Er zählte zu den bekanntesten Sprechern in der „Aktuellen Kamera„. Klaus Feldmann las seit 1961 bis zum Mauerfall die Nachrichten im DDR-Fernsehen vor. Der Journalist wurde 87 Jahre alt.
Mit unbewegtem Gesicht las er in der „Aktuellen Kamera“ – der Haupt-Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens – die Texte vom Blatt. Fast drei Jahrzehnte lang. In der DDR war er so bekannt wie Ulrich Wickert im „Westen“ – aber wegen der berufsbedingten Staatsnähe auch umstritten. Dann fiel die Mauer. Klaus Feldmann musste sich einen neuen Job suchen. Er arbeitete etwa in der Pressestelle einer Gewerkschaft, als Sprecher bei lokalen Fernsehsendern in Brandenburg und war Buchautor. Mit 87 Jahren starb Feldmann nun „in den Armen seiner Frau in Berlin“, wie eine Sprecherin des Eulenspiegel-Verlags am Dienstag sagte.
Der gelernte Buchdrucker war von 1961 bis 1989 eines der Gesichter in der „Aktuellen Kamera“. Gerade beim DDR-Rundfunk habe es auch „Staatstrompeten“ gegeben, die hätten Meldungen über den Sozialismus so gesprochen, als würde eine rote Fahne gleich mit auf den Tisch gestellt, sagte Feldmann vor einigen Jahren der Deutschen Presse-Agentur. Er habe versucht, sich eine „gewisse Neutralität“ zu bewahren.
Versucht, sich „gewisse Neutralität“ zu wahren
Zu früheren Sprecher-Kollegen habe er nur wenig Kontakt, berichtete er. „Die wollen meist mit der Zeit nichts mehr zu tun haben, wollen nicht erinnert werden.“ Nachrichten verfolgen und sich informieren – das sei nach wie vor wichtig für ihn, betonte er. Als sehr agil wirkender 85-Jähriger äußerte er sich vor zwei Jahren auch über die Corona-Berichterstattung. Sie beinhalte zu viel Deprimierendes. „Aber es gehört doch auch dazu, mal zu betonen, wie viele Menschen genesen sind“, sagte Feldmann.
Dem DDR-Fernsehen blieb er nach dem Mauerfall weiter treu: Im brandenburgischen Königs Wusterhausen gibt es im Sender- und Funktechnikmuseum eine Ausstellung über die TV-Ära im sozialistischen Teil Deutschlands – dort betreute der Ex-Nachrichtensprecher regelmäßig Besucher. „Wir hatten die erste Kamerafrau Deutschlands“, schwärmte er etwa über „damals“.
Auch in einem Buch blickte Feldmann auf die DDR-Sender zurück: In „Verhörte Hörer“ (2016) trug er Anekdoten über Kollegen aus Rundfunk und Fernsehen und sich selbst zusammen, die im Sozialismus eigentlich nie passieren sollten.
So sorgten Versprecher wie „bunte Transparente und Bruchbänder“ oder das „Pilotbüro der SED“ für Lacher. Dass solche Missgeschicke bei Zuhörern und Zuschauern in der DDR oft als Komik ankamen, sei aber nur die eine Seite gewesen. Etliche Kollegen hätten ständig Angst gehabt, dass ihnen der Zungensalat politisch negativ ausgelegt wird, schrieb Feldmann.
Klaus Feldmann: DDR-Bürger mussten sich in ‚Aktueller Kamera‘ mehrmals erklären lassen, wer Honecker sei
Und eine Nachricht über Erich Honecker habe immer an erster Stelle verlesen werden müssen – aber nicht ohne Titel: Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und Vorsitzender des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik. In jeder Sendung hätten sich die DDR-Bürger mehrmals erklären lassen müssen, wer Honecker sei, hatte Feldmann im Buch notiert.
Über sein Leben als Senior berichtete der Journalist vor zwei Jahren: Seine Familie, Frau, Kinder und Enkelkinder würden ihn jung halten. Es sei immer etwas los. „Mir geht es ganz gut, ich habe zwar ein paar Zipperlein, die beachte ich aber nicht groß, die sind nicht lebensgefährlich.“ Er sei nun „nach langer Krankheit“ gestorben, hieß es am Dienstag aus dem Eulenspiegel-Verlag.
[Sophia-Caroline Kosel]
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