Ende Februar werden in Hollywood die Oscars verteilt. Doch der „Trophäen-Buzz“ um die Filmfavoriten läuft schon auf Hochtouren. Am Donnerstag werden die Golden-Globe-Kandidaten verraten. Unter anderem machen sich Wim Wenders und Brad Pitt Hofnungen auf die begehrte Auszeichnung.
Vor einem Jahr war es so gut wie sicher, dass „The King’s Speech“ bei den Globes und den Oscars „Gold“ holen würde. Bei Hollywoods alljährlicher Trophäenjagd war das Drama mit Colin Firth als stotterndem britischen König der große Favorit. Diesmal gibt es vorab keinen klaren Sieger. Das macht den „Trophäen-Buzz“ – das Getuschel über die möglichen Gewinner – umso spannender. Die Bekanntgabe der Golden-Globe-Nominierungen am Donnerstag dürfte das Rätselraten erleichtern: Die Mitte Januar verliehenen Globes gelten als wichtiger Wegweiser für die Oscar-Gala.
Am 24. Januar werden dann die Oscar-Nominierungen verlesen. Einen Monat später geht Hollywoods größte Trophäen-Party zum 84. Mal über die Bühne. Das Feld der Kandidaten ist groß, mit viel Hollywood- Prominenz, darunter Brad Pitt, George Clooney, Meryl Streep, Steven Spielberg und Martin Scorsese.
Nach den Vorschriften der Oscar-Akademie müssen Filme vor dem Jahresende in US-Kinos angelaufen sein, um sich für eine Nominierung zu qualifizieren. Bis auf den letzten Drücker wartet der britische Regisseur Stephen Daldry („Der Vorleser“) mit seinem Terror-Drama „Extremely Loud And Incredibly Close“, das erst zu Weihnachten in den US-Kinos startet. Kaum ein Kritiker hat es vorab zu Gesicht bekommen. Oscar-Preisträger Tom Hanks und Sandra Bullock spielen die Hauptrollen. Es ist die Story eines New Yorker Jungen, der seinen Vater bei den Terroranschlägen vom 11. September verlor.
Zum Auftakt der Trophäen-Saison verteilen Kritiker und Film-Insider erste Preise, Tipps und Vorschusslorbeeren. So kürten die New Yorker Filmkritiker Ende November den schwarz-weißen Stummfilm „The Artist“ des Franzosen Michel Hazanavicius zum besten Film des Jahres. Ein gutes Omen für einen Film, von dessen Machern in Hollywood kaum jemand zuvor gehört hatte. Steven Spielberg und Martin Scorsese sind das andere Extrem. Die bereits Oscar-prämierten Altmeister fahren mit dem bildgewaltigen Kriegsepos „Gefährten – War Horse“ und dem aufwendigen 3D-Film „Hugo Cabret“ schweres Geschütz auf.
Brad Pitt winken doppelte Chancen, mit Terrence Malicks „The Tree of Life“ und mit dem Baseball-Drama „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“. Darin spielt er den unkonventionellen Teammanager Billy Beane, der die Mannschaft der Oakland A’s vor dem Ruin rettete. Eine echte Figur mimt auch Leonardo DiCaprio in Clint Eastwoods „J. Edgar“, über den FBI-Gründer J. Edgar Hoover. Meryl Streep glänzt in der Rolle von Margaret Thatcher in „Die eiserne Lady“, während Michelle Williams in „My Week with Marilyn“ als Marilyn Monroe eine umwerfend gute Figur macht. Die Oscar-Juroren belohnen gerne die gekonnte Darstellung berühmter Charaktere. Helen Mirren holte sich 2007 als „Die Queen“ ihren ersten Oscar, Colin Firth als König George VI. im vorigen Februar.
Humor und Spannung stehen ebenfalls auf der Favoriten-Liste. Woody Allens „Midnight in Paris“ und die George-Clooney-Komödie „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ bescheren Lacher mit Tiefgang. Auch das viel gepriesene Südstaatendrama „The Help“ über die Not schwarzer Hausmädchen hat humorige Untertöne. David Fincher, der im vergangen Januar mit „The Social Network“ den Regie-Golden-Globe holte, sorgt diesmal für Gänsehaut. Sein Thriller „Verblendung – The Girl With The Dragon Tattoo“ mit Daniel Craig und Rooney Mara im ersten Teil von Hollywoods „Millennium“-Trilogie wurde von der „New York Times“ als „trostlos aber faszinierend“ gelobt.
Spannend wird die Preis-Saison auch für den deutschen Regisseur Wim Wenders, der mit seinem Dokumentarfilm „Pina“ bei den Oscars gleich doppelte Chancen hat. Zum einen geht die 3D-Doku über die 2009 gestorbene Wuppertaler Choreographin Pina Bausch für Deutschland ins Rennen um den Auslands-Oscar. Zum anderen hat es „Pina“ in der Sparte „Dokumentarfilme“ in der Vorrunde schon unter die 15 Spitzenkandidaten geschafft. [Barbara Munker]
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