigen hatte. Das hat mich geformt und erfüllt. Deshalb konnte man mich auch nicht festlegen auf Schimanski.
Apropos Schimanski – gibt’s noch einen?
George: Meine Produzentin Sonja Goslicki von Colonia Media, die ja wie der gute Engel über meiner künstlerischen Laufbahn ist, hat ein neues Drehbuch in Auftrag gegeben. Sie sagt, es ist eine gute Geschichte. Aber wir müssen erst das Buch abwarten und dann entscheiden wir in aller Ruhe.
Färben Sie sich eigentlich die Haare?
George: Das ist eine ganz dämliche Frage…
…stammt aber aus dem Film. Fritzi Haberlandt fragt Sie das.
George: Aber das muss man doch wissen von mir! Wenn ich mir die Haare färben würde, wäre alles falsch gewesen, was ich immer gesagt habe – dass ein Schauspieler nicht eitel sein darf. Jeder eitle Schauspieler ist ein schlechter Schauspieler. Nein, nein, im Gegenteil: Ich muss mir inzwischen die Haare weiß färben – für meine Rollen. Det is Scheiße.
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview Nada Weigelt]
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