Enthüllungen der Plattform Football Leaks haben erneut Machenschaften von Fußball-Funktionären aufgedeckt. Im Detail geht es um eine Super Liga und Verstrickungen von FIFA-Boss Infantino. Die ARD zeigt am Abend eine Sondersendung hierzu.
Die Fußballwelt wird von neuen Enthüllungen erschüttert. Die Plattform Football Leaks hat dem „Spiegel“, dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC Unterlagen zugespielt, deren Inhalt reichlich Zündstoff bieten.
Bei der Auswertung der brisanten Papiere durch die genannten Redaktionen kamen bislang hauptsächlich zwei Skandale zum Vorschein. Zum einen soll eine Reihe von europäischen Top-Klubs – darunter an vorderster Stelle auch der FC Bayern München – seit Jahren im Geheimen eine Super Liga vorantreiben. Zum anderen soll der jetzige FIFA-Chef Gianni Infantino zu seiner Zeit als UEFA-Generalsekretär die Scheich-Klubs Paris Saint Germain und Manchester City vor hohen Strafen durch das 2015 in Kraft getretene Financial Fairplay beschützt haben.
Die Enthüllungen, die die geplante Super Liga außerhalb der bisherigen UEFA-Wettbewerbe betreffen, zeigen auf, dass der FC Bayern zeitweise gar einen Austritt aus der Bundesliga in Erwägung gezogen haben soll, um anstatt dessen zusammen mit Teams wie dem FC Barcelona, FC Arsenal, Real Madrid und Juventus Turin in absehbarer Zeit einen eigenen Wettbewerb auszutragen. Dem deutschen Rekordmeister wird laut den Unterlagen sogar eine führende Rolle beim Vorantreiben der Pläne zugeschrieben.
Mittlerweile haben die Münchner aber in Person ihres Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge einen Ausstieg aus der Bundesliga und auch allen UEFA-Wettbewerben weit von sich gewiesen. In Person ihres Justiziars Dr. Michael Gerlinger wird die Beteiligung an den Super-Liga-Plänen der Top-Klubs in der ARD-Reportage zum Thema aber offen zugegeben, jedoch als Druckmittel gegenüber der UEFA bei der kürzlich geschehenen Reform der Champions League dargestellt.
Rummenigge, seines Zeichens langjähriger Präsident der Interessensvertretung der Europäischen Klubs (ECA), dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese Drohgebärde mit initiiert haben – letzten Endes mit Erfolg. Besagte Reform von Europas Königsklasse des Fußballs bedenkt die ohnehin finanziell gesegneten großen Vereine mit noch mehr Prämien und Absicherungen als je zuvor.Infantino hält seine schützende Hand über Scheich-Klubs
Während die Enthüllungen zum Kartell der Spitzenvereine Europas mehr ein offenes Geheimnis denn undurchsichtige Machenschaften sind, ist das, was Gianni Infantino vorgeworfen wird, im Grunde als der noch größere Skandal zu bewerten. Der jetzige FIFA-Boss soll bei seiner vorigen Tätigkeit als UEFA-Generalsekretär das vom Verband für ein erhöhte Chancengleichheit unter den Vereinen ins Leben gerufene Financial Fairplay stark beeinflusst, wenn nicht gar außer Kraft gesetzt haben.
So wurden laut der Football-Leaks-Papiere die aus den arabischen Emiraten finanzierten Klubs Manchester City und Paris Saint Germain vor allzu hohen Strafen beschützt. Beide Vereine haben in den vergangenen Jahren ein Transfer-Gebaren an den Tag gelegt, das von außen betrachtet nichts mit dem sogenannten Financial Fairplay zu tun haben konnte. Nun befürworten sich diesbezügliche Befürchtungen der Fußballfans wohl. Korruption scheint nicht erst seit kurzem über den Sport zu herrschen, der weltweit die wohl größte Anhängerschaft hinter sich weiß.
In einer Reportage der ARD zu den Enthüllungen von Football-Leaks wird am heutigen Sonntagabend tiefer auf das Thema eingegangen werden. Die Sondersendung läuft direkt nach dem „Tatort“ um 21.45 Uhr. [bey]
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