Ein ehemals glückliches Ehepaar zerfleischt sich vor Gericht, der Mann landet in der Psychiatrie. Wie es dazu kommen konnte, zeigt nun ein TV-Drama.
Manchmal geschehen Dinge im Leben, die sich niemand auch nur ansatzweise vorstellen kann. Und so werden aus einem glücklichen Paar nach und nach zwei Menschen, die sich beleidigen und verdächtigen. Darum geht es in dem Film „Gefangen – Der Fall K.“, der an diesem Freitag (23. Februar) um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen ist.
„Mein Name ist Sebastian Kronach, und ich bin in eine absolut unglaubliche Geschichte geraten“ – so spricht zu Beginn Wastl Kronach (Jan Josef Liefers), der in einer Münchner Klapse einsitzt, gebrochen und ergraut. Eine Rückblende führt zurück in die siebziger Jahre, als der Automechaniker ein gefragter Restaurator von Oldtimern war.
Bei einem Porsche-Rennen in den Bergen sitzt seine Frau Elke (Julia Koschitz) neben ihm, eine Top-Vermögensberaterin. Ein großer Teil ihrer Arbeit besteht darin, das Schwarzgeld einiger Kunden in Schweizer Tochterunternehmen ihrer Bank zu verlagern und damit vor der deutschen Steuer zu verstecken. Dass sie dabei auch mit kriminellen Waffenhändlern zu tun hat, behagt ihm überhaupt nicht und er verlangt von ihr, dass sie mit solchen Geschäften aufhört.
Doch sie findet Gefallen an ihrem Leben in Saus und Braus, hält ihn für einen Verlierer, während er eine ehrliche Haut bleiben möchte. Sie entfremden sich zunehmend voneinander, streiten sich, die Scheidung wird eingereicht. Dann wird Wastl beschuldigt, Elke geschlagen und gewürgt zu haben. Es kommt zur Trennung und zu einem Gerichtsverfahren, bei dem er aufgrund dubioser Gutachten als gemeingefährlich und paranoid eingestuft und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, in der er lange bleiben wird.
Diese Geschichte ist – insbesondere mit dem Blick von heute auf die damalige Zeit – wirklich haarsträubend. Regisseur Hans Steinbichler hat sich zweifellos am wahren Fall Gustl Mollath orientiert, der sieben Jahre lang – vermutlich aufgrund von Intrigen und Willkür – in der Psychiatrie einsitzen musste. Steinbichler hat peinlich genau alle Namen geändert und setzt auf ernsthafte Töne, Musik wird sehr sparsam verwendet.
Sein Film zeigt nicht nur die private Seite der Zerrüttung einer Ehe, sondern insbesondere das Versagen von Ärzten, Gutachtern, Psychologen und Richtern, die alle am gleichen Strang gezogen und den ehedem lebensfrohen Autobastler zu einem „gemeingefährlichen Wahnsinnigen“ abgestempelt haben. Er ist aufgrund von Beurteilungen eingesperrt worden, die Personen erstellt haben, die ihn kein einziges Mal persönlich getroffen hatten.
Kronach hat sich juristisch weitergebildet, Beschwerdeschriften an die Verfassungsorgane geschrieben, doch seine Einlassungen vor Gericht wurden als „nicht relevant“ betrachtet. Juia Koschitz erscheint hier als eine unsympathische und durchtriebene Figur, die höchst intrigant und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.
Jan Josef Liefers hat den Hauptpart – er spielt diesen verzweifelten und neurotischen Mann mit großer Haltung und macht den Alptraum förmlich greifbar, dem er über acht Jahre lang ausgesetzt gewesen ist. Erst als die Medien auf ihn aufmerksam werden, gerät sein Fall an die Öffentlichkeit. Dass er darüber nicht zerbrochen ist oder völlig den Verstand verloren hat, grenzt an ein Wunder.
[Klaus Braeuer]
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