Berlin – Der Ball rollt, die Quoten steigen und die TV-Macher freuen sich: Der Fußball hat den deutschen Sendern, ob privat oder öffentlich-rechtlich, ihre Jahres-Quotenbilanz deutlich aufgebessert.
Für die ARD hat sich die rund 50 Millionen teure Investition in die Bundesligarechte gelohnt: Vom 1. bis zum 15. Spieltag hatte die samstägliche Sendung einen durchschnittlichen Marktanteil von 29,2 Prozent, rund 5,3 Millionen Zuschauer ab drei Jahren sahen im Durchschnitt zu. Die ARD-Sendung ist damit erfolgreicher als die Vorgängersendung „ran“ bei Sat.1 „Das ‚Sportschau‘-Konzept ist voll aufgegangen“, sagt WDR-Sportchef Heribert Faßbender im ddp-Gespräch. Man habe es mit neuem Konzept und den Moderatoren Reinhold Beckmann und Gerhard Delling geschafft, den „Fußball wieder in den Mittelpunkt“ zu stellen.
Bei Sat.1 hat man den Verlust der Bundesliga inzwischen verwunden, denn der Einkauf der Champions League zahlt sich aus. Nach Angaben des Senders verfolgten die sechs Live-Spiele durchschnittlich 8,26 Millionen Zuschauer (Marktanteil 27,2 Prozent ), immerhin 1,77 Millionen Zuschauer mehr, als RTL im vergangenen Jahr erreicht hatte. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kam Sat.1 im Durchschnitt auf 0,65 Millionen Zuschauer mehr.
Beim Sender ist man stolz darauf, Konkurrent RTL mit der Berichterstattung über die „Königsklasse“ überflügelt zu haben. Sat.1-Sportchef Albrecht Schmitt-Fleckenstein führt das Ergebnis auf den Anspruch „viel Atmosphäre zu transportieren“ zurück. Die Entscheidung, nicht aus einem Sendezentrum in München auszustrahlen, sondern komplett aus dem Stadion, sei richtig gewesen.
Für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) hat sich die Investition in die Sonntagsspiele ausgezahlt. Das Produkt 1. Bundesliga habe dem DSF einen „deutlichen Schub nach vorne gegeben“, sagt DSF-Geschäftsführer Rainer Hüther. Die Berichterstattung über die Sonntagsspiele habe sich „signifikant“ auf den Gesamtmarktanteil von DSF ausgewirkt. Der Sender in Ismaning bei München erzielte ab August eine Steigerung von 0,2 auf 1,2 Prozent.
Zum Ende der Saison ist der Markt für die Fußball-TV-Rechte noch einmal in Bewegung geraten. ARD und ZDF stecken in Verhandlungen mit dem Schweizer Rechteinhaber Infront über die TV-Rechte der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die Sender haben ein Erstverhandlungsrecht, Bezahlsender Premiere steht jedoch bereits in den Startlöchern und beobachtet die Gespräche „mit Interesse“.
Wie es mit der Vermarktung der Bundesliga weiter geht, bleibt ebenfalls spannend. Bisher war man davon ausgegangen, dass Rechteinhaber Infront im Dezember die ablaufende Option für die Bundesligarechte zieht und bis 2006 verlängert. Doch die Agentur hatte jüngst mit dem Ausstieg aus dem Bundesliga-Geschäft gedroht. Angesichts herber Verluste des Unternehmens sei eine Vertragsverlängerung mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) fraglich.
Das kommt vor allem den großen Vereinen der Liga, die kürzlich zu einem so genannten G8-Treffen zusammenkamen, nicht ganz ungelegen. Sie sind mit der Vermarktung nicht zufrieden und wollen mehr Geld. So hatte die ARD für die Bundesligarechte bereits deutlich weniger gezahlt als noch Sat.1. Mit Spannung wird daher ein Treffen der DFL am Montag erwartet. Die Profiklubs wollen auf einer Vollversammlung entscheiden, ob sie sich künftig selbst vermarkten. [fp]
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